Die Zeche wurde zu Beginn König Leopold (damals belgischer König) genannt, da die Gesellschafter der Zeche
überwiegend Belgier waren. Die 1848 gegründete Société Anglo-Belge des Mines du Rhin (Englisch-Belgische Gesellschaft der
Rheinischen Bergwerke) begann mit dem Abteufen eines Mutungsschachts, stellte die Arbeiten wegen der politischen Situation in
Deutschland (Deutsche Revolution von 1848/49) ein Jahr später ein. Erst 1852 ging das Abteufen weiter. Dies war dem unermüdlichen
Einsatz des belgischen Abteufpioniers Joseph Chaudron zu verdanken. Doch die neue Gesellschaft Société Anonyme Belge-Rhénane des
Charbonages de la Ruhr (Belgisch-Rheinische Gesellschaft der Kohlenbergwerke an der Ruhr) hatte gleich Probleme, da die
Mutungsakten verloren gingen und ein Antrag auf Fristverlängerung beim Bergamt zu spät einging. Die Mutungen wurden daher gelöscht.
Chandon hatte 1857 glücklicherweise zwischenzeitig mehrere Flöze erreicht und damit den notwendigen Nachweis für die Verleihung
erbracht. So konnte 1859 die Zeche unter der Benennung Dahlbusch in Betrieb gehen. Der Name leitet sich von einem kleinen
Gehölz in der Nähe des ersten Schachtes ab. Die Prokuktivität der Zeche lag von Anfang an über dem Ruhrgebietsdurchschnitt. Ein Glücksfall
war die Gründung der Bergwerksgesellschaft Dahlbusch im Jahr 1873. Der rein belgische Grubenvorstand hatte sie in einer
ausserordentlichen Sitzung beschlossen und konnte vor dem Beginn der Wirtschaftskrise im Jahr 1874 noch das nötige Kapital für den
Grubenausbau beschaffen. Bis zum ersten Weltkrieg entstand ein profitables Unternehmen (Förderung über eine Mio. t/a), das auch die
Entwicklung der Gemeinde Rotthausen stark antrieb (z.B. durch den Bau von Zechenwohnungen). 1880 und 1881 hatte Dahlbusch die
höchste Förderung der Zechen im Ruhrgebiet. Die besondere Beziehung der Gemeinde Rotthausen und der Zeche ist auch durch das
Grubenfeld bedingt. Es stimmt fast mit der Gemeindefläche überein. Viele andere Zechen hatten vor den Eingemeindungswellen mehrere
Ansprechpartner im kommunalen Bereich, z.B. bei Steuern oder Infrastruktur.
Negative Schlagzeilen macht die Zeche durch viele Schlagwetterexplosionen: 1898 - drei Tote, 1918 - fünf, 1943 - 33, 1950 - 78 und
1955 - 42. Dabei wurden 1955 drei eingeschlossene Bergleute mit der sog. Rettungsbombe geborgen. Die Rettungskapsel erreichte die
Eingeschlossenen über ein Bohrloch. Diese Technik kam 1963 beim Unglück von Lengede als "Dahlbusch-Bombe" zum Einsatz. Dort war
der Schlammteich der Eisenerzgrube Leonie gebrochen und sein Inhalt in den Untertagebereich geflossen. In einer Luftblase überlebten
Bergleute, deren Rettung zum ersten mal auch live im Fernsehen zu verfolgen war. Auch bei dem Unglück in Chile (2010) wurde eine
Rettungskapsel nach dem Dahlbuscher Vorbild eingesetzt. Hier überlebten 33 Bergleute, die 69 Tage eingeschlossen waren. Weiter unten
folgt eine ausführliche Darstellung der Rettungsaktion auf Dahlbusch.
Das kleine Grubenfeld sicherte erstaunlich lange eine rentable Förderung. Ab 1941 kam ein Pachtfeld der Nachbarzeche Hibernia dazu.
