Zeche Helene-Nachtigall in Witten Heven-/Bommern

1856 - 1925


Helene-Nachtigall Übersicht


Die Zeche Nachtigall lag südlich der Ruhr am Muttental, das immer wieder als Wiege des Ruhrbergbaus bezeichnet wird. Der in einer Sage vorkommende Schweinehirt dürfte ziemlich entkräftet aber auch in Mülheim, Essen oder Dortmund unterwegs gewesen sein. Seit dem Mittelalter sind aus diesen Bereichen Hinweise auf einen primitiven Bergbau bekannt.
Die Zeche Nachtigall und die Zeche Helene nördlich der Ruhr bildeten ab 1884 einen Verbund, der wegen wirtschaftlicher Erfolgslosigkeit die Stilllegung im Jahr 1896 nicht verhindern konnte. Beide waren lange Zeit einträgliche Unternehmen, die durch Konsolidationen mit kleineren Nachbaranlagen entstanden. Von Anfang an gab es wegen der Ruhr und fehlendem Deckgebirge Probleme mit Wassereinbrüchen unter Tage (Ruhrhochwasser und Starkregen). Die damit entstehenden Kosten trugen wesentlich zur Stilllegung bei. 1884 betrugen die Zuflüsse beispielsweise 7 m³/min auf Nachtigall und 4 m³ auf Helene, ein Mehrfaches der üblichen Werte.
Bis auf die Schlussphase kam es kaum zu Unglücken. 1894 stürzten auf Nachtigall vier Bergleute in den Schacht. 1885 starben bei einer Schlagwetterexplosion auf Helene weitere vier.


Helene

Die Zeche Helene hatte anfangs die Bezeichnung Helena. Sie könnte aus der griechischen Mythologie stammen. Helena war eine der Töchter von Zeus.
Am Anfang der Zeche standen mehrere Stollenbetriebe, die zusammen arbeiteten und teilweise in Helena aufgingen.


Helene Stollen

Helene Tiefbau
Von 1800 bis 1801 wurde eine geringe Menge Kohle über den Gesellschafts-Erbstollen abgebaut. Die prokuktive Phase begann 1831. Die Abbaumengen blieben mit einigen Tausend t/a gering. Erst mit dem Abteufen des Tiefbauschachts ab 1856 stieg sie an, auch da ab 1861 ein Eisenbahnanschluss bestand. 1865 wurde im Feld Laterne ein Luftschacht abgeteuft. Die bis dahin Helena genannte Zeche konsolidierte 1869 zu Helene Tiefbau. Obwohl die Förderung danach auf etwas über 50000 t jährlich anstieg (1880 56149 t) blieb die wirtschaftliche Lage schlecht. Nur die Pachteinnahmen der Zeche Billigkeit verhinderten den Konkurs, da ständig starke Wasserzuflüsse auftraten. Dies erfordert z.B. den Einbau von Dammtüren in den Strecken. 1872 brachte ein Tagesbruch mit Wasserzuflüssen den Betrieb fast zum Erliegen. Da das Grubenfeld für einen langfristig lohnenden Betrieb zu klein war sollte die Konsolidierung zu Ver. Helene-Nachtigall im Jahr 1883 für Besserung sorgen.

Südlich von Helene Tiefbau bestanden kleinere Stollenbetrieb, die ihr Grubenwasser z.T. über den Erbstollen abführten


Nachtigall

Bei der Zeche Nachtigall war die Entwicklung durch verschiedene Kooperationen und Ausgliederungen von Betriebsteilen etwas unübersichtlich. Ab 1832 vermengten sich zeitweilig drei Betriebe. Bedingt durch die Ruhr gab es eine deutliche Trennung von Helena.


