Zeche Alter Hellweg in Unna

1856 - 1960


Übersicht Alter Hellweg


Die in Unna am weitesten südöstlich gelegene Zeche war Alter Hellweg. Sie lag direkt am Rand des produktiven Karbons. Daher fehlte die Option, den Abbau weiter nach Norden zu verlagern als die Bergbaukrise nach dem 2. Weltkrieg einsetzte. Entweder waren die möglichen Anschlussfelder von anderen Zechen besetzt oder weitestgehend ausgekohlt. Der Zechenname bezieht sich auf den über 5000 Jahre alten Handelsweg, an dem die Stadt Unna liegt.
Die Ursprünge der Zeche liegen am südlichen Rand von Unna. Hier gab es schon ersten Bergbau im 18. Jahhundert, allerdings ohne größeren Erfolg. Die genaue Lage der Betriebe ist nicht bekannt, da keine Reste existieren.


Alter Hellweg

Hellweg

Gutglück

Friederike
Die Zeche Alter Hellweg entstand 1856 mit der Konsolidation mehrerer Felder, in denen vorher kein nennenswerter Abbau umging. Diese lagen im Bereich von Unna-Billmerich. 1857 wurden die Schächte Friederica (Friederike) und Gutglück abgeteuft. Am Schacht Friederica wurde ein Malakoffturm errichtet, Gutglück hatte nur ein Schachthaus. Trotz Absaufens konnte Ende 1858 die erste Kohle am Schacht Friederica gefördert werden. Der Schacht Gutglück wurde schon 1860 stillgelegt und 1861 verfüllt.
1858 begann am Bahnhof Unna das Abteufen von Schacht Hellweg. Er soff bei 25 m Teufe ab und wurde aufgegeben.
Bis 1868 waren die erschlossenen Vorräte am Schacht Friederica erschöpft. Der Schacht wurde 1869 zum Teil verfüllt und abgedeckt, der Malakoffturm 1889 abgerissen. Nachdem Sondierungsbohrungen am Schacht Hellweg keine positiven Ergebnisse brachten wurde die Gesellschaft 1870 liquidiert. Es existiert noch die mit Bäumen bewachsene Halde. 2017/2018 wurden auf dem neben dem Schacht liegenden Landwirtschaftsbetrieb Hohlräume verfüllt. In diesem Bereich lag ein später neu geteufter Lüfterschacht.
Das zum Wohnhaus umgebaute Schachthaus von Gutglück steht noch. Im Jahr 2008 wurde eine Sicherung des Schachts nötig. Es hatten sich Hohlräume bis etwa 27 m Tiefe gebildet. Mit Spezialbeton wurde der Bereich gesichert und anschließend der untere Schachtteil neu verfüllt. Dabei entstanden Kosten von über 500000 €.

Alter Hellweg

Alter Hellweg 1/2/3

Alter Hellweg Hillering

Alter Hellweg Obermassen

Alter Hellweg Heide
Im Jahr 1900 wurde die Gewerkschaft Alter Hellweg neu gegründet. Es dauerte aber (wohl auch bedingt durch den 1. Weltkrieg) bis 1919 zur Anpachtung des Grubenfelds Unna-Königsborn. Dort war die eigenständige Förderung am Schacht Königsborn 1 1904 beendet worden und ein Abbau der noch vorhandenen Vorräte von der Anlage Königsborn 2/5 aus war langfristig unrentabel. 1927 konnten Feldesteile der stillgelegten Zeche Massener Tiefbau erworben werden, 1941 ein Pachtfeld der Zeche Caroline.
Ab Oktober wurden die Schächte 1 und 2 (Ottoschächte) abgeteuft. 1921 konnte die Förderung aufgenommen werden. 1955 wurde der neue Förderschacht 3 in Betrieb genommen. Ab 1940 wurde er schon als Blindschacht zwischen der 1. und 3. Sohle betrieben. Ab der Mitte der 1930er Jahre wurde das Feld von Friederica wieder aufgeschlossen und der Schacht bei 18 m Teufe geöffnet. Von dort wurde eine 85 m lange Strecke nach Osten aufgefahren und ein Lüfterschacht abgeteuft. Ab 1938 konnte die neue Abwetterstrecke genutzt werden.
Da keine zur Kokserzeugung geeignete Kohle anstand fehlte eine im Normalfall profitable Kokerei. Die ab 1921 betriebene Brikettfabrik konnte diesen Nachteil nicht ganz wettmachen. Das 1935 gebaute Kraftwerk sicherte mittelfristig den Zechenbetrieb durch die Lieferung von Strom an die VEW. Der bloße Verkauf der geförderten Kohle wäre bei den ungünstigen geologischen Bedingungen kaum wirtschaftlich gewesen.
1948 ging der Wetterschacht Obermassen in Betrieb, 1953 der Wetterschacht Hillering. Die Schächte waren nötig, um die relativ geringen Kohlemengen aus den angepachteten bzw. übernommenen Feldern abzubauen. Als letzter Schacht wurde ab 1958 der Schacht Heide abgeteuft, der die Kohle im 1951 erworbenen Restgrubenfeld von Massener Tiefbau erschliessen sollte. Das aufwändige Sümpfen der Grubenbauten wurde 1960 schon nach einem Monat eingestellt, da sich das Ende der Zeche abzeichnete. Am 30. Juni 1960 kam die Stilllegung, die Brikettfabrik stellte schon ein Jahr davor den Betrieb ein.
Bis auf einige für eine Folgenutzung geeignete Gebäude wurde die Tagesanlage am Schacht 1/2/3 abgerissen. Heute befindet sich hier ein Gewerbegebiet. Erhalten ist das Fördermaschinengebäude, die Waschkaue und ein Bürogebäude. Der Schacht 1 liegt in einer Erschließungsstraße und ist an einem einfachen Kanaldeckel erkennbar. Schacht 2 liegt in einer Garage, neben der noch eine Mauer der Schachthalle erkennbar ist. Schacht 3 liegt in der Einfahrt einer Zahnradfabrik. Im Bereich des Zechenbahnhofs betreibt ein Lebensmitteldiscounter einen Standort.
Das Gelände am Schacht Hillering wird privat genutzt, der Schacht Obermassen mit einer Betonplatte abgedeckt (in einer Ackerfläche) und die Fläche am Schacht Heide wird gewerblich genutzt, sie ist nicht frei zugänglich.

