Zeche Glückauf Tiefbau in DO-Brünninghausen

1839 - 1925


Übersicht Glückauf Tiefbau


Die Schachtanlage Glückauf Tiefbau hatte frühe Vorläuferbetriebe. Zwischen 1616 und etwa 1740 existieren die Romberg'schen Stollenzechen, die unregelmäßig und mit vielen Unterbrechungen Kohle abbauten. Mit etwa zehn Bergleuten hatten sie die typische Größe der frühen Stollenzechen. Betreiber war der Freiherr von Romberg auf Haus Brünninghausen. Dieses wurde im 2. Weltkrieg bis auf das Torhaus zerstört, das heute den Eingang zum Rombergpark bildet. Zur Betriebszeit war hier nur Felder und Wiesen und fast keine Bebauung. Die durch den damals betriebenen Abbau ohne Verfüllung gab es zwar viele Tagesbrüche, die meist recht klein waren und im Laufe der Zeit durch die Landwirtschaft verschwanden, letzte Reste der Bautätigkeit im Zuge der Industrialisierung. Dies gilt insbesondere für kleine Schachthalden von länger betriebenen Förderschächten auf dem Erbstollen.
Beim Zechennamen und denen der Schächte ist das Alter der Anlage gut abzulesen. Da die Geologie der Lagerstätte erst ab dem Ende des 18. Jahrhunderts genauer erforscht wurde war immer das Risiko einer Fehlinvestition gegeben. Der häufig auftretende Name Glückauf (nicht nur hier) sollte die Zuversicht auf den Erfolg der Unternehmung ausdrücken. Bei den Schächten taucht oft der Name Hoffnung auf. Die vielen Versuchsschächte gehen ebenso auf das Konto der unbekannten Geologie.
Bis 1841 wurde aus dem Erbstollen gefördert. Danach begann der Tiefbau mit zwei Förderstandorten. Seit 1872 gehörte die Zeche Glückauf Tiefbau zur Dortmunder Union, zu deren Anlagen an Rand der Innenstadt eine Seilbahn gebaut wurde. Auch die Nachbarzeche Kaiser Friedrich gehörte zum Konzern. Daher wurde ab 1916 ein gemeinsamer Abbau geplant, der aber nicht mehr zustande kam. 1925 endete der Betrieb wegen Unrentabilität nach gut 150 Jahren.
Der Zechenbetrieb verlief ohne größere Unglücksfälle.


Glueckauf Erbstollen

Glueckauf Erbstollen

Venus
Ab 1752 wurde an der Emscher westlich der Rombergschen Zeche mit der Auffahrung des Glückauf Erbstollen begonnen, der mit Verzweigungen (Flügelörter) ca. 5 km lang war und der bedeutendste im Raum Dortmund. Bis zum Übergang auf Tiefbau bestanden zahlreiche kleine Fahr- und Luftschächte und einige Förderschächte. Von den meisten sind keine Spuren erhalten geblieben. Mit etwa 20000 t Jahresförderung war der Betrieb um 1830 in Dortmund der größte. 1837 begannen erste Versuche mit der Kokserzeugung, allerdings mit einfachen Holzkohlemeilern nachempfundenen Öfen, die wenig effektiv waren.
In der Karte sind einige Förderschächte, die auf älteren Karten an den Halden zu erkennen sind eingetragen. Von den Stollenschächten war Clemens der bedeutendste. Aus ihm wurde zuletzt gefördert und in dieser Zeit der Ausbau der ersten Tiefbauanlage betrieben. Der Erbstollen entwässerte einige Nachbarzechen, die keinen eigenen Stollen hatten. Diese zahlten dafür eine Gebühr. Die südlichste davon war Venus. Hier entstand ein Streit um die Berechtsame.
Seit 1742 bestand die Zeche Storksbank in Dortmund-Kirchhörde. Sie übernahm ab 1824 den weiteren Vortrieb des Erbstollens. Von 1838 bis 1842 baute sie als Storksbank Nr.1 und Nr. 2 insgesamt etwa 15000 t Kohle ab. Sonst waren es 3800 bis 8700 t/a. Der ausgegliederte Betrieb war der Grund für den Prozess um die Abbaurechte. 1854 endete der Betrieb. Danach benutzte die Zeche Venus (seit 1850 in Betrieb) den Storksbänker Schacht weiter, da er eine damals moderne Fördereinrichtung (Pfergegöpel) hatte. Spätestens 1865 endete der Betrieb. Die Berechtsamen von Storksbank und ein Teil von Venus kamen 1897 zu Glückauf Tiefbau.
Die Zeche Wilhelmine (von 1784 bis 1803 in Betrieb) nutzte von 1846 bis 1854 den Schacht von Storksbank. Ob ein gemeinsamer Betrieb bestand ist nicht offiziell belegt. Auch diese Berechtsame ging 1897 an Glückauf Tiefbau.

