Königin Elisabeth in Essen-Frillendorf-Kray
1840 - 1966
Die Grubenbaue der Zeche Königin Elisabeth reichten von der östlichen Essener Innenstadt bis in den Stadtteil
Kray. Alle dort abgeteuften Schächte wurden mit männlichen Vornamen benannt, die Gesamtanlage nach Elisabeth Ludovika, Prinzessin
von Bayern, der Gemahlin des damaligen Königs Friedrich Wilhelms IV. von Preußen. Die Zeche entwickelte sich bis zum 1. Weltkrieg
zu einem Großbetrieb, der bis zu den Kriegszerstörungen im 2. Weltkrieg bei 1 Mio. t jährlicher Förderung lag. Nach dem Krieg konnte
diese Menge nicht mehr erreicht werden. 1955 folgte die Teilung des Grubenfelds. Die Zeche Katharina übernahm den westlichen Teil,
der östliche lief bis 1966 unter dem Namen Friedrich Joachim weiter. Von größeren Unglücken blieb die Zeche weitgehend verschont.
1876 forderte eine Schlagwetterexplosion drei Tote. 1909 stürzte die Schachtbühne während der Ausmauerung von Schacht Wilhelm ab
(sechs Tote) und 1940 starben bei einer Kesselexplosion übertage fünf Bergleute. Bei Seilfahrtunglücken gab es 1926 27 Tote und
1939 noch einmal sieben.
Die ersten Aktivitäten setzten 1839 mit Mutungsbohrungen ein. Damals waren noch Schächte nötig, um die erbohrten Flöze auf ihre
Abbauwürdigkeit zu prüfen. War dies der Fall konnte nach der Mutung das zugehörige Grubenfeld verliehen werden. Dies entsprach der
Abbaugenehmigung. Da das Schachtteufen teuer war versuchten die Zechengründer die Schurfschächte für die spätere Förderung zu
nutzen. Das gelang selten, da sich erst nach den Ausrichtungen der Abbaubetriebe zeigte, ob der Schachtstandort wirtschaftlich war. Hier
waren es zwei Schurfschächte, die wieder aufgegeben wurden, nachdem Förderstandorte mit Anbindungen an die damals neu gebauten
Eisenbahnen geeigneter waren. Bei den frühen Schurfschächten wurden noch die im Stollenbergbau üblichen Längenfelder verliehen, d.h. es
durfte nur das gefundene Flöz abgebaut werden. Spätere Mutungen, bei denen eine Bohrung ausreichte wurden mit den alten Längenfeldern
zusammengelegt (Konsolidierung) und erlaubten den Abbau aller Flöze innerhalb des Grubenfelds.
Schurfschacht Joachim
Dieser Schacht erzeugte im Frühjahr 2014 Schlagzeilen. Er lag im Bereich der Fahrbahn der A40 in
Richtung Osten. Er war knapp 56 m tief und hatte die Maße 2,4 m x 1,8 m. Das angetroffene Flöz Mausegatt wurde ab 1840
bis etwa 1843 geringfügig abgebaut. Insgesamt waren es 400 - 600 t Kohle. So geht von dem Kohleabbau kaum eine Gefahr
aus. Der 1845 mit Lockermassen verfüllte Schacht wurde sicherheitshalber neu verfüllt. Dazu wurde die Fahrbahn in
Richtung Osten für mehrere Wochen gesperrt. Die Schwierigkeiten bei der Schachtsuche verdeutlicht ein Auszug
aus der topographischen Karte von 1892 (s.u.). Gut 50 Jahre nach dem Abteufen war die Gegend immer noch ländlich. Nur
im Umfeld der Schachtanlage Wilhelm setzte der Strukturwandel ein. Ansonsten gab es noch die neue Bahntrasse. Im Bereich
des Schachts ist von einer sicher existierenden Wegeverbindung nichts erkennbar bzw. mögliche Reste nicht bedeutend
genug für die kartografische Darstellung. Bis zum 2. Weltkrieg war der Bereich komplett überbaut (Zechen, Straßen,
Wohnanlagen). Die Veränderung war so umfassend, dass nur noch die Bahngleise, das Zechengelände und einige kurze Stücke
der Straßen und Wege mit der heutigen Topografie übereinstimmen.
Schurfschacht Wilhelmsthal
Wie der andere Schurfschacht wurde auch dieser 1840 begonnen. Er traf aber nicht gleich auf ein
Flöz. Es wurden Querschläge nach Osten und Süden aufgefahren. 1843 wurden nach ca. 65 m das Fundflöz für Wilhelmsthal für
das gleichnamige Längenfeld und nach ca. 40 m das für Feld Elise gefunden. Hier wurde ein Geviertfeld verliehen, wie es für die
Tiefbauanlagen typisch war. Die Aufschlüsse veranlassten die Gewerken in der
Nähe eine Förderanlage zu bauen, die zur Keimzelle der Zeche Königin Elisabeth wurde. Später entstand im Bereich des
Schachts der Güterbahnhof Essen.
