Zeche Massener Tiefbau in Unna-Massen
1854 - 1925
Im Bereich der Berechtsame - 1863 größtes Grubenfeld in Westfalen - entstanden die Anlagen Massener Tiefbau
und Asseln, die nach den nächstgelegenen Orten benannt wurden. Da ein geregelter Betrieb lange durch Wassereinbrüche
und Schlagwetterexplosionen beeinträchtigt wurde kam es zum Verkauf der Anlage Asseln (später Kurl) und der Teilung des Feldes.
Im Bereich der Schachtanlage Massener Tiefbau gab es von 1827 - 1867 Versuche zum Abbau von Kohle. Dazu wurde der Romberger Erbstollen
aufgefahren, der aber bis 1839 kein bauwürdiges Flöz erschloss. Auch die Sanierung des Stollens ab 1846 und das Abteufen des Schachts Norm
hatte keinen Erfolg und der Betrieb wurde 1867 eingestellt. Dies war eine der verlustreichsten Bergbauunternehmungen im Raum Unna. Die
Berechtsame ging danach an die Zeche Caroline in Holzwickede. Das Stollenmundloch lag etwa dort wo das Anschlussgleis zum Schacht 3
abzweigte. Selbst mit den damals bekannten Flözaufschlüssen hätte es nahegelegen, den Stollen nach Norden aufzufahren. Vielleicht
wäre ein solches Unternehmen erfolgreich gewesen.
Bei der Verleihung der westlichen Teilfelder gab es längere Zeit Vorbehalte des Oberbergamts, da die Saline in Unna-Königsborn
betroffen war. Man befürchtete Beeinträchtigungen für die hier vom preußischen Staat betriebene Saline und die damit verbundenen Einnahmen,
die damals eine Art "Goldesel" darstellten. Der Staat hatte zu dieser Zeit alle Rechte an Bodenschätzen. Bei vielen Metallen und der Kohle
wurden diese "verliehen". Daher stammt der Begriff Verleihungen Abbaurechte für die Abbaurechte. Beim Salz wahrte sich der Staat das Monopol,
da es keine Alternativen gab. Deshalb wurde erst 1857 (nach den ersten Abteufarbeiten) die Berechtsame frei gegeben. Nähere Angaben zur Anlage
Asseln sind unter der Zeche Gneisenau zu finden (der Link öffnet
ein neues Fenster/neuenTag).
Eine geologische Besonderheit soll hier erwähnt werden. Einige Flöze der Fettkohlenpartie standen im nördlichen Feld nicht wie sonst
durch Gestein getrennt an sondern direkt nebeneinander. Damit ergab sich ein 6,5 m starkes Flözpaket, das mächtigste im Ruhrgebiet.
Es hatte von 1905 - 1910 einen Anteil von 18,8 % an der Gesamtförderung. Trotzdem blieb die wirtschaftliche Lage kritisch. 1903 gab
es erste Verkaufsgerüchte. 1911 übernahm dann die Eisenhütte Buderus die Zeche zur Sicherung der Kokslieferungen. Durch die im 1. Weltkrieg
ausgesetzten Investitionen und die spätere Ruhrbesetzung konnte kein profitabler Betrieb entstehen. Ab 1920 gab es nur Verluste. Durch
die unreinen Flöze (50 % höherer Bergeanteil als im restlichen Ruhrgebiet) und die nicht durchgeführte Rationalisierung unter Tage kam
es zusammen mit den hohen Wasserzuflüssen 1925 zur Stilllegung. Der vorherige Verkauf an die Harpener Bergbau AG diente nur dazu, die
Quote für Kohle und Koks beim Kohlesyndikat zu erwerben.
In den Anfangsjahren kam es immer wieder zu Unglücken, da die gasreiche Kokskohle bei der unzureichenden Bewetterung Schlagwetterexplosionen
auslöste ( 1861 5 Tote, 1865 2 x 4 Tote, 1870 7 Tote, 1873 4 Tote und 1883 16 Tote).
