1834 wurde unter dem Namen St. Nicolaus ein erster Schürfversuch unternommen, aber erst 1839 mit einer Bohrung
abgeschlossen. 1840 wurde mit dem Teufen eines Schurfschachts begonnen. Damals war noch das "Aufdecken mit Inaugenscheinnahme" des
Fundflözes vorgeschrieben (ab 1852 reichten Bohrungen). Im selben Jahr wurde die Gewerkschaft zum Betreiben der Zeche gegründet.
Ihr Name geht auf den Oberpräsidenten von Westphalen Freiherr von Vincke zurück, der zu dieser Zeit im Amt war. Sie war der Auslöser
zur Entwicklung des heutigen Bochumer Ortsteil Hamme. Bei der damaligen Technik gab es massive Schwierigkeiten mit den zufließenden
Grubenwässern. Die Zeche war eine der ersten, die den stark wasserführenden Emschermergel durchteufte. Sie lag von 1863 bis 1865
still, nachdem sie abgesoffen war und danach in Konkurs ging. Auch zwischen 1888 und 1892 gab es immer wieder Wassereinbrüche.
Die kleinen Einzelfelder wurden 1844 konsolidiert zu Ver(einigte) Präsident. Die endgültige Größe kam 1896 durch einen
Pachtvertrag mit der Gewerkschaft Rudolph zustande. Diese hatte keinen eigenen Schacht und ihre Kohlen von der Zeche
Constantin der Große fördern lassen, deren Schacht 1 nur wenige Meter von der Markscheide entfernt lag. Die günstig gelegenen
Flöze waren bald weitgehend abgebaut, der weitere Abbau durch Präsident deshalb wirtschaftlicher. 1915 wurde das Feld Rudolph
ganz übernommen. Das östlich gelegene angepachtete Grubenfeld Deutsche Treue (ab 1883) war so sehr gestört, dass der Abbau hier
schon 1890 aufgegeben wurde.
Als erste Zeche im Revier betrieb Präsident ab 1847 eine Kokerei mit Schaumburger Öfen, die veralterte Verfahren ablösten und einen
wirtschaftlichen Betrieb ermöglichten. 1858 war Präsident mit 808 Beschäftigten und einer Förderung von 114073 t eine der größten
Zechen im Revier. Später gehörte sie zu den mittelgroßen Anlagen, da das Grubenfeld nur bei optimalen Flözverhältnissen eine bessere
Ausbeute erlaubt hätte. Am 29. September 1943 wurden bei einem Luftangriff die Tagesanlagen so stark zerstört, dass der Abbaubetrieb
eingestellt wurde.
Es ereigneten sich in der Förderphase mehrere Schlagwetterexplosionen mit Dutzenden Todesopfern (1883 neun, 1917 24, 1936 28 Tote).
Dazu kamen mehrere Grubenbrände ohne Todesopfer, Wassereinbrüche mit teilweisem Absaufen der Fördersohle und Probleme mit den
Förderschächten.
Schacht | Teufbeginn | Inbetriebnahme | Stilllegung | max. Teufe (m) | Kokerei |
1 (Anton) | 1840 | 1844 | 1940 | 514 | 1847 - 1930 |
w 1 | 1852 | 1853 | 1924 | 251 | |
2 (Wilhelm) | 1871 | 1873 | 1967 | 514 | 1900 - 1909 |
3 | 1871 | 1873 | 1968 | 763 | |
w 2 | 1881 | 1882 | 1896 | ||
4 | 1914 | 1923 | 1967 | 763 |
maximale Förderung 864706 t 1929
durchschnittlich 300000 - 400000 t/a
Nördlich der Zeche Präsident hatte die Zechengesellschaft Robert ein Grubenfeld, das zu klein für eine Tiefbauanlage war. Dieses wurde im Osten an die Zeche Constantin der Große verpachtet, deren Schacht 1 direkt an der Markscheide lag. Sie baute die nahe der Oberfläche liegenden Flöze ab. Die tiefer liegenden Flöze im westlichen Feld baute Präsident ab. Diese Form der Zusammenarbeit gab es öfter. Meistens wurde ein solches Feld schnell gekauft. Hier scheinen alle Beteiligten profitiert zu haben. Der Gewinn wurde beim Vertrag mit Constantin zu 50/50 geteilt. Constantin erzielte bis zum Ende des Pachtvertrags einen Gewinn, der deutlich über 1 Mio. Reichsmark lag.
1924 wurde eine Strecke auf der 7. Sohle in 430 m Tiefe ausgebessert. Dabei legte man eine Tierfährte frei,
die sich zeitlich gut einordnen läßt, da sie genau in einem Leithorizont (Finefrauhorizont) liegt. Verursacher war eine Uramphibie, die
am Beginn der Entwicklungslinie zu den Sauriern steht. Ein solcher Fund war im nordwesteuropäischen Kohlegürtel bis dahin nicht bekannt.