Nachtigall Tiefbau

Nachtigall
Die endgültige "Großzeche" war ab 1854 Nachtigall Tiefbau. 1839 war der Schacht Neptun übernommen worden. Von 1843 bis 1854 gab es nur Instandhaltungsarbeiten. Jetzt fand die endgültige Konsolidierung der schon beschriebenen Vorläufer statt. Es gab drei Schächte: Hercules zur Förderung und Wasserhaltung, Neptun zwischen 6. und 3. Sohle und Catharina als Förderschacht. Am Schacht Catherina gab es auf der 6. und 7. Sohle Pferdeförderung. 1856 begann der Abbau unter der Ruhr, der langfristig zu massiven Wasserproblemen führte. Der Schacht wurde bis auf 368 m seiger abgeteuft und 1866 bis zum Muldentiefsten bei 418 m ein Unterbau betrieben.
Langsam wuchsen die betrieblichen Probleme. 1868 ließ ein Wasserhaltungsdefekt die Grube bis zur 6. Sohle absaufen. 1870 bedingte ein Seilriss einen monatelangen Förderstillstand im Schacht Hercules. Im Schacht Catharina wurde die Förderung 1871 stillgelegt. 1878 kam es zu einem weiteren Wasserhaltungsproblem mit zeitweiligem Absaufen bis zur 8. Sohle. Bis 1882 hielten die Wasserprobleme weiter an und dadurch wurde die Konsolidation zu Ver. Helene-Nachtigall im Jahr 1883 verursacht.
Von den Zechenanlagen sind einige Reste erhalten. Nach der Stilllegung gab es einen Ziegeleibetrieb. Der Ringofen stand über dem Schacht Neptun, der Schornstein des Kesselhauses ist daher erhalten geblieben. Er ist typisch für die Zeit viereckig gemauert. Der Schacht wurde im oberen Teil freigelegt und erhielt eine Lichtinstallation. Die Gebäude am Schacht Hercules wurden renoviert. Zusammen bilden sie die Kernanlage des Westfälischen Industriemuseums.
Der Transportstollen der Kleinzeche wurde ab 1991 wieder hergerichtet und ist seitdem als Besucherstollen freigegeben. Ab 2003 ermöglicht ein Durchschlag mit alten Grubenbauen aus dem 18./19 Jahrhundert einen Einblick in die damals herrschenden Abbaubedingungen.
Am Stollen Theresa sind erhaltene Gebäude restauriert und bilden die Verwaltung des dort aufgebauten Gruben- und Feldbahnmuseums. Es zeigt eine umfassende Sammlung von Fahrzeugen und Lokomotiven aus beiden Bereichen. Es besteht ein Gleisanschluss zum Gelände von Nachtigall, der im Sommerhalbjahr zu Fahrten mit Originalzügen benutzt wird.
Das Ziegeleigelände und die erhaltenen Zechenbauten bilden zusammen das heutige Museumsgelände. Ein Thema ist die Ruhrschifffahrt mittels einer nachgebauten Ruhraak für den Kohletransport. Der Nachlesebergbau nach dem 2. Weltkrieg wird mit dem Nachbau der Kleinzeche Ingeborg II vorgestellt. Sie war 1957 in Witten-Vormholz vom 15. Februar bis zum 27. August in Betrieb und förderte ca. 960 t Kohle mit vier Beschäftigten. Der Schrägschacht war nur 16 m tief. Der Transportstollen wurde instandgesetzt und kann befahren werden. Hier wird eine Gezähekiste und typisches Werkzeug gezeigt. Die Toilettenkübel kamen allerdings nur auf Tiefbauzechen zum Einsatz. Das abgebaute Flöz ist einsehbar. Im Maschinenhaus vom Schacht Neptun in eine der ältesten erhaltenen Dampfmaschinen im Ruhrgebiet ausgestellt. Sie kann zur Demonstration elektrisch angetrieben werden. Sie wurde 1887 für eine Baumwollspinnerei in Gronau gebaut. 1911 wurde sie nach einem Umbau beim Abteufen der Zeche Jacobi in Oberhausen eingesetzt. Von 1921 bis 1973 war sie auf der Zeche Franz Haniel im Einsatz. Einen Übersicht des Museumgeländes bietet ein Lageplan.

Ver. Helene-Nachtigall

Helene-Nachtigall
Die letzte Betriebsphase begann 1883 mit der Konsolidation von Helene Tiefbau und Nachtigall Tiefbau. Man versprach sich wohl einen Aufschwung, da sich auch die Wirtschaft nach der Scheinkonjunktur durch die Gründung des Deutschen Reiches langsam erholte. Letztendlich wurde das Siechtum der beiden maroden Zechen nur verwaltet. 1884 wurde ein Querschlag zwischen beiden Anlagen fertig gestellt (4. Sohle Helene zu 8. Sohle Nachtigall - Länge 1656 m). Die Wasserzuflüsse waren wie oben beschrieben weiter hoch. Die Förderanteile lagen mehrheitlich mit 60% bei Helene. 1887 kam nach einem Konkurs ein Besitzerwechsel. 1888 begann auf Helene noch einmal der Abbau im Feld Laterne. Gleichzeitig musste der Abbau unter der Ruhr wegen starker Wasserzuflüsse eingestellt werden. Als Ausgleich wurde der Schacht Catharina wieder in Betrieb genommen. 1889 wurde im Feld Laterne ein Wetterschacht abgeteuft. Nach dem Erwerb durch die Dortmunder Bergbau-Gesellschaft erhielt der Schacht Helene 1890 ein eisernes Fördergerüst und es wurde mit 213116 t die maximale Förderung erreicht.
Trotz dieser Anstrengungen konnte das Ende nur verzögert werden. 1892 wurde Feldteil Nachtigall wegen hoher Wasserzuflüsse und schlechte Aufschlüsse aufgegeben und abgedämmt. Bis 1895 blieben die Wasserprobleme im Restfeld bestehen, die Förderung sank auf 95462 t. Die Zeche wurde an die Bochumer Gewerkschaft General verkauft. 1896 kaufte Nordstern die Zeche und legte sie still. Die Förderquote konnte sie als Mitglied beim Kohlesyndikat ihrer eigenen zuschlagen. 1898 wurde der Schacht Helene abgedeckt, der Schacht Laterne verfüllt. Die Halden wurden bei der Anlage von Sportplätzen abgetragen.
Von der Anlage Helene ist nur noch die Revisionsöffnung des Schachts erkennbar. Er wurde beim Bau eines Nahversorgungsbereichs mit zwei Discountern neu verfüllt. Dazu wurde 2009 der obere Teil der Verfüllung bis auf 16 m Tiefe ausgebaggert und die noch vorhandenen Einbauten entfernt. Die Schachtmauerung zeigte sich in einwandfreiem Zustand. Danach kam ein Betonpropfen mit einer Nachfüllöffnug auf den Schachtkopf, der damit dauerhaft gesichert ist. Die Trasse der Anschlussbahn ist teilweise zu einer Straße umgebaut worden.

