Zeche Gewalt in Essen-Überruhr-Hinsel

1856 - 1925


Gewalt Übersicht


Die Zeche Gewalt war eine der ersten Tiefbauzechen im Ruhrgebiet. Sie war aber keine der typischen um die Mitte des 19.Jahrhunderts entstandenen. Diese lagen weiter nördlich im Bereich der Mergelüberdeckung. An der Ruhr strichen die Flöze nach Übertage aus. Mit der Zeche verbundene Betriebe waren:

Ab 1859 lief der Betrieb nach der Konsolidation mit Neuglück unter dem Namen Neuglück & Gewalt. 1860 wurde die Zeche Glocke erworben, von der nur bekannt ist, dass sie ab 1774 betrieben wurde. Nach 1871 wurde nur noch die Bezeichnung Gewalt benutzt. Ab 1857 traten Probleme mit Grubenwasser auf. Durch den Abbau unter der Ruhr waren im Gebirge vorhandene Klüfte aufgebrochen und Oberflächenwasser konnte leichter in die Grubenbaue eindringen. Dies führte 1886 zur Stilllegung.
1902 kam es zur Konsolidation mit Gottvertraut (ver. Gewalt & Gottvertraut). Bis 1922 gab es keine Aktivitäten. Danach bestand bis 1924 ein bescheidener Stollenbetrieb als Gewalt & Gottvertraut. Mit 10 Bergleuten wurden 1923 544 t Kohle abgebaut. 1924 war schon wieder Schluss. Vielleicht kam daher die im Volksmund übliche Bezeichnung Faulefott.




Die beiden Tiefbauschächte lagen in Norden der "Ruhrhalbinsel" in einer durch die Geologie etwas isolierten Situation. Für Stollenbergbau stand nur ein kleiner durch die Ruhr begrenzter Abschnitt der Halbinsel zur Verfügung, da südlich eine Überschiebung (Sutan) die Flöze stark störte und oberflächennah aufrieb. In diesem Bereich war kein Bergbau möglich. In größerer Teufe ist die Auswirkung der Störung nicht so stark und bewirkte teilweise eine Doppellagerung von Flözen. Das Grubenfeld war als flache Mulde ausgebildet und die Flöze mit Mächtigkeiten von 1 - 1,5 m ermöglichten einen profitablen Betrieb. Folglich entwickelte sich die Zeche Gewalt sehr schnell zur "Großzeche". Der Tiefbau wurde ohne größere bzw. massivere Förderanlagen begonnen. Am Schacht Conrad stand ein einfaches Schachthaus, da die Förderung im Stollen erfolgte. Erst mit größeren Teufen und der damit nötigen Wasserhaltung entstand am Schacht Gewalt eine damals typische Anlage mit Kesselhaus und einem massiven Schachtturm.
In den Jahren 1841/42, 1849/50 und 1853 war Gewalt die größte Zeche im Ruhrgebiet und 1842 auch die tiefste. Hier entstand ein ernstes Problem. Die Bergleute erreichten ihren Arbeitsplatz über Leitern (Fahrten, daher Einfahren und Ausfahren). 1852 kam die Lösung durch den Einbau einer Fahrkunst. Gefördert wurde mit Förderkörben, die aber nicht für die Seilfahrt zugelassen waren bis sichere Drahtseile die Hanf/Aloeseile ersetzten. Grund war u.a. die Brandgefahr durch die am Schacht stehenden Dampfmaschinen. Die hölzernen Einbauten brannten bis zum Ersatz durch Eisen immer wieder ab. Über Fahrten wurde die Fördersohle in 250 m Teufe in einer etwa halben Stunde erreicht, die Ausfahrt dauerte eine Stunde. Mit der Fahrkunst dauerte es jeweils neun Minuten, da sie doppelgleisig lief. Sie war die erste im Ruhrgebiet. Es folgten noch einige weitere. Mit der Erlaubnis der Seilfahrt für Personen waren sie technisch überholt.
Nach der Stilllegung standen die Schachtgebäude noch mindestens bis Mitte der 1920er Jahre. Üblicherweise wurden solche Restgebäude zu Wohnungen umgebaut, da sie noch nicht "echte" Industriebauten waren. Heute sind keine Spuren erhalten. Das masssivere Gebäude am Schacht Gewalt diente wohl als Steinbruch wie ein Foto der Ruine aus den 1920er Jahren zeigt.
Nur durch die beiden Revisionsöffnungen sind heute die Schächte zu erkennen. Sie liegen versteckt im Gartenbereich von Wohnhäusern.

Übersicht Schachtdaten

Schacht Teufbeginn Inbetriebnahme Stilllegung max. Teufe (m)
Conrad 1811 1813 1886 330
Gewalt um 1820 1821 1886 330


maximale Förderung 106802 t 1872

durchschnittlich 40000 - 80000 t/a


Eine Besonderheit war das damals geltende Bergrecht in Überruhr, die sog. Rellinghauser Observanz. Sie erlaubte den Abbau der Flöze ohne die Absteckung einer Berechtsame und galt nur im Rheinland. Jeder konnte so einen Betrieb eröffnen. Die führte zu einer Welle von Prozessen, wenn dasselbe Flöz von zwei Betrieben abgebaut wurde. Der übliche Weg über Mutungen im preußischen Westfalen war aufwändig, bot aber Rechtssicherheit. Auf der Ruhrhalbinsel entstanden zwar sehr viele Stollenzechen. Daraus gingen kaum größere Betriebe hervor, da nur ein Flöz abgebaut wurde. Bei den Mutungen waren es meistens mehrere Flöze, da hier Längenfelder verliehen wurden, die auch eine seitliche Ausdehnung hatten.


Gewalt
Revisionsöffnung Schacht Conrad
Gewalt
Wohnbebauung am Schacht Conrad
Gewalt
Schacht Conrad im Jahr 1925
Gewalt
Revionsöffnung Schacht Gewalt
Gewalt
Garagenhof am Schacht Gewalt
Gewalt
Ruine Schacht Gewalt

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