Da die Fährtenplatte selbst beim Nachreissen der Strecke zerstört wurde existierte nur das Negativ. Davon wurden für genauere
Untersuchen Abgüsse genommen. Einer wurde in die geologische Sammlung der damaligen Oberbergschule (heute Bergbaumuseum) gebracht, ein
zweiter in der Verwaltung der Zeche Präsident ausgestellt. Die Fundstelle war auch nach der Stilllegung der Zeche ein gut besuchter Ort.
Durch die weiter laufende Wasserhaltung blieb er lange zugänglich. Beispielsweise wurde bei der Frühjahrstagung der Deutschen Geologischen
Gesellschaft 1964 in Essen eine Grubenfahrt angeboten, die der Wasserhaltung galt. Damit verbunden war das Aufsuchen der etwa 316 Mio.
Jahre alten Fährte. Bei der endgültigen Stilllegung von Präsident wurden die Teile der Fährte mit den Abdrücken aus dem Gesteinsverband
herausgelöst und in das Magazin des Bergbaumuseum gebracht.
Im Jahrgang 1924 der Zeitschrift Glückauf ist der Fund beschrieben. Die folgenden Abbildungen sind daraus entnommen. Die Bezeichnung
Ichnotherium bezieht sich nicht auf das verursachende Tier, sondern auf das Spurenfossil.
Eine kleine Sensation ereignete sich 2013 in Bochum-Stiepel am 13. Juni 2013 in gut neun km Luftlinie Entfernung. Dort
entdeckte ein Schüler der "Generation Saurier" eine weitere Fährte, die vom selben Amphibium stammt. Zunächst wurde der Fund aus dem Herbst
2012 geheim gehalten und der sichtbare Teil der Spurenplatte mit Sand abgedeckt, damit mögliche Fossilienräuber keine Kenntnis davon erhielten
und für eine genaue Planung der komplizierten Bergung ausreichend Zeit verfügbar war. Durch die verfrühte Information der Öffentlichkeit
durch den Vater entstand ein ungewünschter Medienrummel vor Ort. Alle großen Zeitungen berichteten darüber (z.B. SZ am 13.6.2013 und
am FAZ 17.6.2013). Spiegel Online titelte am 17.6. nicht ganz zutreffend: "Älteste Saurierspuren Deutschlands entdeckt". Die
tonnenschwere Platte wurde mit leichten Schwierigkeiten geborgen und zur weiteren Auswertung ins Deutsche Bergbaumuseum gebracht. Die
ersten Ergebnisse bestätigten die schon 1926 gemachten Rekonstruktionsversuche des Fährtenverursachers. Das damals erstellte Modell wäre heute
quasi genauso entstanden. [Die Fotos der Bergung wurden mir freundlicherweise von Herrn Dr. Michael Ganzelewski, dem Fachbereichsleiter
Montanhistorisches Dokumentationszentrum/Sammlungen am Bergbaumuseum Bochum zur Verfügung gestellt.]
Eine interdisziplinäre Auswertung startete noch im Jahr 2015. Biomechaniker haben mit Elefanten im Wuppertaler Zoo Versuche zur
Fährtenentstehung durchgeführt. Baustatiker haben Berechnungen für das Einsinken schwerer Baukörper in lockeren Baugrund auf die Elefanten
übertragen. Idealerweise soll am Ende eine Methode stehen, die bei fossilen Fährten Größe und Gewicht des verursachenden Tieres bestimmen läßt.
Der Fährtenverursacher gilt als Bindeglied zwischen Amphibien und Reptilien (damit auch als Vorläufer aller höheren Landwirbeltiere
wie Saurier, aber auch der Vögel und Säugetiere). Die in Bochum-Stiepel gefundene Fährte ist die älteste in Deutschland gefundene Wirbeltierfährte.
Das Tier war von der Größe etwas kleiner als ein Hausschwein. Sichtbar waren zwei etwa 20 cm große Abdrücke. Insgesamt wurden bei der späteren
Präparierung neun Abdrücke freigelegt.
Zwei Funde von 1951 (General Blumenthal) und 1957 (Erin) liegen im Plaßhofsbankhorizont, der eine Mio. Jahre jünger ist.
Weitere Fundorte sind das Saarland, das Zwickauer Revier und einige Stellen in Großbritannien und den USA. Spätere Entwicklungslinien
sind teilweise sehr gut dokumentiert. Vertiefende Informationen liefert eine Publikation von Sebastian Voigt und Michael Ganzelewski,
die aus dem ResearchGate stammt und 2010 in ACTA PALAEONTOLOGICA POLONICA veröffentlicht PDF wurde.
Am 9. Juli 2016 wurde an der Fundstelle eine Infotafel der Öffentlichkeit übergeben. Der Standort ist Teil der Georoute Ruhr, ein Projekt des GeoPark Ruhrgebiet. Die Fährtenplatte befindet sich im Bergbaumuseum Bochum und wird noch längere Zeit wissenschaftlich ausgewertet.