Friedlicher Nachbar in Bochum-Linden
1854 - 1961
Wie bei vielen Zechen an der Ruhr begann der Betrieb von Friedlicher Nachbar um die Mitte des 19. Jahrhunderts.
Schon am 31. Mai 1831 mutete der Freiher Ludwig von Elverfeldt, der mehrere Zechen im Raum Bochum-Witten betrieb das Grubenfeld.
Vielleicht aus einer Ahnung heraus benannte er die Mutung mit Friedlicher Nachbar, da es erst nach mehr als 20 Jahren Rechtsstreit
am 14. November 1854 verliehen wurde. Die neue Zeche wurde nach dem kleinen Feld benannt. Trotzdem gelang es der Zeche später durch Zukauf
eine rentable Größe zu erreichen. Zunächst bestand kein eigener Tiefbauschacht. Ab dem 21. September 1855 nutzte man den nicht mehr
für die Förderung benötigten Schacht Roeder der Zeche General an, der nur 50 m nördlich der Markscheide lag. Trotz des folgenden
Kaufs des Schachts bestanden aber weiter Mitnutzungsrechte, obwohl die Unterhaltung bei Friedlicher Nachbar lag. Die Förderung
begann am 11. Dezember 1855 mit dem vorhandenen Pferdegöpel. Er wurde ab dem 23. Juni 1857 durch einen Dampfhaspel ersetzt. Die Kohle
wurde mit Pferdefuhrwerken zur Niederlage an der Ruhr bei Bochum-Dahlhausen transportiert. Dieser teure Betrieb führte zur Anlage
eines Schiebewegs im nördlich gelegenen Tal. Dazu erlaubte das Bergamt eine eine Förderpause von Ende April 1858 bis Ende Juli 1859.
1861/62 wurde der Weg zu einer Pferdebahn umgebaut.
Diese Nachteile führten recht schnell zum Abteufen eines eigenen Schachts. Das Grubenfeld war recht klein, konnte aber später
vergrößert werden. Die Zeche Baaker Mulde wurde 1899 übernommen und 1923 die Zeche Hasenwinkel.
Von 1859 bis 1873 gehörte die Zeche einem Konsortium aus Amsterdam und dazu einem Kaufmann aus Goch. Vielleicht war Spekulation im
Spiel, da einige Partikuliere dazu gehörten, die mit Kohlentransporten Geld zu
verdienen hofften. Der Betrieb lief aber nicht gut an und stagnierte auf ziemlich niedrigem Niveau. Erst mit dem eigenen Schacht
begann die Entwicklung zu einer größeren Anlage. Von 1873 bis 1890 verhinderte die allgemeine Wirtschaftskrise einen echten Fortschritt.
1898 wurde die Zeche an ein Konsortium verkauft, zu dem auch der Großindustrielle August Thyssen gehörte. Im selben Jahr kam noch
Hugo Stinnes dazu, der den weiteren Kurs maßgeblich bestimmte. Danach entwickelte sich Friedlicher Nachbar zu einer mittelgroßen
Zeche. Ab 1904 gehörte sie zur Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und Hütten AG, einem der größten damaligen Konzerne. Während der
Weltwirtschaftskrise lag die Zeche 1932/1933 insgesamt 17 Monate lang still. Größere Unfälle während der Betriebszeit bis zur Stilllegung
1961 scheint es nicht gegeben zu haben. Einige Brände und Unglücke bei der Fördung und Defekte an der Wasserhaltung erzeugten nur
Sachschaden und Ausfallzeiten.
Die Kohle wurde nach dem Bau der Eisenbahn über den Bahnhof Dahlhausen abgesetzt. Die Anbindung durch das Ruhrtal war unzuverlässig
(Hochwasser), daher wurde 1873 eine erste Verbindung durch den stillgelegten Glücksonner Stollen angelegt. Eine Pferdebahn
ging bis zur heutigen Lewacker Straße. Die Schluchtstaße gab es damals noch nicht. Die Bahn lief oben am Hang entlang und wurde über
einen Bremsberg auf die Stollensohle gebracht. Das renovierte Stollenmundloch liegt neben der ehemaligen Zeche Dahlhauser Tiefbau.
1878 kam die endgültige Anbindung durch einen Tunnel unter der Hattinger Straße an die Bahnstrecke Weitmar-Dahlhausen (heute Fuß-/Radweg).
Zur Henrichshütte in Hattingen bestand ab 1922 eine Seilbahn, mit der Schlacken für den Bergeversatz angeliefert wurden. Ohne diesen
wäre der Abbau der meist steil gelagerten Flöze nicht möglich gewesen. Nach der Stilllegung von Schacht 1 bestand von 1919/20 bis 1925/26
eine weitere Seilbahn zum Schacht 2 zum Abbau der dort gelegenen Halde. Zum Schacht 3 (Ostholz) lief eine dritte Seilbahn für den Transport
von Material zum Bergeversatz. Das Material der Halde Hasenwinkel wurde ab 1932 über einen 530 m langen Stollen zur Anlage
Friedlicher Nachbar gebracht.
Die denkmalgerecht sanierte Zechensiedlung bietet zusammen mit einem ähnlich angelegten Neubaugebiet - auch wegen des nahen
Ruhrtals - ein attraktives Wohnumfeld.
Im Rauendahler Siepen ist schon im 17. Jahrhundert Bergbau belegt. Es handelt sich aber um sehr kleine und kurzlebige Stollenbetriebe,
deren genaue Lage unsicher ist, da kaum Karten existieren. Dies gilt auch für die späteren größeren Stollenbetriebe. Die Mundlöcher
sind alle von der Tiefbauanlage überbaut worden. Zum Teil waren diese Stollenzechen auch aus dem St. Mathias Erbstollen heraus
aufgeschlossen und förderten aus zahlreichen kleinen Schächten.
Der Zechenbetrieb lief relativ unglücksfrei. 1888 starben drei Bergleute bei einer Schlagwetterexplosion auf Baaker Mulde.
Die Vorgängerbetriebe arbeiteten zeitweise betrieblich zusammen oder schlossen ältere Abbaue erneut auf. Daher ist die Darstellung
der Entwicklung der Stollenzechen im Rauendahl etwas unübersichtlich. Ähnliches gilt für Betriebe des Nachlesebergbaus.
Schacht | Teufe | Betrieb | Stilllegung | max. Teufe (m) | Kokerei/Brikettfabrik |
Friedlicher Nachbar 1 | 1868 | 1870 | 1961 | 495 | |
Friedlicher Nachbar 2 | 1899 | 1901 | 1961 | 789 | 1905 - 1960 (B) |
Ostholz | 1900 | 1902 | 1961 | 543 | |
Johann Friedrich | 1855 | 1860 | 1961 | 602 | 1900 - 1919 (K) 1894 - ca. 1914 (B) |
maximale Förderung Baaker Mulde 166100 t 1897
durchschnittlich 100000 - 150000 t/a
maximale Förderung Friedlicher Nachbar 609285 t 1909
durchschnittlich 400000 - 500000 t/a
(vor dem Zusammenschluss zwischen 96000 und 106000 t jährlich)
Informationen zum Stollen Glücksonne gibt es unter Dahlhauser Tiefbau.