Mit fortschreitender Rationalisierung und dem Auslaufen der Nachbarzechen wurde eine umfassende Neuordnung
der bestehenden Anlagen am linken Niederrhein nötig, um die noch anstehenden Kohlenvorräte abzubauen. Das Resultat war das
Bergwerk Rheinland. Der Restbetrieb von Rheinpreussen und die eigenständige Anlage Pattberg wurden mit der Zeche
Rossenray zusammengelegt. Es entstand das größte Bergwerk Europas. Mit 5.267615 t wurde auch die höchste je im Ruhrbergbau
erzielte Jahresförderung erreicht. Dies entspricht etwa der Menge, die um 1860 im gesamten Ruhrgebiet in einem Jahr gefördert wurde.
1981 umfasste die Berechtsame 160 km², wovon 33 im Abbau und 65 stillgelegt waren. Der Name Rheinland war schon einmal von
1919 - 1927 für den Abbaubetrieb der Schächte Rheinpreußen 5/6 benutzt worden vor der Umbenennung in Pattberg.
1995 wurden in einem Höchstleistungsstreb täglich bis zu 12000 t Kohle gefördert. Das allein entspricht der Förderung einer Großzeche.
Die Anlage wurde nach ihrer Lage in der Gemarkung Rossenray benannt.
Schacht | Teufbeginn | Inbetriebnahme | Stilllegung | max. Teufe (m) |
Rossenray 1 | 1955 | 1962 | 2013 | 1007 |
Rossenray 2 | 1957 | 1966 | 2013 | 892 |
Rheinpreußen 4 | ab 1971 | verfüllt 1991 | ||
Rheinpreußen 5 | ab 1971 | verfüllt 1988 | ||
Rheinpreußen 6 | ab 1971 | verfüllt 1994 | ||
Rheinpreußen 7 | ab 1971 | verfüllt 1997 | ||
Rheinpreußen 8 | ab 1971 | 1994 Abgabe an Walsum | ||
Rheinpreußen 9 | ab 1971 | 1994 Abgabe an Walsum | ||
Rheinberg | 1987 | 1993 | 1993 Abgabe an Walsum | 1140 |
Friedrich Heinrich 1 | ab 1993 | 2002 Bergwerk West | ||
Friedrich Heinrich 2 | ab 1993 | 2002 Bergwerk West | ||
Friedrich Heinrich 3 | ab 1993 | 2002 Bergwerk West | ||
Friedrich Heinrich 4 | ab 1993 | 2002 Bergwerk West |
maximale Förderung Rheinland 5.267615 t 1975
durchschnittlich 4 - 5 Mio. t/a
maximale Förderung Friedrich Heinrich/Rheinland 4.174394 t 1993
durchschnittlich 3 - 4 Mio. t/a
Anfang 2020 begannen die Abbrucharbeiten am Schacht Rossenray 1. Hier wird ein vorher noch nicht erprobtes Verfgahren angewendet.
Der Schacht hat die Grundmaße von 16 x 23 Metern. Am Boden wurde ein 21 Tonnen schwerer und 6 x 7,5 Meter großer Käfig mit Stahlplattform
angefertigt und darin ein 26 t schwerer Meißelbagger fixiet. Ein knapp 600 Tonnen schwerer Raupenkran hiefte den Käfig auf das Dach des
Förderturms. Die Belastung wird durch die Befestigung des Käfigs am Kran auf einen minimalen Wert reduziert. Dann erfolgte der schrittweise
Rückbau in einer festgelegten Reihenfolge, bei der die Wände um einige Meter „abknabbert“ wurden, bis der Boden der Fördermaschinenhalle
auf 87,5 Meter erreicht war. Anschließend wurde die Fördermaschine von dem Raupenkran aus dem Turm gehoben. Danach ging der Abbruch Meter
für Meter mit dem hängenden Meißelbagger bis auf die Höhe von 70 Metern weiter. Bis hier befanden sich kaum Einbauten, da nur Platz
für die Skipgefäße mit einem Sicherheitsabstand bei möglichem Übertreiben (Überschreiten der vorgesehenen höchsten Position)
benötigt wurde. Die Außenwände und Treppenhäuser schaffte der Bagger.
Danach wurde der Rückbau bis zum Boden mit dem normalen Seilbagger und einer Abrissbirne fortgesetzt. Die massivere Bauweise der
Kohleaufbereitung (z.B. Kohlebunker) erfordert rabiatere Methoden. Ende 2020 soll der Abriss beendet sein. Danach kann das Gelände wie
vorgesehen für Gewerbe- und Logistikbetriebe aufbereitet werden.
Die Abbrucharbeiten dokumentiert eine Fotostrecke, die sukzessive erweitert wird. Die Fotos wurden mir freundlicherweise von Thomas Depta
zur Verfügung gestellt. Es wird deutlich wie stark die langsam verschwindende Landmarke für das Umfeld prägend war.
Die folgenden Bilder zeigen u.a. die Arbeitsweise beim Abbruch. Neben dem Baggerführer im Arbeitskorb ist immer ein zweites Team vorhanden.
Es benutzt einen Fahrkorb, der auch bei Nachverfüllarbeiten an Schachtköpfen eingesetzt wird. Deshalb ist er überdacht falls trotz
aller Vorsicht ein Gegenstand in die bis etwa auf 30 m Teufe ausgeräumte Schachtröhre fällt. Offensichtlich ist auch eine
Berieselung mit Wasser bei starker Staubentwicklung vorgesehen.
Die an der Kante des Turm erkennbare Leiste gehörte als Westpol zu der Lichtinszenierung (gelbe Lichtbänder an den Kanten der Gebäude)
von Mischa Kuball. Der Ostpol war der Schacht 4 von Königsborn in Bönen. Zu den Installationen insgesamt gibt es mehr Infos auf
Landmarken
bei Wikipedia.