Die Zeche Hagenbeck ist wahrscheinlich die älteste urkundlich erwähnte Zeche im Ruhrrevier. Da die Fürstäbtissinnen
in Essen das Bergregal (Anspruch auf alle Bodenschätze) innehatten sind die Verleihungen (Betriebserlaubnis) gut belegt. Die Äbtissinen
leiteten ein Damenstift, in dem unverheiratete Frauen des Adels klosterähnlich lebten aber weitgehende Freiheiten hatten. So waren sie
wirtschaftlich abgesichert. Die Archive mit den Verträgen sind erhalten und eine wichtige Geschichtsquelle.
Die vorlaufenden Stollenbetriebe von Hagenbeck lagen überwiegend am Herbrügger Bach. Neben der Ruhrtal (und Seitentäler) und
dem oberen Emschertal lag hier einer der Bereiche des frühen Bergbaus, zunächst lange eher Kohlengräberei. Im 18. Jahrhundert begann der Stollenbau.
Von diesen frühen Betrieben sind keine erkennbaren Relikte vorhanden. Die Schächte der späteren Tiefbauzechen sind zum Teil an den Revisionsöfffnungen
(Schachtdeckel) erkennbar.
Bis zur offiziellen Benennung auf Anweisung des Bergamts wurden mehrere Betriebe auch mit Hagenbeck bezeichnet, da sie alle
(zeitweilig in loser Kooperation) dieselben Flöz abbauten. Der Betrieb lief immer nur bei Bedarf - überwiegend ruhte er. Erst die
Stollenzechen arbeiteten phasenweise ganzjährig mit der Hauptaktivität im Winter.
Ab 1775 wurde erstmals der Name Hagenbeck für die ersten Betriebe geführt. Der Name bedeutet Bach in einem
Waldgebüsch. So dürfte damals der Bereich am Herbrügger Bach ausgesehen haben. Um 1750 nutzten alle zu Hagenbeck gehörenden Betriebe
den Hostenkämper Stollen, um ihr Grubenwasser abzuleiten. Er wurde 1775 aufgegeben, da die Kohle über der Stollensohle abgebaut war.
Für die geringen Aktivitäten bis 1815 war die tiefer gelegene Hagenbecker Adit neuer Wasserlösungsstollen. Er lag unterhalb eines
Mühlenteichs und wenn der Müller das Wehr öffnete wurde der Stollen geflutet. Dies führte zu einer weitgehenden Betriebseinstellung.
Ab 1815 begann der Tiefbau, allerdings nur mit Stollenschächten. Der Tiefbau i.e.S. begann 1837 nach der Konsolidation mit den angrenzenden
Stollenbetrieben ab 1837. Wegen der unübersichtlichen Abbaubetriebe gab es ab etwa 1770 ständig Rechtstreitigkeiten. 1815 verfügte das
Bergamt die Umbenennung von Fettlappen (nicht identisch mit der Zeche nahe der Essener Innenstadt) und Beckstadt in
Hagenbeck. Beide Betriebe Fettlappen bauten Kohle im gleichnamigen Flöz ab, die eine am Mühlenbach, die andere östlich
nahe der Essener Altstadt. Das damit entstandene Wirrwarr (neben weiteren) sollte die Namensvorgabe beenden.
Nach anfänglichen Wasserproblemen entwickelte sich die Zeche gut. Darauf hin deutet auch die Aufnahme der Pferdeförderung unter Tage
im Jahr 1847. 1851/52 und 1854 war Ver. Hagenbeck die größte Zeche im Ruhrgebiet. Ab 1870 entstanden hohe Kosten durch Bergschäden
und die nötige Modernisierung der Schächte (z.B. Ersatz des Holzausbaus durch Mauerwerk oder Ersatz der veralteten Wetteröfen durch
Ventilatoren). 1897 übernahm der Mülheimer Bergwerksverein die jetzt nur Hagenbeck genannte Anlage. 1898 wurden die Felder
der stillgelegten Zechen Hobeisen und Neuschölerpad übernommen. Auf dem Gelände der letzteren wurde ab 1905 eine
Brikettfabrik betrieben. Nach der Stilllegung 1928 übernahm die Mühlheimer Zeche Rosenblumendelle Hagenbeck als Nebenanlage.
Die Förderung ging unter Tage nach Mülheim.
Für eine Tiefbauzeche ungewöhnlich ist, dass es keine (gemeldeten) Unglücke mit Todesfällen gab.
Schacht | Teufbeginn | Betrieb | Stilllegung | max. Teufe (m) | Kokerei/Brikettfabrik |
Hagenbeck 1 | 1837 | 1840 | 1951 | 401 | 1896 - 1927 |
Hagenbeck 2 | 1850 | 1858 | 1965 | 744 | |
WS Frohnhausen | 1875 | 1876 | 1923 | 46 | |
Beckstädter WS | 1876 | 1876 | 1923 | ||
WS Holsterhausen | 1893 | 1893 | 1931 | 398 | |
Hagenbeck 3 | 1922 | 1923 | 1965 | 853 | |
Flashoff | 1833 | 1835 | 1875 | 280 | 1836 - 1874/1905 - 1927 |
Bückmann | 1833 | 1835 | 1874 | 207 | |
Hobeisen (Adolf) | 1834 | 1837 | 1841 | 177 (t) |
maximale Förderung 517376 t 1927 durchschnittlich 300000 - 500000 t/a
Die Schächte 2 und 3 blieben nach Stilllegung von Rosenblumendelle zunächst offen für die Wasserhaltung zum Schutz der noch noch fördernden Anlagen in Essen.