Die Betriebsflächen lagen eng beieinander und dominierten den Stadtteil Rotthausen, insbesonders durch die Seilbahn von Schacht 8 zur
Kokerei am Schacht 3/4/6.
Im 1. Weltkrieg gab es eine schwierige Situation für die Zeche. Wie bei allen Großbetrieben wurde auch von ihr erwartet, Kriegsanleihen
zu zeichnen. Fast 60% der Aktien lagen in belgischen und französischen Händen. Der Bergwerksdirektor konnte 1917 eine Sonderregelung
erreichen, da neben 400 Kriegsgefangenen auch 650 belgische Zivilisten auf Dahlbusch arbeiteten. Man wurde von den üblichen
Einschränkungen befreit. So konnten der Bergwerksdirektor beispielsweise an die Beschäftigten Gratifikationen von mehr als 1 Mio. Mark
ausschütten - eine Form vom Kriegsanleihen zum Kurs von 92%. Damit blieben die Verluste durch die quasi wertlosen Anleihen relativ gering.
Das Konto der Kriegsanleihen lag nie über 2,1 Mio. Mark. Die dadurch "günstige" Lage der Gesellschaft erlaubte den Ankauf von Grundstücken und
Immobilien.
Im Mai 1955 sollte in etwa 860 m Teufe von einer alten Ladestelle mit einem Füllort im Blindschachts 8 ein
Aufhauen zum Blindschacht 9 erstellt werden. Es wurde für den erneuten Abbau im
Flöz Wilhelm benötigt. Durch eine gebrochene Druckluftleitung im Blindschacht wurde der Förderkorb eingeklemmt und die drei eingesetzten Bergleute
saßen fest. Ein Rettungsversuch von der höheren Sohle in 674 m Teufe scheiterte wegen andauendem Steinschlag. Später drang so viel
Gestein nach, dass die Strecke völlig verschüttet wurde. Aus Zeitgründen kam die Rettung durch ein neues Aufhauen nicht in Frage. Dies
hätte gut zwei Wochen gedauert. Man entschloss sich, ein Bohrloch von der 11. Sohle zu den Eingeschlossenen vorzutreiben. Dieses würde
42 m lang werden. Eine erforderliche Bohrmaschine war in der Nähe im Einsatz. Es fehlte ein passender Bohrer für das Loch mit 143 mm
Durchmesser. Es sollte für die Versorgung der Eingeschlossenen groß genug sein. Der Bohrer konnte aus Hagen geliefert werden. In
der Rekordzeit von sechs Stunden und 46 Minuten wurden die Bergleute erreicht. Mit der Gewissheit, dass sie lebten konnten nun die
Vorbereitungen zum Aufweiten des Bohrlochs beginnen. Die Eingeschlossen hatten es relativ bequem, da die Ladestrecke etwa 100 m
lang und das Flöz 1,2 m mächtig war.
Das Besondere an der Rettung war die Nutzung der damals aufkommenden Großbohrlochtechnik. Heute werden damit Schächte von mehreren
Metern Durchmesser abgebohrt. 1955 mussten zunächst ein stärkerer Antrieb und ein fast doppelt stärkeres Bohrgestänge besorgt werden.
In der Zechenwerkstatt hatte man schon die Möglichkeit eines Transportbehälters mit 40 cm Durchmesser aus drei Meter langen Blechrohren
getestet.
Die folgende Rettungsbohrung kam durch die Unterstützung anderer Schachtanlagen (damals alle privat und Konkurrenten) schnell voran.