Die drei Felder wurden 1845 zu
Königin Elisabeth konsolidiert. Auch bei der Anlage
Hubert gab es einen Schurfschacht. Dieser lag
direkt neben dem Betriebsgelände und wurde später aufgegeben.
Die Anlage
Wilhelm entstand in Essen-Frillendorf mit dem Abteufen des Schacht Wilhelmsthal ab 1847. Er wurde
später nur noch Wilhelm genannt. Mit dem Eisenbahnanschluss 1849 und der Fertigstellung des Malakoffturms 1850 begann der
Förderbetrieb. Dieser lief sehr gut an. Mit 1,56 t abgebauter Kohle pro Bergmann erreichte die Zeche von 1856 bis mindestens 1864
die höchste Untertageleistung im Revier. Möglicherweise war dies mit dem Verschleiss der Förderanlage erkauft. 1870 verursachte
ein Fördermaschinenbruch eine wochenlange Fördereinstellung. 1876 wurde eine Schachtreparatur nötig. Im selben Jahr starben drei
Bergleute bei einer Schlagwetterexplosion, auch ein Hinweis auf die Priorität Fördermenge. Der nötige Luftschacht wurde ab 1878
geteuft. Danach folgte ein stetiger Ausbau (Kokerei, Brikettfabrik). 1909 wurde der Wetterschacht Emil abgeteuft. Da 1911 das
immer noch hölzerne Fördergerüst im Malakoffturm durch einen Brand zerstört wurde (drei Wochen Fördereinstellung - später Einbau
eines eisernen Strebengerüsts) änderte man die Pläne für Schacht Emil. Er wurde 1912 zum Förderschacht und Wilhelm Wetter- und
Materialschacht. Da am Standort Emil kein Platz für die üblichen Anlagen zur Aufbereitung war lief die Kohle über eine Seilbahn
zur bestehenden am Schacht Wilhelm. Die Umstellung erforderte eine zweite Fördermaschine. Aus Platzmangel wurde diese im rechten
Winkel zur anderen aufgestellt, womit das Gerüst unverwechselbar wurde.
Auf der Zeche
Tremonia in Dortmund führte Platzmangel zu einer ähnlichen Lösung. Durch Kriegsschäden kam der Betrieb 1945
zum Erliegen und wurde erst 1950 wieder aufgenommen. 1955 wurden beide Schächte von der Nachbaranlage
Katharina übernommen und
als Nebenanlage weiter betrieben. Der Schacht Emil wurde bis 1150 m weiter geteuft und war der tiefste der Gesamtanlage. Die
Kohle ging unter Tage zum Schacht Katharina 3. Der Wetterschacht wurde schon 1931 aufgegeben und verfüllt. Die Tagesanlagen
wurden 1963 stillgelegt. Schacht Wilhelm blieb bis zur Stilllegung von
Katharina Wetterschacht.
Der Schacht Wilhelm liegt heute auf dem Parkplatz der
Bergbauforschung GmbH, die sich auf dem ehemaligen Betriebsgelände entwickelt
hat. Er ist nicht zugänglich. Der Malakoffturm wurde etwa 1974 abgetragen. Am Schacht Emil ist das langgezogene Gebäude in dem sich
die Betriebsanlagen mit Fördermaschine, Waschkaue und Werkstätten befanden erhalten. Es wurde privat restauriert und steht seit 1988
unter Denkmalschutz. Hier sind u.a. Künstler eingezogen. Es bestehen eine Malschule und eine Galerie. Die angrenzende Fläche nimmt
Kleingewerbe ein. Informationen (auch zum Gebäude als Teil der Route der Industriekultur) finden sich auf der Website der der
Künstlergruppe
ZKE.
Das Gebäude ist ein wichtiges Beispiel für Industriearchitektur entworfen vom Essener Architekt Alfred Fischer. Von 1911 bis 1933 leitete
er die Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Essen, die später als Folkwangschule bekannt wurde. Wegen seiner Verbindung zum
Bauhaus und weiterer Institutionen der modernen Architektur wurde er von den Nazis in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Bekannte
Bauten u.a. sind die Zeche
Sachsen in Hamm (erhaltene Maschinenhalle), das Hans-Sachs-Haus in Gelsenkirchen und das Gebäude des
Regionalverband Ruhr in Essen.
Der Wetterschacht lag neben dem Eingang zum Friedhof in Frillendorf (nicht einsehbar hinter einem Floristikbetrieb).
