Zeche Johann Deimelsberg in Essen-Steele

1853 - 1928


Johann Deimelsberg Übersicht


Eine der größeren Zechen, die unter der ehemaligen Stadt Steele Kohle förderten war Johann Deimelsberg. Sie entstand aus der Fusion der beiden Vorgänger. Diese begannen als Stollenbetriebe, die deutlich älter waren.


Deimelsberg

Deimelsberg
Der Tiefbaubeginn von Deimelsberg im Jahr 1866 führte zu einer deutlich höheren Förderung als im Stollen. Diese lag lag 1858 schon bei 33000 t/a und 1860 bei 42183 t. Trotz starker Wasserzuflüsse von der Ruhr, die ein Abdämmen der Strecken im Ostfeld nötig machten stieg die Förderung weiter. Als 1869 der Schacht 2 in Betrieb ging wurden 77638 t erreicht. Der Schacht 1 (wahrscheinlich Schacht Kloz) wurde stillgelegt. 1870 wurden weitere Felder im Umfeld des späteren Schacht 2 mit dem Erbstollen zu Ver. Deimelsberg konsolidiert. Die Förderung lief über den neuen Schacht, der in Schacht 1 umbenannt wurde und einen Gleisanschluß zum Bahnhof Steel-Süd hatte. Die Bewetterung übernahm ein 1862 geteufter tonnlägiger Schacht.
1877 übernahm der neue Schacht 2 die Förderung. 1878 wurde Schacht 1 wegen hoher Wasserzuflüsse aufgegeben und 1879 verfüllt. Über einen Verbindungsstollen zwischen beiden Anlagen wurde die Kohle ab 1868 zur Verladung transportiert. Den Schacht 2 traf er bei 41 m Teufe. Bis zur Konsolidation mit Johann lag die Förderung im Schnitt bei 100000 t/a, 1872 maximal 157670 t/a und damit deutlich höher als bei Johann. Ausschlaggebend war der wesentlich günstigere Betriebsstandort von Johann und Expansionsmöglichkeiten nach Norden.
1862 starben sieben Bergleute durch verbotene Seilfahrt. Die Förderseile waren noch nicht sicher genug für die Personenseilfahrt. Die Bergleute kletterten über Fahrten (Leitern) bis zu 250 m tief und wollten Zeit sparen, da die Ein-/Ausfahrt nicht bezahlt wurde. [Seit 1858 wurde für einzelne Schachtanlagen die Seilfahrt erlaubt.] 1872 gab es einen Brand übertage.
Von den Tagesanlagen ist nur noch das umgebaute Verwaltungsgebäude erhalten. Weitere erhaltene Gebäude wurden trotz Eintrag in der Denkmalliste ungefähr in den 1990er Jahren abgerissen. Auf der eingezäunten Fläche daneben lag der Schacht. Im Hang ist noch das Gewölbe am Anfang des Verbindungstollen zu erkennen. Rund um den Schacht 2 stehen typische Wohnhäuser aus der Zeit um 1960. Hier existiert kein Hinweis auf die frühere Nutzung.
Vom Schacht 2 aus bestand ab 1897 eine Seilbahn nach Johann. Sie wurde spätestens mit der Fördereinstellung 1909 eingestellt.

Johann

Johann
Ver. Johann begann 1860 mit dem Tiefbau im tonnlägigen Schacht Antonie. Dazu wurde ein Wasserhaltungsschacht aufgebrochen, der auch der Bewetterung diente. 1869 führte ein Wassereinbruch zur zeitweiligen Betriebseinstellung. Die Schächte aus dieser Phase sind in der Karte gelb markiert.
Der ab 1873 abgeteufte Schacht Johann 1 (Fromberg) bewirkte die Verdoppelung der Förderung auf mximal 120289 t im Jahr 1885. In diesem Jahr wurde die 1887 eingeleitete Konsolidation zu Johann Deimelsberg abgeschlossen. In den folgenden Jahren wurde die Förderung am Schacht Johann 1 konzentriert und der Schacht Deimelsberg 2 nur zur Seilfahrt genutzt. Bis 1898 wurden die Tagesanlagen am Schacht Deimelsberg 1 noch genutzt (Lager, Büro u.ä.) und 1900 abgerissen. 1909 begann der Schacht Johann 2 mit der Förderung. Damit konnte 1910 der Schacht Deimelsberg 2 wegfallen. Das Grubenfeld von Deimelsberg wurde 1922 wegen ständiger Wasserzuflüsse aufgegeben.
Langfristig war eine weitere Ausdehnung des relativ kleinen Grubenfelds geplant. Das 1910 übernommene Grubenfeld der Zeche Ver. Charlotte wurde nicht an den Betrieb angeschlossen und weiter verpachtet. 1919 kam es zu einem Durchschlag mit der Zeche Centrum 4/6 in Essen-Kray. Der Verbund scheiterte 1926 wegen Kapitalmangel. 1928 endete der Betrieb. Das Grubenfeld wurde ab 1952 von der Zeche Katharina aus neu erschlossen und die restlichen Vorräte abgebaut.
Heute ist die Fläche am Schacht 1/2 ein Gewerbegebiet. Einige Zechengbäude sind erhalten und werden neu genutzt wie das Verwaltungsgebäude am ehemaligen Zechentor. Hier kann nachvollzogen werden, wie die Anlage das Umfeld dominierte. Die Stützmauer hat allein die Höhe der umliegenden Gebäude. Die nicht sehr hohen Fördergerüste (ca. 30 m) überragten Alles im Umfeld. Beide Schächte liegen auf nicht frei zugänglichem Privatgelände und wurden nach 2010 dauerhaft saniert.

