Zeche Brassert in Marl

1907 - 1972


Brassert Übersich


Die Zeche Brassert war die kleinere der beiden Marler Anlagen und hatte wegen der ungünstigen Bedingungen im Mutterkonzern nie eine sichere finanzielle Basis. Sie gehörte ab 1917 zu den Rheinischen Stahlwerken in Duisburg. Diese hatten schon in geringerer Entfernung Zechen, die auch Kokskohle abbauten. Die auf Brassert anstehende Gas- und Gasflammkohle war eher für Kraftwerke geeeignet. Dazu kam, dass die Kohle sehr hart war und nur maschinell mit Schrämmaschinen abgebaut werden konnte. Diese waren im frühen 20. Jahrhundert technisch noch nicht ausgereift. Erst der Bau eines Kraftwerks 1960 konnte die drohende vorzeitige Stillegung abwenden, aber nicht verhindern. Daher fehlte auch die üblicherweise vorhandene Kokerei.
Der Name geht auf den Berghauptmann Hermann Brassert zurück, der als Schöpfer des Allgemeinen Preußischen Bergrechts gilt. Um die Zeche entstand auf in der damals überwiegend bewaldeten Gegend der heutige Marler Stadtteil Brassert, der nach dem Bau der neuen Marler Mitte nahe am Stadtzentrum liegt. Die Stadt ist wie weiter östlich Bergkamen aus Dörfern und den Zechen mit ihren Siedlungen entstanden. Da für Marl schon 1923/24 der sog. "Rappaport-Plan" (nach dem späteren Direktor des SVR benannt) aufgestellt wurde ist mit Verzögerungen eine relativ gute Infrastruktur entstanden.


Brassert 1/2
Die Schachtanlage 1/2 liegt auch heute noch mit den angrenzenden Siedlungen am Rand eines stark bewaldeten Gebiets, die daher eine hohe Wohnqualität aufweisen. Von den Betriebsanlagen ist fast nichts erhalten. In den Gebäuden am Zecheneingang besteht eine Radverleihstation. Von hier erreicht man über gut ausgebaute Radwege die Lippeaue und den Naturpark Hohe Mark ohne große Höhenunterschiede. Etwa die Hälfte der ehemaligen Zechenfläche ist für Freizeitaktivitäten hergerichtet. Das Angebot reicht von Skaterbahn über Minigolf bis zu Tennis. Der Rest ist Gewerbegebiet unter Nutzung einiger weniger kleinerer erhaltener Gebäude.
An den Bergbau erinnert eine Seilscheibe im Kreisverkehr an der Zufahrt zum Gewerbegebiet. Daneben liegt Schacht 1 liegt im Grünstreifen eines Tennisplatzes. Der Schacht 2 mit mehreren Revisionsöffnungen befindet sich gegenüber auf einem Firmenparkplatz.

Brassert 3
Der Schacht 3 sollte der Zeche den Modernisierungsschub bringen, der für eine längere Laufzeit nötig wurde. Er wurde daher mit einem Doppelbockgerüst und großzügigen Tagesanlagen gebaut. Die mit dieser Anlage verbundenen Erwartungen erfüllen sich nicht. Durch den 2. Weltkrieg verzögerten sich die Arbeiten und der Förderbeginn 1954 erfolgte kurz vor dem Beginn der Kohlekrise. Die Lagerstätte war auch stärker gestört als erwartet. Schon ab 1962 ging Förderung 1962 unter Tage zur Anlage 1/2, da die Kosten für eine eigenständige Förderung zu hoch waren. Diese Entwicklung war auch am Fördergerüst zu erkennen. Nur zwei der vier Seilscheiben wurden aufgelegt. Damit bestand jahrelang die Landmarke "halbes" Fördergerüst. Heute wird die Fläche industriell genutzt und ist nicht zugänglich. Ein großer Teil der Bausubstanz blieb erhalten. Die Anlage ist ohne Hintergrundwissen nicht als ehemalige Zeche zu erkennen.

Übersicht Schachtdaten

Schacht Teufbeginn Inbetriebnahme Stilllegung max. Teufe (m)
1 1907 1910 1972 995
2 1908 1910 1972 811
3 1939 1954 1972 1020


maximale Förderung 1.163368 t 1956

durchschnittlich 600000 - 1 Mio. t/a


Brassert 1/2
Schacht 1
Brassert 1/2
Revisionsöffnung mit Infotafel Schacht 1
Brassert 1/2
Schacht 1/2 in den 1950er Jahren
Brassert 1/2
Revisionsöffnnung Schacht 2
Brassert 1/2
Revisionsöffnnungen Schacht 2
Brassert 1/2
Flächen für Freizeitsport
Brassert 1/2
Seilscheibe zwischen Schactht 1 und 2
Brassert 1/2
Schacht 1/2 Zecheneingang
Brassert 3
Schacht 3 um 1960
Brassert 3
Schacht 3 1950er Jahre
Brassert 3
Folgenutzung Schacht 3
Brassert 3
Schacht 3 ehemaliges Zechentor

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