Übersicht Schachtdaten

Schacht Teufbeginn Inbetriebnahme Stilllegung max. Teufe (m) Kokerei
Neptun 1832 1834 1892 187  
Hercules 1839 1843 1892 449  
Catharina 1850 1852 1892 272  
Helene 1856 1857 1896 405 1889 - 1896
Laterne 1889 1889 1896 12  


maximale Förderung 213116 t 1890
durchschnittlich 100000 - 150000 t/a


Nachtigall Hercules
Schacht Hercules
Nachtigall Hercules
Schacht Hercules
Nachtigall Hercules
Schacht Hercules
Nachtigall Neptun
Schacht Neptun Maschinengebäude
Nachtigall Neptun
Schacht Neptun Maschinengebäude
Nachtigall Neptun
Schacht Neptun Maschinengebäude
Nachtigall Neptun
Schacht Neptun Maschinengebäude
Nachtigall Neptun
Schacht Neptun Maschinengebäude
Nachtigall Neptun
Schacht Neptun Werkstattgebäude
Braunschweig Südflügel
Stollenmundloch Braunschweig Südflügel im Jahr 1937
Braunschweig Südflügel
Stollenmundloch Braunschweig Südflügel
Theresia 1840
Zeche Theresia um 1840
Theresia
Gebäude der Zeche Theresia
Theresia
Gebäude der Zeche Theresia
Theresia
Schmalspurgleise der Museumsbahn
Helene 1886
Zeche Helene um 1886 - Ausschnitt Panoramafoto
Helene 1892
In das Schachthaus eingezogenes Strebengerüst
Helene Sanierung
Beginn der Sanierung von Schacht Helene
Helene Sanierung
Betonabdeckung ist entfernt
Helene Sanierung
Ausbaggern des Verfüllmaterials
Helene Sanierung
Die solide Schacht- ausmauerung ist unbeschädigt
Helene Sanierung
Bis auf einen Stahlträger waren alle Einbauten entfernt
Helene Sanierung
Der Betonpfropfen erhielt zwei Nachfüllöffnungen
Helene Sanierung
Die neue Abdeckplatte mit Revisionsschacht vor dem Betonieren
Helene Sanierung
Blick in die Revisionsöffnung
Helene Sanierung
Endzustand nach Pflasterarbeiten
Schacht Helene
Schacht Helene auf dem Parkplatz eines Discounters
Schacht Helene
Schacht Helene auf dem Parkplatz eines Discounters
Schacht Helene
Schacht Helene auf dem Parkplatz eines Discounters

Museumsgelände Nachtigall


Zustand des Areals im Jahr 1981

Zustand des Areals im Jahr 1981 ...

... und nach der Sanierung im Jahr 2006

Ringofen der Ziegelei

Ringofen der Ziegelei

Ringofen der Ziegelei

Ringofen der Ziegelei

Nachbau Ruhraak

Nachbau Ruhraak

Nachbau Ruhraak

Nachbau Ruhraak

Nachbau Ruhraak

Infotafeln zur Schifffahrt auf der Ruhr

Infotafeln zur Schifffahrt auf der Ruhr

Infotafeln zur Schifffahrt auf der Ruhr

Nachbau eines Kohle- wagen der auf Nachtigall eingesetzt wurde

Nachbau eines Kohle- wagen der auf Nachtigall eingesetzt wurde

Typische Schmalspurlok und Transportwagen der Ziegelei

Nachbau der Kleinzeche Ingeborg - typisch für den Nachlesebergbau

Dreibein mit Fördertonne bei der Verladung

Die kleine Betriebsfläche reicht für die einfache Technik

Betriebsgebäude (Werkstatt, Büro etc.)

Der Schrägschacht mit Fahrung und Führung des Förderkübels

Infos zum Betrieb der Kleinzeche

Nachtigallstollen mit Holzausbau

Versorgungleitungen und Gleis wie zur Betriebszeit

Gezähekiste mit beispielhaftem Werkzeug

Blick auf die Gesteinschichten im Stollen

Untertage gab es immer eine Figur der Schutzheiligen Barbara

Blick auf das hier abgebaute Flöz

Zur Sicherung wurde viel Grubenholz verbraucht

Die Azubis konnten den historischen Bergbau nachvollziehen

Blick durch den Stollen ...

... und in Gegenrichtung

Stolleneingang von Norden mit Transportwagen

Stollenmundloch

Stollenmundloch im Süden (nicht im Original)

Historische Dampfmaschine im Schachthaus Hercules

Antriebsrad für das Förderseil mit Bremseinrichtung

Antriebsrad für das Förderseil

Teufenanzeiger

zur Auswahl