Die Schachtanlage 1/2 lag direkt an der Stadtgrenze in Wickede (heute Stadtteil von Dortmund). Trotz erheblicher
Schwierigkeiten beim Schachtteufen waren die ersten Geschäftsberichte geschönt - wohl wegen des noch schwebenden Verfahrens beim
Oberbergamt. Der Schacht 1 wurde noch in Handarbeit abgeteuft. Dies erklärt auch den langen Zeitraum vom Beginn bis zur ersten
Kohleförderung - 11 Jahre. Da er für die Wasserhaltung bestimmt war, litt der früher fertig gestellte Förderschacht 2 immer
wieder durch Wassereinbrüche. 1864 kam der Betrieb nach einem Wassereinbruch im Oktober für drei Monate zum Erliegen. Zehn Jahre später
gab es aus demselben Grund eine zeitweilige Fördereinstellung. Die Wasserprobleme bestanden weiter. Ein Jahr vor der Stilllegung im
Jahr 1925 erreichten sie 17 m³/min, ein extrem hoher Wert. 1890 brannten die Kohlewäsche und das hölzerne Fördergerüst ab. Dadurch
lag der Betrieb für sechs Wochen still. Der 2 Schacht erhielt 1891 ein eisernes Gerüst und nahm die Förderung wieder auf. Wegen der
Wasserprobleme teufte die Zeche im selben Jahr südlich von Schacht 1/2 einen 39 m tiefen Schacht ab, der das aus dem Deckgebirge
(Mergel) zulaufende Wasser abführte.
Der Abbau ging i.W. unter dem heutigen Stadtgebiet von Unna um. Neben einer Kokerei bestand am Schacht 1/2 auch eine Brikettfabrik
(1911 - 1925). Die Schächte 1/2 wurden nach der Stilllegung 1936 teilverfüllt, endgültig 1963 mit der Stilllegung der Nachbarzeche
Alter Hellweg, womit eine mögliche Nutzung durch diese fortfiel.
Alle Gebäude wurden in den Jahren nach der Stilllegung abgerissen. Heute liegt hier ein Gewerbegebiet. Der Haldenrest (das meiste
Material ging in den 1970er Jahren zur Baustelle der A44) wurde zu einer Grünfläche umgestaltet.
Der Schacht 3 wurde dringend zur Verbesserung der Frischwetterversorgung benötigt. Da die ertragreichsten Partien
der Kokskohlen in diesem Bereich lagen wurde gleich eine moderne Kokerei gebaut. Daher wurde bei der Stilllegung kurze Zeit erwogen,
diese mit dem Schacht 4 eigenständig weiter zu betreiben. Der Schacht 3 erhielt nach dem Abriss der Anlage einen Betondeckel und war
bis 1991 noch offen. Der Schachtbereich ist heute eingezäunt. Auf dem nördlichen Teil der Betriebsfläche bestand im 2. Weltkrieg das
Nachschublager für die Flakstellungen im östlichen Ruhrgebiet. Nach dem Krieg wurde es weiter von Brieten und Belgiern genutzt und ab
1951 von der Bundeswehr. Im südlichen Bereich entstand ein Gewerbegebiet, das heute fast die gesamte Fläche einnimmt. Hauptsächlich
werden hier LKWs abgestellt. Daher gibt es auch wenige Arbeitsplätze. Ähnlich ist es nördlich vom Schacht 3. Über das Zechengelände
hinaus liegt nach Norden ein Schrottplatz für PKWs.
Für die Versorgung mit Haldenmaterial zum Bergeversatz unter Tage wurde 1905 eine Seilbahn zum Schacht 1/2 gebaut. Sie sollte auch die
Kohleversorgung der Kokerei bei Betriebsstörungen der Zechenbahn sichern.
