Die Zeche Nachtigall lag südlich der Ruhr am Muttental, das immer wieder als Wiege des Ruhrbergbaus bezeichnet
wird. Der in einer Sage vorkommende Schweinehirt dürfte ziemlich entkräftet aber auch in Mülheim, Essen oder Dortmund unterwegs gewesen
sein. Seit dem Mittelalter sind aus diesen Bereichen Hinweise auf einen primitiven Bergbau bekannt.
Die Zeche Nachtigall und die Zeche Helene nördlich der Ruhr bildeten ab 1884 einen Verbund, der wegen wirtschaftlicher
Erfolgslosigkeit die Stilllegung im Jahr 1896 nicht verhindern konnte. Beide waren lange Zeit einträgliche Unternehmen, die durch Konsolidationen
mit kleineren Nachbaranlagen entstanden. Von Anfang an gab es wegen der Ruhr und fehlendem Deckgebirge Probleme mit Wassereinbrüchen unter
Tage (Ruhrhochwasser und Starkregen). Die damit entstehenden Kosten trugen wesentlich zur Stilllegung bei. 1884 betrugen die Zuflüsse
beispielsweise 7 m³/min auf Nachtigall und 4 m³ auf Helene, ein Mehrfaches der üblichen Werte.
Bis auf die Schlussphase kam es kaum zu Unglücken. 1894 stürzten auf Nachtigall vier Bergleute in den Schacht. 1885 starben bei einer
Schlagwetterexplosion auf Helene weitere vier.
Die Zeche Helene hatte anfangs die Bezeichnung Helena. Sie könnte aus der griechischen Mythologie stammen.
Helena war eine der Töchter von Zeus.
Am Anfang der Zeche standen mehrere Stollenbetriebe, die zusammen arbeiteten und teilweise in Helena aufgingen.
Der Stollen wurde 1831 angesetzt und erreicht 1835 eine Länge von 780 m. Er blieb aber eher von geringer Bedeutung, da er nur das Grubenwasser der Zeche Königskrone löste. 1852 ging er in der Konsolidation zu Helena auf.
1793 enstand dieser Betrieb durch einen Vertrag der Gewerkschaften Urbanus, Billigkeit, Helena und Wilde Mann. Das Mundloch lag im Bereich des Klärwerks Ölbachtal. 1799 begann bei 360 m Länge das Ansetzen eines Querschlags, der die Berechtsamen der beteiligten Gewerkschaften erschluss. Ab 1810 fuhr Urbanus den Querschlag weiter nach Norden auf, um mehr Abbauhöhe zu erreichen. Ab 1829 trieb Helena der Stollen weiter vor. Er wurde 1838 bedeutungslos, da ihn ein neuer Tiefbauschacht überflüssig machte. 1842 war die letzte Erwähnung.
Ab 1766 bestand ein geringer Abbau bis etwa 1800. 1818/1819 gab eine kurze Betriebsphase. 1863 begann die Hauptbetriebsphase, die 1886 endete. Die Kohle wurde im Schacht von Helena gefördert. Die Förderung lag bei 6000 bis 14000 t jährlich, Maximum 1889 15227 t. 1891 wurde Billigkeit von Ver. Helene-Nachtigall völlig übernommen. Der Betrieb lag etwas nördlich vom Tiefbauschacht.
Wahrscheinlich gab es um 1737 schon einen Betrieb. Bis zur Konsolidation zu Heinrich im Jahr 1831 lag der Betrieb mindestens seit 1796 still. Das bebaute Flöz lag nur wenige Meter nördlich von Billigkeit.
Schon 1819 wurde ein Längenfeld verliehen, der Abbau begann erst 1841. Die Förderung lag zwischen 1000 und 3000 t jährlich. Im Jahr der Konsolidation zu Helene Tiefbau 1869 wurden 7151 t erreicht.
Im 18. Jahrhundert gab es etwas betriebliche Aktivität. 1838 wurde ein Längenfeld verliehen, ein Betrieb ist unbekannt. Ab 1888 gehörte die Berechtsame zu Helena.
Ab 1843 wurden einige kleine Felder verliehen. Danach lief ein unbedeutender Betrieb. 1871 ging die Zeche in Helene Tiefbau auf.
Im Grubenfeld von Helene begann nach der Stilllegung ein Bergbau, bei dem stehen gebliebene Pfeiler und die vor dem Bau der Kokerei nicht verwertbare Feinkohle (unter Tage gelassen) gewonnen wurden. Die Zeche Vincenz begann 1918 mit der Förderung. Die Kohle wurde über ein Gleis zur Verladestelle von Helene gebracht. Der Betrieb endete 1924, da nach der Ruhrbesetzung wieder ausreichend Kohle in den Markt kam.
