Zeche Altendorfer Tiefbau

1855 - 1925


Altendorfer Tiefbau Übersicht


Die Vorläuferbetriebe von Altendorfer Tiefbau waren insgesamt nicht besonders erfolgreich und hatten viele Stillstandsphasen. Dazu kamen zeitweise Überschneidungen durch Zusammenarbeit untereinander. Eine Reihe von Schächten wurde bei Bedarf von mehreren Zechen genutzt. Nur der Tiefbau unter der Stollensohle war davon ausgenommen. Von den zahlreichen Förderschächten sind keine Spuren erkennbar. An der Konsolidation waren viele kleine Betriebe beteiligt.
Bei der Verleihung der Längsfelder erhielten die Zechen die Berechtigung ein Flöz oder eine kleine Flözgruppe abzubauen. Dabei kam es zu Mehrfachverleihungen z.B. von Flöz Geitling, da die kleinräumigen Mulden dieses mehrfach aufschlossen. Als die Geologie des Grubenfelds besser bekannt wurde wurden Konsolidationen (Betriebszusammenschlüsse) als sinnvoll erkannt. Über dem für die Wasserlösung entscheidendem Niveau des Himmelfürster Erbstollens bestanden die verzettelten Abbaubetriebe weiter, da hier ein Gesamtbetrieb keinen Sinn machte. Unter der Stollensohle wurden alle Felder zum neuen Feld Altendorfer Tiefbau konsolidiert.
Über den oder die Altendorfer Erbstollen bestehen widersprüchliche Angaben. In Befahrungsberichten des Freiherrn von Stein soll ein dritter erwähnt sein. Erschwerend ist die geologische Situation. Die hier anstehenden mittleren Fettkohlenschichten gehören zu den flözreichsten im Ruhrgebiet und bewirkten ein kaum zu durchschauendes Wirrwarr bei den Verleihungen. Da es keine Berechtsamen gab ist die Lage zusätzlich kompliziert. Die in diesem Bereich zur Erschließungsphase geltende "Rellinghauser Observanz" erlaubt jedem mit der Erlaubnis des Grundeigners ein Flöz abzubauen, was auch über die Grenze hinaus galt. Daher ist die folgende Übersicht möglicherweise nicht ganz korrekt. Dies gilt besonders für die beiden Karten mit den Vorgängerstollen.


Altendorfer Tiefbau Nord

Altendorfer Tiefbau Süd


Altendorfer Tiefbau
Im späteren Grubenfeld von Altendorfer Tiefbau begann die Zeche Kandanghauer 1840 als Stollenzeche den Abbau von Kohle. 1856 begann der Tiefbau. Dazu wurde der Schacht Wilhelm (genannt Willm) abgeteuft. Er erhielt ein massives Schachthaus mit Anbauten für die Dampfmaschinen zur Förderung und Wasserhaltung. Das Gebäude aus Bruchsteinmauerwerk war typisch für die Übergangsphase zu den Malakofftürmen. Bis zur Stilllegung 1867 lief ein Betrieb mit geringer Förderung. 1867 erwarb Altendorfer Tiefbau die Anlage und konnte damit die südliche Mulde erschließen.
Die nördliche Mulde mit dem Schacht Rochussen war zu diesem Zeitpunkt fast abgebaut. 1865 wurden hier erstmals Pressluftbohrer eingesetzt. Mit dem Schacht Willm als neuem Hauptförderschachtschacht wurden beide Schächte tiefer geteuft und bis 1888 immer ein Gewinn erwirtschaftet. Selbst ein Wassereinbruch in die alten Stollenbetriebe im Winter 1880/81 wurde verkraftet, obwohl erst im Mai wieder gefördert werden konnte. Beim Sümpfen ertrank ein Taucher. Nach 1889 geriet die Zeche in zunehmende Schwierigkeiten. 1893 starben sechs Bergleute bei einem Seilfahrtunglück. 1895 soff im Südfeld die tiefste Sohle ab und ein Jahr später brach der Schacht Willm unter der 3. Sohle ein. Der inzwischen ab 1888 fördernde Schacht Schacht 1 war jetzt überlastet und der Schacht 2 wurde daneben abgeteuft. Er konnte ab 1902 genutzt werden.
1899 soff das Nordfeld ab und wurde mit dem Schacht Rochussen aufgegeben. Mit der Stilllegung der Zeche Steingatt lief von dort immer mehr Wasser zu (1904 6 - 11 m³/Minute). Da die Wasserhaltung im Schacht Willm diese Mengen nicht bewältigte wurde er 1906 aufgegeben und verfüllt. Davor waren die Verbindungsstrecken abgedämmt worde. Mit dem Zubruchgehen von Schacht 1 im Jahr 1906 soff wieder die 6. Sohle ab. Ein Besitzerwechsel 1908 verhinderte die Stilllegung und Schacht wurde repariert und wie Schacht 2 bis zur neuen 7. Sohle geteuft. 1910 bedingte ein Fördermaschinendefekt einen dreimonatigen Förderstillstand. Zuletzt forderte eine Sprengstoffexplosion 1913 drei Tote. 1914 wurde die Zeche wegen Unrentabilität stillgelegt.
Der Schacht 2 wurde nur abgedeckt, da eine spätere Nutzung denkbar blieb. Tatsächlich werde er ab 1965 von der Zeche Carl Funke wieder in Betrieb genommen. Er ermöglichte die Gewinnung der noch anstehenden Magerkohle, die unter Tage zum Schacht Dahlhauser Tiefbau 2 gebracht wurde und in der dortigen Brikettfabrik verarbeitet wurde. Dazu wurde der Schacht um weitere 160 m tiefer geteuft, um einen Anschluss an die Hauptfördersohle von Dahlhauser Tiefbau herzustellen. Heute ist der Schacht mit einer Betonplatte abgedeckt. Die beiden Fördermaschinenhäuser wurden schon ab 1921 zu Wohnhäusern umgebaut. Der bei Huske erwähnter Schacht 1 ist weder erkennbar noch in Karten zu finden, die Informationen dazu widersprüchlich. Wahrscheinlich ist er identisch mit dem Schacht Willm. Dieser liegt eingezäunt etwas höher am Hang. Die Schachtöffnung ist mit einem Gitter abgedeckt. Der Grund könnte ein Tagesbruch im Jahr 1956 sein. Eine denkbare neuerliche Nachverfüllung wäre dann schneller möglich. Der kurze Stollen zum Schacht ist zugemauert in der Stützwand am ehemaligen Zechenplatz von Schacht 2 zu erkennen. 1926 wurde das Schachthaus noch von einer Strohfutterfabrik genutzt. Nach dem 2. Weltkrieg waren hier Notwohnungen bis zum Tagesbruch im Jahr 1956. Später wurde es abgerissen. Bei der Verfüllung des Tagesbruch verschwand die bis dahin als markante Landmarke erhaltene Spitzkegelhalde. Zum Tagesbruch habe ich ausführliche Infos unter dem Menuepunkt Bergschäden zusammengestellt.
Das Gelände von Schacht Rochussen ist komplett abgeräumt und verwildert langsam. Der Schacht ist am Revisionsdeckel zu erkennen. Möglicherweise wird hier eine Sportanlage entstehen. Seit 2010 existiert dazu ein Bebauungsplan. Das Stollenmundloch des Erbstollen liegt in der Ruhraue. Daneben steht ein Grubentransportwagen mit Bahnschwellen. Der Platz ist nur zu Fuß (besser mit dem Rad wegen der recht langen Wegstrecke) zu erreichen.

