Zeche Dorstfeld in Dortmund-Dorstfeld

1852 - 1963


Dorstfeld Übersicht


Die Zeche Dorstfeld ist nach der Ortslage benannt. Der Schürfschacht lag 500 m westlich des alten Dorfs. Zwischen 1861 und 1891 lief der Betrieb unter Ver. Dorstfeld. Eine deutliche Vergrößerung des Grubenfelds brachte die Übernahme der Zeche Ver. Carlsglück & Planetenfeld im Jahr 1889. Sie wurde in Dorstfeld 2 umbenannt. 1885 kamen erstmalig im Ruhrgebiet Radschrämmaschinen zum Einsatz, die das mühsame Setzen eines Schräms per Hand ersetzte. 1895 waren sie soweit verbessert, dass sie im Dauerbetrieb laufen konnten.
1952 erwarb die Harpener Bergbau AG die Zeche, die danach die drei Schachtanlagen noch als Einzelbetriebe weiterführte. Diese wurden 1955 zusammengefasst als sich die Kohlekrise ab 1958 schon andeutete. Bis 1959 bestand noch eine Seilbahn von Dorstfeld 5/6 nach Dorstfeld 2/3. Danach wurden die Kohlen unter Tage transportiert. Ende 1963 kam die Stilllegung, da die Zeche im Konzern die schlechtesten Zukunftsaussichten hatte.
Bei Schlagwetterexplosionen starben 1855 drei und 1891 sechs Bergleute, bei einer Kohlenstaubexplosion 1905 fünf und bei weiteren Schlagwetterexplosionen 1916 und 1918 jeweils fünf und zwölf. 1925 kam es zu einem Großunglück. In der Sprengstoffkammer am Schacht 5 kam es zu einer Explosion mit 47 Toten. 1932 starben drei Bergleute beim Absturz eines Förderkorbs im Schacht 3.


Carlsglück / Ver. Carlsglück

Planetenfeld
Die älteste Anlage war die Zeche Carlsglück. Sie teufte ab 1849 einen Schacht ab. Das Grubenwasser lief ab 1853 durch einen Stollen zur Emscher ab. Nach einem Grubenbrand im Jahr 1861 ersoff die Grube. Die Förderung lag unter 2000 t/a.
1862 der Konsolidation lief die Zeche als Ver. Carlsglück weiter. Durch erhebliche geologische Störungen im Grubenfeld kam es in der Folge zu Konkurs (1870) und Liquidation (1876). Die Förderung lag im Schnitt bei ca. 55000 t/a, maximal 83699 t im Jahr 1884. 1886 kam die Konsolidation zu Ver. Carlsglück & Planetenfeld.

Ver. Adolph / Planetenfeld

1854 gab es einen Betrieb Adolphus, der angeblich mit dem Teufen eines Schachts begann. 1855 wurde er wegen Geldmangel stillgelegt. 1869 wurde unter dem Namen Ver. Adolph ein Neubeginn gestarte. Er blieb ohne Erfolg, da der alte Schacht 1872 verbrochen war. Es wurde deshalb ein neuer Schacht abgeteuft. 1873 erhielt die Zeche den Namen Planetenfeld nach dem schon 1848 verliehenen Grubenfeld.
Unter Tage bestand eine Verbindung zu Ver. Carlsglück, da von Bergamt ein zweiter Schacht als Rettungswg vorgeschrieben war. Beide Betriebe blieben selbständig. Die Lagerstätte erwies sich als schlecht. 1881 war das Fördermaximum von 31009 t erreicht. Durch den Abbau im Sicherheitspfeiler der Nachbarzeche Germania konnten 1885 noch einmalig 19254 t Kohle gewonnen werden. 1886 kam die Konsolidation zu Ver. Carlsglück & Planetenfeld. Beide Schachtanlage zusammen konnten die Förderung bis 1888 auf 103082 t steigern. Die gestörten geologischen Verhältnisse verhinderten eine längerfristige Entwicklung. So kam 1889 die Übernahme durch Ver. Dorstfeld. 1895 wurden das Grubenfeld aufgegeben und der Schacht Adolph verfüllt. Der Malakoffturm wurde 1919 gesprengt.