Weit entfernt vom zweiten Schurfschacht wurde 1869 mit dem Abteufen des Schachts Friedrich Joachim begonnen. Auch
hier wurde ein Malakoffturm errichtet, der damals Standard bei Tiefbauanlagen war. 1872 wurde die Förderung aufgenommen. 1882 erfolgte
der Durchschlag mit der Anlage Wilhelm, da ein zweiter Schacht als Fluchtweg bei Unglücken vorgeschrieben wurde. Daneben wurde die
Bewetterung verbessert. Auch die Schachtanlage Friedrich Joachim wurde zügig ausgebaut (Kokerei, Brikettfabrik). Der Schacht scheint
sehr stark beansprucht worden zu sein. 1888 waren vier Wochen für Reparaturen nötig und 1891 sechs Wochen. 1909 wurde der alte
Holzausbau durch Mauerung ersetzt. Dabei kam es zum Absturz der Schachtbühne mit sechs Toten. Ab 1901 wurde der Wetterschacht Friedrich
Joachim 2 abgeteuft und 1904 in Betrieb genommen.
1928 wurde die Anlage Hubert 1/2 übernommen. Durch die Weltwirtschaftskrise setzte der Betrieb von 1931 bis 1935 aus. Nach dem Krieg
konnte Friedrich Joachim schon ab 1946 wieder Kohle fördern (auch aus den Feldern Wilhelm und Hubert). Ab 1955 wurde der Betrieb
verkleinert weiter geführt. Der Schacht Hubert 1 wurde dazu ab 1958 wieder zur Bewetterung in Betrieb genommen. 1966 erfolgte die
Stilllegung. Da die Zeche Katharina die Restvorräte abbaute blieben die Schächte für Wasserhaltung und Bewetterung bis 1972 weiter
offen.
Heute befindet sich auf der Betriebsfläche ein sehr gemischtes Gewerbegebiet. Der Schacht Friedrich Joachim 2 liegt eingezäunt und
mit einer Protegohaube versehen etwas versteckt auf dem Gelände. Am Schacht 1 hat sich in einem der erhaltenen Gebäude u.a. eine
Baufirma angesiedelt. Sie nutzt die Fläche am ehemaligen Schacht als Lagerplatz. Der Schacht ist nicht gekennzeichnet. Nur ein
Kohlewagen in der Nähe deutet auf ihn hin. Erhalten blieb auch das Verwaltungs-/Kauengebäude im Eingangsbereich der Zeche, das
stark umgebaut wurde.
Die dritte Anlage Hubert wurde zwischen den beiden anderen abgeteuft. Zwischen 1896 und 1903 gingen beide Schächte
in Betrieb, 1899 die Kokerei und 1910 die Brikettfabrik. Durch die Lage konnte sie sich wohl nicht richtig entwickeln. 1926 kam es hier
zum schwersten Unglück auf der Zeche Königin Elisabeth. Bei einem Seilfahrtunglück 1926 starben 27 Bergleute. 1928 wurde die Förderung
beendet. Später baute Friedrich Joachim die Kohlevorräte ab. Die Schächte blieben für die Bewetterung offen. Die Kokerei produzierte
noch bis 1945. Ab 1966 nutzte die Zeche Katharina die Schächte bis zur Stilllegung 1972. Seit 1961 waren schon alle Schachteinbauten
entfernt worden und eine Seilfahrt daher nicht mehr möglich. 1958/59 war der Schacht Hubert 1 noch bis Hauptfördersohle von
Friedrich Joachim auf 743 m vertieft worden.
Auf der Betriebsfläche befindet sich ein Gewerbegebiet. Erhalten sind einige Gebäude. Überwiegend sind hier Betriebe aus dem KFZ-Bereich
angesiedelt. Der Schacht 1 liegt nicht zugänglich auf Betriebsgelände. Hier sind keine Spuren erkennbar. Der Schacht 2 liegt auf dem
Stellplatz eines KFZ-Händlers und hat eine Revisionsöffnung. Eine Tafel mit den Schachtdaten zeigt die Lage an.
Am Beispiel des Schurfschachts kann nachvollzogen werden wie die Abbaugenehmigung erfolgte. Nach der erfolgreichen Bohrung wurde ein
kleiner Schacht abgeteuft, um das gefundene Flöz durch "Inaugenscheinnahme" als abbauwürdig einzustufen. Danach konnte die Zeche den
offiziellen Betrieb aufnehmen. Am Schurfschacht wurde normalerweise keine Kohle abgebaut. Kleinere Mengen kamen wahrscheinlich für die
beim Abteufen der "richtigen" Förderanlagen eingesetzten Dampfmaschinen zum Einsatz.