Am Bremberg
Der Schacht Am Bremberg wurde für die Wetterführung im Ostfeld von Johann nötig. Er lag im Feld von Ver. Alexander. Die beiden nur wenige Meter tiefen Schurfschächte Fyne Frau und Ver. Alexander auf dem Flöz Finfrau haben keine Spur hinterlassen. Die Lage des Schachts Am Bremberg ist mit einem Schild markiert. Alle drei Schächte liegen in einem Kleingartengelände.

Kunstwerk

Zur Berechtsame von Kunstwerk gehörten einige sehr alte Zechen. Diese waren sicher nur sporadisch in Betrieb und ihre Förderung lag wohl deutlich unter 1000 t jährlich.


Kunstwerk
Ein erster Stollen lag westlich der späteren Tiefbauanlage. Er hatte die Bezeichnung Bängsgen. 1687 wird ein Abbau erwähnt. Der Abbau war wohl ähnlich wie bei der beiden östlicheren Stollen. 1831 konsolidierte die Zeche zu Ludwig.
Die spätere Zeche lag weiter nördlich. Hier begann 1764 der Stollenvortrieb. Bis 1843 waren auch die Bezeichnungen Kunstwerk bei Billbrink oder Billbrinker Kunstwerk üblich. Bis März 1812 wurde aus mehreren Schächten gefördert. Es gab auch Abbau unter der Stollensohle. 1803 wurden täglich 3,6 t gefördert. Damit dürfte die jährliche Förderung bei 1000 t gelegen haben; eine für eine damalige Zeche übliche Menge. Nach kurzem Stillstand wurde 1812 der Betrieb nach Ausbessern des Stollen wieder aufgenommen. Gefördert wurde in einem 34 m tiefen Schacht. 1818 begann das Abteufen des Hauptförderschachts Wilhelm. 1827 wurde eine zweite Wasserhaltundmaschine aufgestellt, da die vorhandene schlecht arbeitete. Mit 75 Beschäftigten erreichte die Förderung rund 9500 t, 1830 waren es mit 90 Beschäftigten 24096 t. Der Gewinn lag fast ein Jahrzent lang bei 40000 bis 50000 Talern. Damit war die Zeche sehr rentabel. 1838 wurde der Wasserhaltungsschacht Friedrich abgeteuft. 1840 waren insgesamt fünf Dampfmaschinen für Förderung und Wasserhaltung in Betrieb. 1855 wurde vermutlich die maximale Förderung von 44772 t mit 343 Beschäftigten erreicht. Bis zur Betriebseinstellung 1862 lag die Förderung bei 20000 bis 26000 t/a.
1870 wurden die Betriebsgebäude zu Wohnhäusern umgebaut. Sie standen unter Denkmalschutz und das letzte erhaltene mit den beiden Schächten wurde trotz Protesten am 16. März 2002 abgerissen. Heute steht hier ein Reihenhauszeile.
Die Schächte wurden 1971 mit im Mittel nur 50 cm starken Betonplatten ohne standfeste Widerlager abgedeckt. Sie wurden danach bei der Baugrundmodellierung drei Meter überkippt. Nachdem bei der generellen Prüfungen der alten Schächte auf Standsicherheit im südlichen Ruhrgebiet ein Risikoverdacht bestand kam es zu einer aufwändigen Sicherung von Schacht Friedrich. Er lag zu 80% unter der Bebauung. Es wurden Verfüll- und Verpressungsbohrungen gesetzt um die in 14 m Tiefe bestehende Verbindung der Schächte abzudämmen. So konnten beide Schächte ohne gegenseitige Beeinflussung saniert werden. Die Schachtabdeckungen wurden zusätzlich mit Einstabankern und Kleinbohrpfählen gesichert. Zur Durchführung waren 400 m³ Aushub in den Hausgärten nötig. Die Gärten wurden nach Abschluss der Arbeiten wiederhergestellt. Diese dauerten von April 2008 bis November 2009 und verursachten Nettokosten von 2,5 Mio. € laut der beauftragten Firma Implenia Spezialtiefbau GmbH.
Die Zeche Kunstwerk ist eng mit Franz Dinnendahl verbunden. Als gelernter Zimmermann fiel ihm eine defekte Dampfmaschine der Zeche Vollmond auf, für die er eine Überdachung bauen sollte. Er konnte den Konstruktionsfehler beheben. Damit begann seine Karriere als Konstrukteur und Hersteller von Dampfmaschinen. Seine erste baute er im Auftrag der Zeche Wohlgemut in Essen-Kupferdreh. Der Durchbruch war der Bau einer viel stärkeren für der Schtacht Josina der Zeche Sälzer in Essen. Danach wurde er sehr erfolgreich und u.a. auch Gewerke (Miteigentümer) der Zeche Kunstwerk. Dies erklärt die vielen dort eingesetzten Dampfmaschinen. Trotz seiner technischen Begabung (er erfand u.a. eine Bohrmaschine und stattete seine Fabrik in Essen-Altendorf mit einer Gasbeleuchtung aus, der ersten in Europa) starb er im Jahr 1826 verarmt mit 51 Jahren. Er hatte kein kaufmännisches Geschick und ignorierte die aufkommende Konkurrenz durch Haniel, Harkort oder Krupp. Seine Erben bauten den Betrieb weiter aus, der sich durch Fusionen zur Westfalia Dinnendahl Gröppel AG entwickelte, zuletzt WEDAG. Der Konzern betrieb Maschinenbau und war als Anlagenbauer im Bereich der Zementherstellung, Erz- und Kohleveredelung tätig. Der unrühmliche Niedergang des Konzerns ab den 1970er Jahren mit immer neuen Beteiligten ist auf Wikipedia nachzulesen.