Etwa in der Feldermitte entstand ab 1839 die erste Tiefbauaanlage mit dem Förderschacht Gotthelf und dem Schacht Traugott für die Wasserhaltung. Bei den frühen Tiefbauzechen bestand immer ein Schacht für die Wassserhaltung, ohne die kein Tiefbau möglich war. Den Antrieb der Pumpen übernahm eine Dampfmaschine über ein Gestänge, das im Schacht verankert war. Erst der Einsatz von Kreiselpumpen ermöglichte eine verlässliche Wasserhaltung. Die frühen Dampfmaschinen hatten ihre "Kinderkrankheiten" und auch das Gestänge brach oft. Folge war fast immer ein Absaufen der Zeche. Die gesamte Förderung kam erst ab 1850 über den Schacht Gotthelf zu Tage, davor ganz oder teilweise über die Stollenschächte Clemens (mit Pferdegöpel) und Venus. Bis 1893 wurde noch eine im Ruhrgebiet untypische Fahrkunst im Schacht Traugott betrieben. Um 1850 förderte die Zeche aus 234 m Tiefe und war nach der Zeche Gewalt in Essen (1842 311m) die zweittiefste im Revier. Die Fahrkunst war bis 1893 vorhanden. Damals war die Seilfahrt schon über 20 Jahre erlaubt. Sie sollte wohl bei evtl. Seilbruch als Alternative einsetbar sein. Beide Schächte waren mit einem Schachthäusern überbaut, die nicht nur die Dampfmaschinea sondern auch die Fördergerüste schützte, die damals Holzkonstruktionen waren. Als der Abbau immer weiter in die Tiefe ging erhielten die Schächte eiserne Gerüste. Schacht Gotthelf wurde 1910 nach dem Umbau Förderschacht, der Schacht Traugott war 1913 umgebaut. Es gab eine private Kokerei, die 1888 übernommen wurde.
Der Kohletransport lief anfangs mit Pferdefuhrwerken. Noch vor 1865 wurde eine Pferdeeisenbahn zum Bahnhof Barop fertig gestellt. Als der neue Hauftschacht Gisbert mit eigenem Gleisanschluss in Betrieb ging wurde Trasse dorthin verschwenkt und noch bis 1909 zuletzt mit Benzollokomotiven betrieben. Sie wurde 1910 durch eine elektrische Seilbahn ersetzt, die etwa dieselbe Trasse benutzte.
Das kleine Betriebsgelände ist heute mit einer Wohnanlage bebaut. In der inneren Grünfläche sind beide Schächte jeweils am Revisionsdeckel und der Nachfüllöffnung zu erkennen. Sonst deutet nichts auf die frühere Nutzung. Daneben ist als auffälliges Relikt eine Spitzkegelhalde erhalten. Davon gibt es nur noch ganz wenige, da sie entweder abgetragen wurden oder in größeren Halden aufgingen. Diese Halde ist daher als Denkmal eingestuft.
Unter der Halde liegt der sog. Versuchsschacht, der um 1800 in Betrieb war. Er gehörte zum Glückauf Erbstollen, der etwa nach 50 Jahren Betrieb bis in diesen Bereich vorgetrieben war und damals etwa zwei km Länge erreicht hatte.