Dorstfeld

Dorstfeld 1/4
Die Zeche Doestfeld 1/4 lag in unmittelbarer Nähe zum Ortskern von Dorstfeld. Südlich entstanden später die Zechensiedlungen zwischen den drei Schachtanlagen. Im Norden lagen mehrere Bahntrassen, die eine Barriere bildeten. Nur die Schlammteiche und die Bergehalde lagen dort. Die Teiche bildeten den Kern des durch Bersenkungen entstandenen Naturschutzgebiets Hallerey. Die aus mehreren Spitzkegeln bestehende Halde steht wegen der wenigen noch erhaltenen auch unter Schutz. Sie entstand beim Abteufen von Schacht 4.
Der repräsentitivste Teil der Anlage war der 1913 fertiggestelle 72 m lange Gebäudekomplex, in dem sich die Waschkaue mit Magazin, das Lohnbüro und Steigerbüros befanden. Es wurde wie fast alle anderen Zechengebäude nach der Stilllegung abgerissen. Nur im Bereich der Schächte stehen einige Ruinen. Dieser Bereich ist verwildert. Das restliche Zechengelände wurde zu einem Gewerbegebiet, zum Teil auf den planierten Resten der Halde am Schacht 1/4. Beim Bau der S-Bahnline 2 verschwanden bis 1991 die noch bestehenden Unterführungen im Bahndamm. Seitdem ist der freie Zugang entfallen.
Die Anlage 5/6 war mit einem Gleis angebunden. Ursprünglich war eine selbständige Anlage geplant. Es wurde zwar Kohle gefördert, aber eine eigene Aufbereitung war zu teuer. Nur die nötigsten Betriebsgebäude wie Waschkaue und Fördermaschinenhaus wurden gebaut. Die Rohkohle wurde mit einer Seilbahn zur Anlage 2/3 transportiert, ab 1958 unter Tage. 1956 gab es mehrere Grubenbrände. Dies deutet auf die schwierigen geologischen Verhätniise im Grubenfeld von Schacht 5/6 hin. 1961 wurde der Abbau eingestellt. Danach bestand noch bis 1993 ein Bundeswehrdepot auf der Betriebsfläche und im Kauengebäude. 1997 wurde alle restlichen Gebäude abgerissen. Heute ist die Fläche ungenutzt und verwildert. Der Schacht 5 ist an einem Rohrstutzen zu erkennen.
Neben dem Schacht betrieben Bergleute die Kleingartenanlage Glückauf mit einer Kirschbaumplantage.

Dorstfeld 2/3
Die Schachtanlage 2/3 ging aus der Zeche Ver. Carlsglück & Planetenfeld hervor. Der Schacht Carlsglück wurde in Dorstfeld 2 umbenannt. Bis zum Abteufen von Schacht 3 bestanden zwei kleine Luftschächte. Der Schacht 2 war ab 1909 Wetterschacht. Der über ihm stehende Malakoffturm wurde 1959 abgerissen. Als Ersatz wurde ein kleines Vollstrebengerüst erstellt. Dieses kam nach der Stilllegung am Schacht Kurl 3 der Zeche Gneisenau wieder zum Einsatz. Die Kokerei war nach Sanierungen und Neubauten bis zum Jahr 1960 zu dieser Zeit die modernste im Revier. Gas wurde an die Dortmunder Stadtwerke geliefert und an ein Glaswerk in Witten.
Nur wenige Gebäude blieben erhalten. Der Zecheneingang mit Bürogebäude und das Maschinenhaus von Schacht 2 wird von der VHS genutzt. Im Waschkauengebäude besteht u.a. ein Künstleratelier. Das Fördermaschinenhaus von Schacht 3 wurde lange von einer Spedition genutzt. Als Standort des geplanten Begegnungszentrums sind zwei ehemalige Kauengebäude vorgesehen. Bis zum Start einer eigenen Website findet man Infos Kaue. Unter http://www.pulsschlag-dorstfeld.de läuft aktuell ein Countdown bis zum Start.
Die beiden Schächte sind an Protegohauben zu erkennen - am Schacht 2 zugänglich. Der Schacht 3 liegt im Innenbereich einer Kita.
Das Kokereigelände wurde mit einer Wohnsiedlung überbaut ohne vorher eine Sanierung durchzuführen. Dort wurden ab 1981 Schadstoffe wie Naphthalin und andere kokereitypische Kohlenwasserstoffe gefunden. Da die neue Wohnbebauung teilweise schon fertig war, musste der Boden abgetragen werden. Ein riesiges Hochhaus mit dem bezeichnenden Namen Hannibal musste 2017 wegen gravierender Brandschutzmängel kurzfristig geräumt werden. Die Sanierung des von einer "Heuschrecke" vor etlichen Jahren übernommenen Komplexes und danach unter ständiger Zwangsverwaltung (Konkurs) stehend soll mehrere Jahre dauern.
Die Zechensiedlung Oberdorstfeld wurde von 1913 bis 1919 im Stil einer Gartenstadt erbaut. Sie ist in gutem Zustand, bietet ein attraktives Wohnumfeld und ist Bestandteil der Route der Industriekultur.