Übersicht Schachtdaten

Schacht Teufbeginn Inbetriebnahme Stilllegung max. Teufe (m) Brikettfabrik
Deimelsberg 1 1853 1856 1878 246  
Wetterschscht (t) 1862 1862 vor 1887 184  
Deimelsberg 2 1866 1869 1910 511  
Johann (Marie) 1856 1857 vor 1887 145  
Wetterschacht (t) 1860 1860   145  
Johann 1 (Fromberg) 1873 1874 1928 514 1893 - 1928
Johann 2 1906 1909 1928 514  


maximale Förderung Deimelsberg 157670 t 1872
durchschnittlich Deimelsberg 100000 t/a
maximale Förderung Johann 442738 t 1913
durchschnittlich Johann 300000 - 400000 t/a


Der Schacht Deimelsberg 2 meldete sich im September 1991 mit einem 137 m tiefen Tagesbruch zurück. Näheres dazu unter Bergschäden.


Deimelsberg 1
historische Ansicht Schacht Deimelsberg 1
Deimelsberg 1
Verwaltungsgebäude Deimelsberg
Deimelsberg 1
Deimelsberg 1 Betriebsfläche
Deimelsberg 1
Deimelsberg 1 Schachtabdeckung im Jahr 2015
Deimelsberg 1
Deimelsberg 1 Ansatz des Verbindungsstollen im Jahr 2015
Deimelsberg 1
Deimelsberg 1 Schachtabdeckung nach Sanierung im Jahr 2016
Deimelsberg 1
Deimelsberg 1 Ansatz des Verbindungsstollen im Jahr 2016
Deimelsberg 1
Deimelsberg 1 Gesamtansicht
Deimelsberg 2
Lage von Deimelsberg Schacht 2
Johann
Johann Schacht 1/2 in den 1920er Jahren
Johann
Johann Schacht 2 um 1920
Johann
Johann 1/2 im Jahr 1928
Johann
Johann 1/2 in der Abrissphase
Johann
Johann 1/2 im Jahr 2015
Johann
Johann 1/2 im Jahr 2015
Johann
ehem. Verwaltung Johann am Zecheneingang
Johann
Nachfolgebetriebe
Johann
erhaltenes Betriebs- gebäude Johann 1/2
Johann
Gewerbebetrieb am Schacht Johann 1
Johann
Gewerbebetrieb am Schacht Johann 2
Johann
Johann Luftschacht   Am Bremberg
Johann
Johann Luftschacht   Am Bremberg
Kunstwerk
Portrait von Franz Dinnendahl
Kunstwerk
Das letzte Gebäude von Kunstwerk kurz vor dem Abriss
Kunstwerk
Sanierung der Schächte
Kunstwerk
Die erste Dinnen- dahlsche Fabrik
Kunstwerk
Fabrik in den 1960er Jahren
Kunstwerk
Fabrikgebäude nach dem Umbau im Jahr 2020

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