Die zweite Anlage lag am westlichen Rand des Grubenfeldes am Bahnhof Barop. Der Schacht Giesbert übernahm nach dem Anschluss an die Bahn die Aufbereitung der gesamten Förderung. Dazu wurde die o.a. Bahnverbindung gebaut an die ein Teilstück zur heutigen Schleppbahnstraße gehört. Etwas entfernt von Schacht Giesbert wurde der alte Stollenschacht Paula zum Wetterschacht umgebaut. Dieser war tonnlägig (flach) und etwa 130 m lang, was einer seigeren (senkrechten) Teufe von 58 m gleich kam. Er wurde 1893 stillgelegt und 1902 endgültig aufgegeben.
Die Kokerei wurde 1873 von der Firma Stutz & Isert auf dem Gelände von Gisbert errichtet. 1888 wurde sie übernommen, modernisiert und 1910 erweitert. Nach der Stilllegung 1925 blieb die Kokerei bis 1930 weiter in Betrieb, da sie über eine Seilbahn mit den Anlagen der Dortmunder Union verbunden war und während des Baus der neuen Zentralkokerei Hansa die dort verarbeitete Kohle von Hansa und Minister Stein übernahm. Dazu wurde die Kokerei noch ein letztes Mal ertüchtigt und 1930 stillgelegt.
Auf dem ehemaligen Zechengelände entstand ein Gewerbegebiet neben der Bahnlinie. Der Rest ist ein Sport- und Freizeitgelände mit Sportplätzen und einer Mountainbiketrainingsstrecke. Schacht Giesbert liegt im Hof eines Gewerbebetriebs, erkennbar am Schachtdeckel. Der Schacht Paula liegt ohne sichtbare Spuren in einer Rasenfläche neben einem Spielplatz.

Übersicht Schachtdaten

Schacht Teufbeginn Inbetriebnahme Stilllegung max. Teufe (m) Kokerei
Clemens 1819 1820 um 1850 ca. 55  
Wilhelm (Venus) 1837 1837 1865 34  
Gotthelf 1839 1845 1925 640 vor 1888 - 1910
Traugott 1840 1845 1925 490  
Paula 1853 1853 1902 130 t / 58 s  
Giesbert 1865 1870 1925 429 1873 - 1930


maximale Förderung 379267 t 1874
durchschnittlich 200000 - 300000 t/a


Stollenmundloch
Vernässung am Stollenmundloch
Traugott/Gotthelf
Glückauf Tiefbau nach einer Lithografie von 1865 (idealisiert)
Traugott/Gotthelf
Glückauf Tiefbau im Jahr 1897
Schacht Gotthelf
Neues Gerüst Schacht Gotthelf im Jahr 1910
Schacht Gotthelf
Schacht Gotthelf im Jahr 1910 mit Seilbahn
Traugott/Gotthelf
Gelände von Schacht Gotthelf/Traugott im Jahr 2012
Traugott/Gotthelf
Gelände von Schacht Gotthelf/Traugott im Jahr 2012
Traugott/Gotthelf
Gelände von Schacht Gotthelf/Traugott im Jahr 2012
Gotthelf
Schacht Gotthelf im Jahr 2012
Traugott
Schacht Traugott im Jahr 2012
Halde
Spitzkegelhalde im Jahr 2012
Halde
Spitzkegelhalde im Jahr 2012
Giesbert
Schacht Giesbert im Jahr 1910
Giesbert
Schacht Giesbert im Jahr 1925
Giesbert
Schacht Giesbert im Jahr 2012
Giesbert
Schacht Giesbert im Jahr 2012
Giesbert
Schacht Giesbert im Jahr 2012
Giesbert Gelände
Sportfläche am Schacht Giesbert im Jahr 2012
Giesbert Gelände
Sportfläche am Schacht Giesbert im Jahr 2012
Giesbert Gelände
Sportfläche am Schacht Giesbert im Jahr 2012
Laura
Schacht Laura im Jahr 2012

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