Der Schacht 4 in Unna-Afferde war noch bis 1963 offen gehalten worden, um bei einem Abbau der verbliebenen
Kohlenvorräte durch die Nachbarzeche Alter Hellweg zur Bewetterung genutzt zu werden. Der Plan wurde in Folge der Kohlenkrise ab 1958
aufgegeben und der Schacht verfüllt. Er wurde als Wetterschacht für den Schacht 3 und für Bergeförderung abgeteuft. Dazu wurde 1903
zwischen ihm und Schacht 3 eine Seilbahn gebaut. Das Gelände ist heute privat zu Wohnzwecken genutzt.
Die Zeche
Norm war ein "Nebenprodukt" des
Romberger Erbstollen. Es sollte die Entwässerung der Zechen im Osten
Dortmunds sicher stellen. Als die Auffahrung begann (s.o) war er technisch schon überholt, da Dampfmaschinen inzwischen so zuverlässig waren, dass
sie für die Pumpen der Wasserhaltung eingesetzt wurden. Die Lage des verschütteten Mundlochs ist heute nur noch an einem Rohr
erkennbar, das immer noch abfließendes Wasser in den Massener Bach ableitet. Das Lichtloch 1 (26 m) lag bei 99 m Höhe, das Lichtloch 2 (38 m) bei
der noch erhaltenen Halde. Nur das Lichtlochs 3 (40 m), der spätere Schacht Norm ist erkennbar. Insgesamt wurde der Stollen 2365 m lang.
Das ursprüngliche
Lichtloch 3 wurde ab 1858 tiefer geteuft und zum Förderschacht der
Zeche
Norm. Hier war auch die Förderung von Eisenerz geplant. Der Eisengehalt war mit 14 % aber zu gering für einen profitablen
Betrieb. Auch die angetroffenen Kohlenflöze lieferten nur qualitativ schlechte Kohlen. So endete der 1861 erneut begonnene Betrieb schon 1865.
Von 1872 bis 1909 wurde der Schacht Norm von der Holzwickeder Zeche Caroline noch einmal in Betrieb genommen. Kohle wurde aber nur 1874/75 für
elf Monate gefördert. Der im Nordfeld abgeteufte Luftschacht war nur wenige Meter tief und hat keine Spuren hinterlassen. Danach blieb der
Förderschacht für eine spätere (nicht mehr realisierte) Nutzung offen. 1987 erfolgte eine umfassende Schachtsicherung im Rahmen der Erweiterung des
Dortmunder Flughafens. Bis wenige Jahre zuvor war ein Teil des Maschinenhauses noch erhalten. Es war zu Wohnungen umgebaut. Heute erinnert
nur noch der Revisionsschachtdeckel an die Zeche.
Übersicht Schachtdaten
Schacht |
Teufbeginn |
Inbetriebnahme |
Stilllegung |
max. Teufe (m) |
Kokerei |
1 (Carl) |
1855 |
1866 |
1925 |
395 |
1886 - 1925 |
2 |
1855 |
1859 |
1925 |
559 |
|
3 |
1895 |
1897 |
1925 |
378 |
1904 - 1925 |
4 |
1900 |
1902 |
1925 |
225 |
|
Norm |
1846 |
1856 |
1865 |
210 |
|
maximale Förderung 659762 t 1913
durchschnittlich 500000 - 600000 t/a
Ein weiterer Schacht wurde ab 1924 abgeteuft (nur 10 m) und 1925 verfüllt.
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- Massener Tiefbau Schacht 1/2 um 1920
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- Massener Tiefbau Schacht 1/2 um 1920
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- Massener Tiefbau Schacht 3 um 1920
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- Massener Tiefbau Schacht 3 um 1920
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- Massener Tiefbau Schacht 3 um 1926
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- Massener Tiefbau Schacht 3
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- Massener Tiefbau Schacht 3
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- Massener Tiefbau Schacht 3 kurz vor der Inbetriebnahme
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- Massener Tiefbau Schacht 4
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- Massener Tiefbau Schacht 4
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- Massener Tiefbau Schacht 4
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- Abtrag der Halde am Schacht 1/2
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