Südlich von Helene Tiefbau bestanden kleinere Stollenbetrieb, die ihr Grubenwasser z.T. über den Erbstollen abführten
Von 1829 bis 1836 bestand ein Betrieb, der einige Hundert Tonnen Kohle jährlich abbaute.
Der Betrieb begann 1733 (1732 Verleihung eines Längenfelds). Bis 1799 gab es kurze Betriebsphasen mit jahrelangen Unterbrechungen. 1831 begann eine weitere Abbauphase, die 1844 endete. Die Förderung lag bei rund 2500 t pro Jahr.
Diese Kleinzeche war ein weiterer Betrieb, der Restkohlen abbaute. Ab dem 11. November 1938 wurde
das zweimal im Bommerbänker Sattel aufgeschlossene Flöz Girondelle 3 abgebaut. Es war rd. 1,4 Meter mächtig, davon
ein Meter reine Kohle. Im 1939 abgeteuften tonnlägigen Schacht Nestor wurden 2514 t Kohle mit 21 Bergleuten abgebaut.
1943 wurden als Maximum 10065 t erreicht mit 42 Bergleuten. Am 6. April 1946 endete der Abbau, der selbst in den Wirren
bei Kriegsende weiter gelaufen war auf Anordnung der Militärregierung.
Die Akkumulatorenwerke Hagen betrieben die Zeche ab dem 9. Oktober 1951 weiter, da zu dieser Zeit extremer Kohlemangel herrschte.
Es waren etwas mehr als 70 Bergleute beschäftigt, die rd. 1000 t monatlich förderten. Die maximale Förderung von 15805 t
wurde im Jahr 1953 erreicht. Der Betrieb wurde Ende April 1954 eingestellt.
Ab 1783 wurde ein Stollen aufgefahren. Um 1793 und von 1832 bis 1847 wurde Kohle gefördert. Es waren nur einige Hundert t/a. 1837 lag das Maximum bei 3000 t.
Schon im 18. Jahrhundert bestand ein kaum nennenswerter Betrieb. 1803 wurde ein Längenfeld vermessen. Erst 1835 mit dem Anschluss an den Helena Erbstollen begann der Abbau. Etwa 2800 t/a war die höchste Fördermenge. 1838 war schon Schluss. Als Ver. Königskrone wurde noch einmal von 1839 bis 1841 weniger als 1000 t/a gefördert.
Unter dem alten Namen begann nach dem 2. Weltkrieg der Nachlesebergbau. Schon von November 1923 bis Juli 1924 hatte es eine Schürfstelle gegeben. Der Kleinzechenbetrieb bestand vom 15. Mai 1951 bis 1955. Gefördert 3430 t jährlich, maximal 5471 t im Jahr 1952. Am 27. September 1953 starben drei Bergleute durch einen Wassereinbruch aus alten Grubenbauen. Beim Vortrieb nach Westen war eine etwa 100 Jahre alte Abbaustrecke der Vorgängerzeche getroffen worden, die wassergefüllt war. Durch den Unfall geriet der Betrieb in Schwierigkeiten, da jetzt deutlich mehr Wasser zufloss und zusätzlich eine Störungszone angefahren wurde. Damit war das Ende nicht mehr abzuwenden und ab dem 6. September lief die geregelte Stilllegung.
1835 wurde ein Längenfeld verliehen. 1847 wurden einige Zentner Kohle zur Qualitätsbestimmung abgebaut. 1855 begann die Aufwältigung des Stollen von Neue Steinkuhle. Von 1857 bis 1867 gab es einen minimalen Betrieb.
Bei der Zeche Nachtigall war die Entwicklung durch verschiedene Kooperationen und Ausgliederungen von Betriebsteilen etwas unübersichtlich. Ab 1832 vermengten sich zeitweilig drei Betriebe. Bedingt durch die Ruhr gab es eine deutliche Trennung von Helena.
Bereits 1714 begann die Kohlegewinnung. Ab 1716 bis 1784 wurden "Kalkkohlen" gefördert. Offenbar waren Kalkbrennereien die ersten Abnehmer. Der Kohletransport war problematisch. Erst 1896 mit der Schiffbarmachung der Ruhr setzte ein weiterer Abbau ein. Es bestand nun eine Kohlenniederlage an der Ruhr. Damit konnte die Kohle verschifft werden. Beim Hochwasser von 1803 wurde die Niederlage fast weggespült. Damals wurden 5280 t gefördert. Beschäftigt waren zehn Bergleute (vier Kohlehauer, zwei Gesteinshauer für den Vortrieb und vier Karrenschieber). So ähnlich sah es auf den meisten Stollenbetrieben im Umfeld aus. Ab 1807 gehörte die Zeche zu Eleonore.