Übersicht Schachtdaten

Schacht Teufbeginn Inbetriebnahme Stilllegung max. Teufe (m) Kokerei
Adolph 1872 1873 1895 ca. 140  
1 1849 1850 1963 1061  
w 1882 1886 1911 140  
2 (Carlsglück) 1849 1855 1963 735 1880 - 1963
w 1897 1898 1903 65  
3 1902 1903 1963 1098  
4 1909 1910 1963 612  
5 1918 1920 1963 1061  
6 1926 1928 1963 540  


maximale Förderung 1.329941 t 1929
durchschnittlich 850000 - 1.1 Mio. t/a


1867 wurde der Knappenverein Glückauf gegründet. Er war der älteste nicht konfessionell gebundene Deutschlands. Die Knappenvereine waren die Vorgänger der späteren Bundesknappschaft, der Rentenversicherung für die Bergleute.


Carlsfeld
Zeche Carlsfeld im Jahr 1881
Adolph
Protegohaube von Schacht Adolph
Dorstfeld 1/4
Dorstfeld 1/4 im Jahr 1913 Kokerei
Dorstfeld 1/4
Dorstfeld 1/4 im Jahr 1913
Dorstfeld 1/4
Dorstfeld 1/4 im Jahr 1922
Dorstfeld 1/4
Dorstfeld 1/4 (An- sichtskarte um 1920)
Dorstfeld 1/4
Halde Hallerey von Dorstfeld 1/4 im Jahr 1922
Dorstfeld 1/4
Ruinen am Schacht Dorstfeld 1/4
Dorstfeld 2/3
Schacht Dorstfeld 2/3 im Jahr 1913
Dorstfeld 2/3
Schacht Dorstfeld 2/3 im Jahr 1913
Dorstfeld 2
Protegohaube am Schacht Dorstfeld 2
Dorstfeld 2
Protegohaube am Schacht Dorstfeld 2
Dorstfeld 3
Protegohaube am Schacht Dorstfeld 3 im Jahr 2003
Dorstfeld 3
Protegohaube am Schacht Dorstfeld 3 im Jahr 2003
Dorstfeld 3
Situation Schacht- bereich Dorstfeld 2/3 im Jahr 2003
Dorstfeld 3
Protegohaube am Schacht Dorstfeld 3 im Jahr 2018
Dorstfeld 2/3
Dorstfeld 2/3 im Jahr 1922 - vorne der Malakoffturm
Dorstfeld 2/3
Zecheneingang Dorstfeld 2/3 um 1930
Dorstfeld 2/3
Dorstfeld 2/3 in den 1950er Jahren
Dorstfeld 2/3
Zechentor Dorstfeld 2/3 mit Bürogebäude
Dorstfeld 2/3
Zechentor Dorstfeld 2/3 und Maschinen- haus Schacht 2
Dorstfeld 2/3
Infotafel zur Siedlung Oberdorstfeld
Dorstfeld 2/3
Platzbereich in der Zechensiedlung
Dorstfeld 2/3
Typische Häuser in der Zechensiedlung
Dorstfeld 2/3
Wohnkomplex Hannibal
Dorstfeld 2/3
Wohnkomplex Hannibal
Dorstfeld 5/6
Schacht Dorstfeld 5/6 im Jahr 1922
Dorstfeld 5/6
Schacht Dorstfeld 5 mit Kirschbaumplantage
Dorstfeld 5/6
Schacht Dorstfeld 5/6 im Jahr 2003

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