Direkt südlich der Schachtanlage lag der Betrieb Ver.Brüderschaft, der im Stollen förderte. Er war der 1789 erfolgte Zusammenschluss aller Mutungen der Umgebung. Für eigene Betriebe waren die Aufschlüsse wohl nicht ausreichend. Von 1822 bis 1893 gab es einen Abbau mit langen Unterbrechungen und kurzer Zusammenarbeit mit Altendorfer Tiefbau und Kandanghauer. Die Förderung lag etwa bei 1000 t/a. Nach der Stilllegung übernahm Altendorder Tiefbau das Grubenfeld.

Übersicht Schachtdaten

Schacht Teufbeginn Betrieb Stilllegung max. Teufe (m) Brikettfabrik
Willm 1856 1859 1906 531  
Rochussen 1845 1847 1899 449 flach  
1 1887 1888 1914 671 1893 - 1914
2 1896 1902 1914 671  


maximale Förderung 209264 t 1889

durchschnittlich 100000 - 200000 t/a


1951 wurde noch einmal für knapp einen Monat (Juni) die Zeche Ver. Mühlheimerglück reaktiviert. Ab Februar 1952 ging der Betrieb weiter, endete dann endgültig am 5. November.
Eine weitere Kleinzeche Barbara-Brigitte förderte ab Februar 1952 und wurde ab Oktober Friederike II genannt. Anfang 1953 wurde der seit Dezember 1951 betriebene Stollen Auf dem Schacht übernommen. Im selben Jahr endete der wahrscheinlich sehr geringe Betrieb.


Rochussen
Umfeld von Schacht Rochussen
Rochussen
Revisionsöffnung Schacht Rochussen
Rochussen
Schacht Rochussen
Stollen Altendorf
Stollen Altendorf
Stollen Altendorf
Schlussstein von 1867 am Stollenmundloch
Schacht Willm
Schachtabdeckung Schacht Willm
Schacht Willm
Schacht Willm um 1930 mit der Zechenhalde
Schacht Willm
Schacht Willm um 1938 fast noch im Original erhalten
Altendorf 2
Schacht Altendorf 2
Altendorf 2
Schacht Altendorf 2
Altendorf 2
Neues Fördermaschinenhaus Schacht 2
Altendorf 1
Altes Fördermaschinenhaus
Altendorf 1
Altes Fördermaschinenhaus
Tagesbruch
Tagesbruch 1956
Tagesbruch
Verfüllung mit Material der Zechenhalde
Zechenplatz
Zechenplatz mit zugemauertem Stollen nach Schacht Willm
Kandanghauer
Grundriss der Zeche Kandanghauer
Kandanghauer
Zeche Kandanghauer im Übergang Schachthaus zu Malakoff

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