Zeche Bruchstrasse in Bochum-Langendreer
1872 - 1962
Der Name der Zeche erklärt sich aus der Lage an der alten Strasse durch das Langendreer Bruch. Beim Abteufen
traten massive Probleme mit der Stabilität des Gebirges auf. Der Schacht 1 ging 1872 bei nur 20 m Teufe zu Bruch und wurde 48 m
südlich neu angesetzt. Auch dieser ging mehrfach zu Bruch und stand erst ab 1906 stabil. Dazu kamen wiederholt Wassereinbrüche.
Ein weiteres Problem war der hohe Methananteil der Kohle, immer wieder ereigneten sich Grubengasexplosionen. Bis zum 2. Weltkrieg
waren es über 50. Die größeren waren 1880 - vier Tote, 1883 - drei Tote, 1906 - mehrere Tote, 1914 - vier Tote, 1915 - acht Tote,
1916 - drei Tote, 1917 - zwei mit elf bzw. 14 Toten und 1936 mit 25 Toten). Dabei kamen insgesamt mindestens 50 Bergleute um. Eine
Kohlenstaubexplosion 1920 forderte 19 Todesopfer. 1941 und 1944 gab es 36 bzw. fünf Tote bei weiteren Schlagwetterexplosionen. Die
Ursache sind zwei große Störungen, die durch das kleine Grubenfeld verlaufen, der Neu-Iserlohner
Sprung und die Langendreer
Verschiebung. Daher wechselte auf kurzen Strecken die Lagerung von flach bis steil
und war immer wieder durch kleinere Störungen unterbrochen. Diese Faktoren führten auch dazu, daß die Zeche zu den ersten gehörte,
die nach der Kohlekrise 1958 stillgelegt wurden. Zwar waren noch ausreichende Vorräte vorhanden und akut bestand kein Absatzmangel,
aber die Chance der Ansiedlung von Opel auf dem Gelände mit langfristigen Beschäftigungsaussichten wurde genutzt. Nach dem Krieg
hatte die Zeche immer mit - wenn auch kleinem - Gewinn gearbeitet. Mit einer Förderung, die zwischen etwa 500000 und 800000 t
jährlich schwankte, gehörte Bruchstrasse zu den mittelgroßen Zechen.
Die erste Initiative zum Anlegen einer Zeche ging vom preußischen Staat aus, der sich einen Anteil an der Ruhrgebietskohle sichern
wollte. Friedrich der Große forcierte dazu Untersuchungen. Schon 1769 erfolgte die Mutung. Der Plan, einen Stollen am Haus Langendreer
anzulegen unterblieb wegen der zu hohen Kosten. Ein Argument für eine Zeche weit weg vom damaligen Abbaugebiet (fast nur im Bereich
der Ruhr) war der mögliche Absatz nach Norden. Die heutige Provinzialstraße war auch damals schon uralt. Die Unterlagen zur Mutung
waren 1864 vor der erneuten Konsolidierung nicht mehr aufzufinden, wodurch sich schon ab 1802 ein jahrzehntelanger Rechtsstreit ergab.
Schließlich versteigerte das Preußische Finanzministerium 1852 das Grubenfeld. Da 1857 eine Konjunkturkrise einsetzte kam es erst
1872 zum Abteufen des ersten Schachts.
Der Schacht 1 (ab 1925 Gustav - zum 25jährigen Dienstjubiläum des Zechendirektors Gustav Knepper - genannt)
und Schacht 2 bildeten die Förderschachtanlage. Hier befand sich auch die Kokerei und der Zechenbahnhof. Die Betriebsanlagen
wurden bei Bedarf erweitert oder umgebaut und hatten das typisch verschachtelte Aussehen solcher kleineren Zechen. Obwohl
fast unter der gesamten Fläche von Langendreer Kohle abgebaut wurde blieben die Bergschäden gering. Nur im Bereich des Bahnhofs
Langendreer-West traten sie stärker auf. Die Zeche musste die Gleise höher legen. Zur Vorbeugung wurden gleich sechs Meter mehr
als nötig eingeplant. Diese erklärt den Höhenunterschied der S-Bahngleise gegenüber den Güterzuggleisen.
Die sehr ungünstige geologische Situation zeigt ein Profil aus einem Abbaubetrieb (Thumbnail links). Neben den Störungen ist auch
gut erkennbar, dass die Flöze nicht gleichmäßig unterbrochen sind. Sie liegen hinter der Störung nicht nur in einem anderen Winkel.
Auch die Abrisskanten sind unterschiedlich gekrümmt.