Die Zeche General Blumenthal stellte die Bohrmaschine und einen erfahrenen Bohrmeister, die Führungsstangen kamen von den
Zechen Auguste Victoria und Graf Bismarck. Zusätzlich lieferte Auguste Victoria noch zwei Rollenmeißel als
Reserve. Das bedeutete gleichzeitig die zeitweilige Einstellung der Bohrarbeiten auf diesen Zechen. Durch das auf 27 cm aufgeweitete
Loch wurden die Eingeschlossenen mit weiteren Nahrungsmitteln und Luftmatratzen versorgt. Bei der folgenden Bohrung mit 40 cm
Durchmesser wurde das Material so stark beansprucht, dass Reparaturen nötig wurden. Nach insgesamt 45,4 Stunden Bohrzeit konnte der
Einsatz der inzwischen bereit stehenden Dahlbuschbombe beginnen. Dazu wurden zwei Seilhaspel für Ober- und Unterseil aufgestellt
und in der Strecke eine Umlenkrolle angebracht. Eine Probefahrt mit Sandsäcken verlief positiv. Damit die Bombe hoch genug gezogen
werden konnte musste noch die Streckensohle nachgezogen werden. Der Bohrer hatte Gesteinspacken angehoben. Danach konnte die Rettung
wie geplant durchgeführt werden. Dazu ließ sich der Oberführer der Grubenwehr nach oben ziehen und half den zu Rettenden beim
Einstieg in die Dahlbuschbombe. Diese Aktion war die erste mit einem von unten gebohrtem Loch mit einem Transportbehälter. Die
Geretteten hatten bis auf leichte Erschöpfungssymptome keinen Schaden erlitten.
Das Unglück ereignete sich am 7. Mai 1955 um 18 Uhr, die Rettung war am 12. Mai um 22 Uhr nach fünf Tagen und vier Stunden beendet.
Von der Rettungbombe existieren drei Exemplare (Deutsches Museum München, ehemalige Verwaltung Dahlbusch und Deutsches Bergbaumuseum
Bochum). Das eingesetzte Gerät ist wahrscheinlich das in Bochum. Mit der Rettungsbombe konnten bei weiteren Unglücken Bergleute gerettet
werden (1956 Zeche Anna 2 in Alsdorf - zwei, 1957 Schwerspatgrube Gustav in Abterode - zwei, 1963 Eisenerzgrube Mathilde
in Lengede - 14 und 1964 Kalibergwek Rivel in Champagnole - neun).
Nach dem Medienspektakel in Lengede wurde dem Einsatzleiter der Rettung auf Dahlbusch 1964 ein "Preis zum Ruhme reiner Menschlichkeit"
verliehen als Erfinder der Dahlbuschbombe. Dies führte zu Meinungsverschiedenheiten und dem Einsetzen eines Sachverständigenausschusses
beim Steinkohlenbergbauverein in Essen. Dieser stellte nach Anhörung aller an der Rettungsaktion Beteiligten fest, dass es der große
Verdienst des Dipl.-Berging. Au war, tagelang alle Arbeiten überwacht zu haben. Gleichzeitig entwickelten andere die Bombe und testeten
sie. Die abschließende Presseerklärung trug die Überschrift "Dahlbuschbombe" - ein Gemeinschaftswerk. Es wird aber immer wieder ein
Spiegelartikel von 1963 als Quelle für die falsche Urheberschaft zitiert.
Schacht | Teufbeginn | Inbetriebnahme | Stilllegung | max. Teufe (m) | Kokerei |
1 (König Leopold) | 1848 | 1860 | 1911 | 402 | |
Wetterschacht | 1867 | 1868 | 1927 | 258 | |
2 | 1868 | 1870 | 1925 | 713 | |
3 | 1874 | 1876 | 1926 | 431 | 1903/04 - 1966 |
4 | 1874 | 1877 | 1929 | 981 | |
5 | 1890 | 1894 | 1929 | 595 | 1900/01 - 1919 |
6 | 1895 | 1899 | 1954 | 913 | |
7 (Berger) | 1912 | 1914 | 1966 | 1091 | |
8 | 1914 | 1916 | 1966 | 952 |
maximale Förderung 1.205984 t 1912
durchschnittlich 800000 - 1 Mio. t/a
Ab 1925 wurde der Schacht 1 der stillgelegten Zeche Hibernia angepachtet und als einziehender Wetterschacht genutzt. Er wurde 1961 aufgegeben und verfüllt.