Der Abbau von Eleonore begann 1739 zusammen mit Nachtigall, da das verliehene Flöz unmittelbar neben dem von Nachtigall lag. Der Förderstollen wurde eine kurze Zeit gemeinschaftlich betrieben. Etwa von 1778 bis 1815 baute Eleonore weiter westlich ab. 1807 wurde Nachtigall unter dem Namen Eleonore Nr. 2 übernommen. 1824 begann Betriebsgemeinschaft Eleonore & Nachtigall.
Von 1727 bis 1812 scheinen keine Bergbauaktivitäten vorzuliegen. Es gibt nur Nachrichten zu Mutungen
und Verleihungen. 1812 wurde ein Stollen unter dem Haus Steinhausen angesetzt. Man traf auf ältere Grubenbaue und begann
erst 1814 mit dem Abbau. 1822 begann die Produktion von Koks in zwei primitiven Öfen. Der Koks ging an die Mechanische
Werkstätte von Friedrich Harkort auf der Burg Wetter.
Ab 1824 begann die Betriebsgemeinschaft Eleonore & Nachtigall, daneben lief noch ein Restbetrieb bis 1830 weiter.
Danach waren die Vorräte erschöpft. Es gab noch sporadischen Abbau unter Stollensohle. 1854 konsolidierte die Restberechtsame
zu Nachtigall Tiefbau.
1747 wurde ein kleines Längenfeld westlich vom Muttental verliehen. Bis 1820 lief ein relativ
kontinuierlicher Betrieb mit den damals üblichen Ruhephasen. Ab 1820 bis 1830 wurde nur sporadisch gearbeitet. Seit 1824
diente der Stollen auch zur Förderung von Eleonore & Nachtigall. 1832 folgte unter der St. Johannes Erbstollensohle die
Vereinigung für den Tiefbau. Von 1836 bis 1844 wurden jährlich rd. 4700 t gefördert. Sie kam im Schacht Neptun von
Nachtigall zu Tage. Von 1839 bis 1844 bestand eine teilweise Konsolidation zu Ver. Nachtigall & Aufgottgwagt.
Der Stollen diente ab 1851 noch Zeche Martha, nachdem ihr Schacht Brassert angeschlossen war.
1854 wurde das Restfeld zu Nachtigall Tiefbau konsolidiert, wobei der Pfeiler über der Maschinensohle des Schachts
Neptun ausgenommen wurde.
Schon 1750 wurde aus mehreren Stollen östlich der Ruine Hardenstein Kohle gewonnen. Danach gab es
im stark gestörten Feld bis 1826 kaum Abbau. Er setzte ab 1826 wieder zögerlich ein. 1832 kam die teilweise Konsolidierung
zu Eleonore & Nachtigall, 1839 die zu Ver. Nachtigall & Aufgottgewagt. 1843 erreichte Förderung mit
10369 t das Maximum; im Schnitt waren es 4000 - 8000 t. Nach 1849 wird die Zeche nicht mehr genannt.
Ein Nachfolgebetrieb Aufgottgewagt Louischen enstand 1857. Spätestens am Ende des 19. Jahrhunderts lag er still.
Betriebsdaten sind nicht bekannt.
1824 vereinbarten Eleonore, Nachtigall und Theresia eine Betriebsgemeinschaft. Dazu wurde der Widerlage-Stollen für die Förderung ausgebaut. Ab 1827 lief die Förderung im Stollen und von dort zur Niederlage an der Ruhr. 1829 beteiligte sich die Betriebsgemeinschaft am Bau der Muttentalbahn. 1828 wurden knapp 5850 t gefördert. Ab 1831 wurde das Grubenwasser über den tieferen St. Johannes Erbstollen abgeleitet. Danach "zerfranste" auch dieser Betrieb. 1832 Ausgliederung des geplanten Tiefbaubereichs unter der St. Johannes Erbstollensohle, 1837 teilweise Konsolidierung zu Ver. Nachtigall und nach der Betriebseinstellung 1847 die Konsolidierung des Restbetriebs zu Nachtigall Tiefbau im Jahr 1854.