Die ehemalige Betriebsfläche wird seit einiger Zeit neu erschlossen, um das Gewerbegebiet aufzuwerten. Hier liegt auch ein
Verkehrsübungsplatz. An der Hubertstraße, die an der Zeche vorbei führt kann man ein Phänomen im Zusammenhang mit Zechengründungen oder
anderen Industriebetrieben gut nachvollziehen. Die damals noch nicht eingemeindeten Stadtteile glaubten oft an eine goldene
Zukunft und planten "städtische" Wohnbebauung. Dies waren damals zusammenhängende Häuserzeilen, idealerweise in Blöcken. Hier entstand
eine lange Reihe von Wohnhäusern. Sie blieb isoliert, als die erhoffte wirtschaftliche Entwicklung nicht einsetzte. Solche stecken
gebliebene Ansätze finden sich in vielen Vororten, oft an Straßenkreuzungen.
Übersicht Schachtdaten
Schacht |
Teufbeginn |
Betrieb |
Stilllegung |
max. Teufe
(m) |
Kokerei/Brikettfabr. |
Schurfsch. Joachim |
1840 |
1841 |
1845 |
56 |
|
Schurfsch. Wilhelmsthal |
1840 |
1842 |
ca. 1847 |
50 |
|
Wilhelm |
1847 |
1850 |
1972 |
739 |
1883 - ca. 1932 (K)
1908 - 1945 (B) |
Friedrich Joachim 1 |
1869 |
1872 |
1972 |
946 |
1882 - 1959 (K)
1910 - 1955 (B) |
Wetterschacht |
1878 |
1879 |
1931 |
204 |
|
Hubert 1 |
1896 |
1898 |
1928 |
743 |
1899 - 1945 (K)
1910 - 1931 (B) |
Hubert 2 |
1898 |
1901 |
1928 |
528 |
|
Friedrich Joachim 2 |
1901 |
1902 |
1960 |
510 |
|
Emil |
1910 |
1912 |
1972 |
1150 |
|
Königin Elisabeth maximale Förderung 1.294152 t 1929
durchschnittlich 800000 - 1.2 Mio. t/a
Friedrich Joachim maximale Förderung 752279 t 1955
durchschnittlich 500000 - 600000 t/a
-
- Königin Elisabeth Schacht Wilhelm um das Jahr 1900
-
- Königin Elisabeth Schacht Wilhelm um das Jahr 1910
-
- Königin Elisabeth Schacht Wilhelm um das Jahr 1920
-
- Königin Elisabeth Schacht Wilhelm im Jahr 1973
-
- Königin Elisabeth Schacht Wilhelm im Jahr 2012
-
- Königin Elisabeth Wilhelm Wetterschacht
-
- Königin Elisabeth Emil Schachtbereich im Jahr 2015
-
- Königin Elisabeth Emil Schachtbereich im Jahr 2015
-
- Königin Elisabeth Emil Zugangsbereich im Jahr 2015
-
- Königin Elisabeth Emil Betriebsgebäude im Jahr 2015
-
- Königin Elisabeth Emil Infotafel
-
- Schachtanlage Hubert Folgenutzung im Jahr 2015
-
- Schachtanlage Hubert Folgenutzung im Jahr 2015
-
- Schachtanlage Hubert Folgenutzung im Jahr 2015
-
- Schachtanlage Hubert Folgenutzung im Jahr 2015
-
- Schachtanlage Hubert Folgenutzung im Jahr 2015
-
- Schachtanlage Hubert Folgenutzung im Jahr 2015
-
- Hubert Schacht 2 im Jahr 2015
-
- Hubert Schacht 2 Revisionsöffnung
-
- Hubert Schacht 2 Schachtdaten
-
- Häuserzeile an der Hubertstraße
-
- Friedrich Joachim im Jahr 1944
-
- Friedrich Joachim im Jahr 1955
-
- Friedrich Joachim im Jahr 1955
-
- Friedrich Joachim Kokerei im Jahr 1955
-
- Friedrich Joachim in den 1960er Jahren
-
- Friedrich Joachim ehemaliger Zecheneingang
-
- Friedrich Joachim ehemaliger Zecheneingang
-
- Friedrich Joachim Schacht 1 Folge- nutzung im Jahr 2012
-
- Friedrich Joachim Schacht 1 Gleisreste
-
- Friedrich Joachim Schacht 1 Grubenwagen
-
- Friedrich Joachim Schacht 2 im Jahr 2012
-
- Friedrich Joachim Schacht 2 Protegohaube
-
- Verfüllung Schurfschacht Joachim auf der A40
-
- Verfüllung Schurfschacht Joachim auf der A40
zur Auswahl