Unna

Östlich von Unna gab es ab 1855 Aktivitäten zum Abbau von Steinkohle und Eisenerz. Hier liegt eine kleine Mulde, die keine nennenswerten Kohlemengen enthält. Wegen der Lage weit weg von potentiellen Kunden begann erst 1920 das Abteufen des Schachts Schmorbach. Er soff bei 80 m Teufe ab, konnte aber weiter geteuft werden. 1923 begann die Förderung. Mit 68 Mann Belegschaft wurden 9146 t Kohle gefördert. Schnell zeigte sich, dass ein profitabler Betrieb nicht möglich war. Schon am 1. Juli 1924 endete der Betrieb, nachdem noch 4225 t erreicht wurden. Heute ist die Betriebsfäche renaturiert und Teil einer größeren Ackerfläche. Hier gibt es keine Spuren. Nur eine Hinweistafel neben einem Kohlewagen zeugt von der Anlage.

Übersicht Schachtdaten

Schacht Teufbeginn Inbetriebnahme Stilllegung max. Teufe (m) Brikettfabrik
Friederica 1857 1860 1868 237  
Gutglück 1857 1858 1860 137  
Hellweg 1858   gestundet 25  
Schacht 1 1919 1921 1961 263 1921 - 1959
Schacht 2 1919 1921 1961 101  
Schacht 3 1940/1953 1955 1961 263  
Obermassen 1944 1948 1957 128  
Hillering 1951 1953 1961 279  
Heide 1958 1960 1961 397  


maximale Förderung 476670 t 1938

durchschnittlich 333000 - 370000 t/a


Die seltsamen Investitionen zum Ende der Betriebsphase von Alter Hellweg waren auch Thema eines Artikels im Spiegel. Die wirtschaftlichen Hintergründe sind sicher zutreffend wiedergegeben, die Bemerkung zum Kohleabbau mit Schlägel und Eisen ist allerdings hahnebüchener Unsinn. Damals wurde in der steilen Lagerung Kohle in Handarbeit abgebaut. Dabei kamen mit Druckluft angetriebene Abbauhämmer zum Einsatz. Spiegelartikel als PDF Spiegel 28/1961.



Schacht Friederica mit Halde

Schacht Gutglück

Infotafel Gutglück

Zum Wohnhaus umgebautes Schachthaus Gutglück
Alter Hellweg 1/2/3
Alter Hellweg 1/2/3 im Jahr 1958
Alter Hellweg 1/2/3
Alter Hellweg 1/2/3 Infotafel
Alter Hellweg 1
Alter Hellweg Schacht 1
Alter Hellweg 2
Alter Hellweg Schacht 2 mit Mauerrest der Schachthalle
Alter Hellweg 2
Alter Hellweg Schacht 2 Schachtdeckel
Alter Hellweg 3
Alter Hellweg Schacht 3
Alter Hellweg 3
Alter Hellweg Schacht 3
Alter Hellweg 1/2/3
Alter Hellweg 1/2/3 von der S-Bahnhaltestelle aus gesehen
Alter Hellweg 1/2/3
Alter Hellweg 1/2/3 Waschkaue und Bürogebäude
Alter Hellweg 1/2/3
Alter Hellweg 1/2/3 Bürogebäude
Alter Hellweg 1/2/3
Alter Hellweg 1/2/3 Waschkaue
Alter Hellweg 1/2/3
Alter Hellweg 1/2/3 Fördermaschinenhalle
Alter Hellweg Hillering
Alter Hellweg Schacht Hillering
Alter Hellweg Obermassen
Alter Hellweg Schacht Obermassen in einer Ackerfläche
Alter Hellweg Obermassen
Alter Hellweg Schacht Obermassen Schachtdeckel
Alter Hellweg Heide
Alter Hellweg Schacht Heide Nachnutzung
Alter Hellweg Heide
Alter Hellweg Schacht Heide teilweise als Lagerplatz genutzt
Unna
Ehemalige Fläche der Zeche Unna
Unna
Infotafel Zeche Unna
Unna
Kohlewagen neben der Infotafel

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