Ab 1832 begann Eleonore & Nachtigall mit weiteren Gewerkschaften das Abteufen von Schacht Neptun. Er sollte gemeinsam genutzt werden, die Zechen blieben selbständig. Der Tiefbau begann im Jahr 1834. Dazu war auch die Muttentalbahn verlängert worden und führte nun am Schacht vorbei und weiter zur Kohlenniederlage. Starke Wasserzuflüüse erforderten 1834 eine stärkere Dampfmaschine für die Wasserhaltung. Bis 1837 war auch die Kohlenniederlage vergrößert. 1837 begann die Kokserzeugung. Gleichzeitig erfogte die Konsolidation der bisher noch selbständigen Betriebe (ganz Eleonore & Nachtigall, Turteltaube und teilweise Theresia, Braunschweig, Aufgottgewagt und Widerlage. Im selben Jahr wurde die maximale Förderung von 26732 t erreicht. 1839 fand die Konsolidation unter der Machinensohle Neptun zu Ver. Nachtigall & Aufgottgwagt. Sie diente i.W. zum Abteufen des Schachts Hercules, da der Schacht Neptun unter Druck geraten war. Der Förderbetrieb und die Wasserhaltung wurden getrennt unter dem Namen Nachtigall Tiefbau geführt. Der andere Betrieb lief parallell und produzierte jährlich 10000 - 20000 t Kohle. Der Eisenbahnanschluss an die Ruhrtalbahn kam 1848. 1854 erfolgte die Konsolidation zu Nachtigall Tiefbau.
Dieser Betrieb entsand 1839 durch die Konsolidation von Ver. Nachtigall unter der 2. Sohle
Neptun, Widerlage (teilweise) und Aufgottgewagt (Nordflügel). Sie teufte ab 1840 den Schacht Hercules weiter
ab. 1845 soff der Betrieb nach einem Wassereinbruch ab. 1847 wurde Schacht Neptun im unteren Teil tonnlägig im Flöz
tiefer geteuft. Die Förderung stieg von 20286 t im Jahr 1845 bis auf 56538 t im Jahr 1850 an und lag 1853 bei 54834 t.
In diesem Jahr wurde eine Brücke über die Ruhr für den Kohletransport zum Bahnhof Witten gebaut. Diese "Nachtigallbrücke"
wurde 1936 abgebrochen.
1850/1851 begann das Abteufen des tonnlägigen Schachts Catharina. Er war 1854 690 m lang und erreichte seiger 222 m Teufe.
In diesem Jahr erfolgte die Konsolidation zu Nachtigall Tiefbau.
1748 begann hier der Abbau bis 1789 im Nordflügel. Ab 1800 kam der Südflügel dazu. Der Abbau blieb bis
1857 mit vielen jahrelangen Unterbrechungen gering. Erst ab 1857 stieg es nach der Wasserlösung durch Nachtigall auf
2400 bis 4400 t im Jahr, wobei es wieder längere Stillstandsphasen gab. 1896 kam die Stilllegung.
1821 konsolidierte der Südflügel zu Louisenglück.
1731 begann ein ähnlicher Betrieb wie bei Braunschweig. Bis 1829 wurde der Südflügel betrieben. Mit dem Nordflügel ab 1830 stieg die geringe Förderung (einige Hundert t) auf 2504 t an. 1837 wurde der Nordflügel nach Erschöpfung der Vorräte unter der Stollensohle zu Ver. Nachtigall konsolidiert, der Südflügel unter der St. Johannes Erbstollensohle zu Louisenglück.
Unter dem alten Namen Ver. Nachtigall begann 1921 noch einmal ein Restabbau von stehen gebliebenen Pfeilern. Dafür wurden ein Stollen von Turteltaube und zwei von Leonore wieder hergerichtet. Dazu kam ein Transportstollen zum Steinbruch im Muttental. Das dort gebrochene Schiefergestein gelangte so ohne lange Transportwege zum Ringofen. Der Betrieb dauerte nur bis 1927. Gefördert wurden insgesamt etwas mehr als 4000 t.
Schacht | Teufbeginn | Inbetriebnahme | Stilllegung | max. Teufe (m) | Kokerei |
Neptun | 1832 | 1834 | 1892 | 187 | |
Hercules | 1839 | 1843 | 1892 | 449 | |
Catharina | 1850 | 1852 | 1892 | 272 | |
Helene | 1856 | 1857 | 1896 | 405 | 1889 - 1896 |
Laterne | 1889 | 1889 | 1896 | 12 |
maximale Förderung 213116 t 1890
durchschnittlich 100000 - 150000 t/a