Die Zukunftsaussichten der Anlage verbesserten sich mit der Modernisierung und dem Kokereineubau durch die Vereinigten Stahlwerke
im Jahr 1927. Die Koksöfen waren die ersten mit über vier Meter hohen Kammern (Füllhöhe 4,10 m) und lange die modernsten im Revier.
Von den Bauten ist nichts erhalten. Das gesamte Gelände ging im Opelwerk 3 auf. Die PKW-Abstellplätze nahmen etwa 50 % der
ehemaligen Fläche ein. Schacht 1 liegt in einem Grünstreifen, Schacht 2 auf dem Parkplatz. Beide haben Protegohauben und sind
nicht frei zugänglich. An der Hauptstraße sind die beiden Beamtenwohnhäuser erhalten.
Seit 2012 wird das Gelände umgenutzt, geplant war ein Baumarkt. Wegen der Schließung des Opelwerk 1 war auch der Bestand des
östlich angrenzenden Werks 2 fraglich. 2017 war klar, dass hier das zentrale Ersatzteillager für Opel weiter bestehen wird.
Nach jahrelangem Stillstand wurde 2016 der Baumarkt auf dem früheren Abstellparkplatz fertig gestellt. Ein Teil des Haldengeländes
daneben ist für eine weitere Nutzung vorbereitet. Der östliche Bereich wird weiter von Opel genutzt. Die Protegohauben über den
Schächten sind demontiert. An der Rückseite des Baumarkts sind zwei Drainagen als Ersatz bis zum Dach hochgezogen worden. Schacht 1
liegt im Bereich der Anlieferung, Schacht 2 unter dem Parkplatz.
Trotz des relativ kleinen Grubenfeldes wurde der Schacht 3 zur ausreichenden Bewetterung im Ostfeld nötig. Dies
lag an den hohen Methanausgasungen beim Durchörtern der vielen Störungen, die wie kleine Gasspeicher wirkten. Der Schacht hatte
kein Fördergerüst und nur ein kleines Betriebsgebäude mit einem Ventilator, der die
Abwetter
aus dem Schacht absaugte. Die abgeräumte Betriebsfläche befindet sich heute auf dem Gelände des Opelwerks 2 und ist nicht zugänglich.
Ein weiterer Wetterschacht war Schacht 4 für den Abbau im Südfeld, der ein etwas größeres Betriebsgelände
mit einigen Gebäuden hatte. Diese sind erhalten und werden heute privat genutzt. Über dem Schacht steht eine Protegohaube.
Weiter östlich nahe beim Haus Langendreer lag ein Bergeschacht. Er diente zum Einbringen von Verfüllmaterial der hier abgebauten
Flöze. Sie lagen unter dem Ortskern von Langendreer und die Kohle durfte nur mit gleichzeitigem Vollversatz gewonnen werden.
An der Bathestrasse befindet sich eine Protegohaube. Ungefähr in diesem Bereich dürfte der Standort des nur 36 m tiefen Schachts
gewesen sein. Er hatte sicher nur einen geringen Durchmesser vom Typ eines Bergerolllochs.
Übersicht Schachtdaten
Schacht |
Teufbeginn |
Inbetriebnahme |
Stilllegung |
max. Teufe (m) |
Kokerei |
1 |
1872 |
1874 |
1962 |
848 |
1879 - 1962 |
Wetterschacht |
1878 |
1878 |
|
107 |
|
Bergeschacht |
1891 |
1891 |
|
36 |
|
2 |
1895 |
1896 |
1962 |
656 |
|
3 |
1907 |
1908 |
1962 |
402 |
|
4 |
1914 |
1916 |
1962 |
656 |
|
max. Förderung 925030 t 1929
durchschnittlich 500000 - 800000 t/a
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- Schacht 1 um 1931
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- Schacht 1 2012
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- Schacht 1 2012
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- Schacht 2 2012
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- Schacht 2 2012
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- Schacht 1/2 um 1912
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- Schacht 1/2 1931 aus der Luft
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- Schacht 1/2 1937
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- Schacht 1/2 in der letzten Betriebsphase (1960)
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- Schacht 1/2 Baumarkt Rückseite 2017
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- Schacht 1/2 Baumarkt Parkplatz 2017
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- Schacht 1/2 Reservefläche neben dem Baumarkt
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- Schacht 1/2 Baumarkt mit Protegohaube
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- Schacht 3 um 1937
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- Schacht 4 um 1937
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- Schacht 4 umgebaute Betriebsgebäude
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- Schacht 4 Protegohaube
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- Schacht 4 Protegohaube
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- Schacht 4 erhaltenes Betriebsgebäude
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- Protegohaube an der Bathestrasse
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- Beamtenwohnhäuser an der Hauptstraße
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