Sanierung Schacht Lothringen 4

Frühjahr 2015



Schachtsanierungen sind schon lange ein immer wieder aktuelles Thema. Der heute übliche Standard wurde erst im letzten Drittel des letzten Jahrhunderts erreicht. Davor wurde alles was an Material vorhanden war (Halden, Schlacken bis zum Abbruchschutt) zum Verfüllen der stillgelegten Schächte genutzt. In der Regel wurde der gesamte Schacht verfüllt. Mit den noch verbliebenen Einbauten wie Spurlatten oder Rohren der Wasserhaltung, die nur teilweise ausgebaut wurden. Die Füllsäule war somit sehr inhomogen und Sackungen, durch von Anfang an bestehende Hohlräume, zwangsläufig. Durch das im Stillstandsbereich steigende Grubenwasser wurde zudem feineres Material in der Säule mobil. Wenn dies gleichmäßig erfolgte konnte durch Nachverfüllen ein stabiler Zustand erreicht werden. Das war nicht immer der Fall wie spektakuläre Ereignisse Bergschaeden zeigen.
Bei Verfüllungen etwa ab den 1960er Jahren wurde immerhin auf die Fließfähigkeit des Materials geachtet. Dies war auch beim nach 1967 verfüllten Schacht Lothringen 4 der Fall. Es wurde trotzdem eine Sicherungsmaßnahme durchgeführt wie in den letzten Jahren bei vielen voll verfüllten Schächten. Dabei wird ein etwa 10 - 30 m mächtiger massiver Betonpfropfen eingesetzt. Davor lag i.d.R. nur eine Betonplatte auf der Schachtöffnung. Üblich ist heute das Einbringen eines Betonpfropfens im Niveau der Karbonoberfläche mit darüber liegender Verfüllung, damit das Grubenwasser darunter frei zirkulieren und an den Wasserhaltungen gehoben werden kann. Somit kann auch kein Verfüllmaterial in die Strecken ausfließen. Trotz des Setzens von Dämmen oder zu Bruch Schießen der Füllorte ist dies bei Komplettverfüllung nicht ganz auszuschließen.


Dazu folgen hier zwei Beispiele. Im Fall der Bochumer Zeche Constantin der Große sind alle während der Betriebszeit stillgelegten Schächte komplett verfüllt worden. Bei der Zeche Erin in Castrop-Rauxel sind die zuletzt bestehenden Schächte nur im Deckgebirge verfüllt, wie es dem heutigen Standard entspricht. Das Verfahren wird kohäsive Verfüllung genannt, da das verwendete Material durch Kohäsion zusammenhaftet.

Alle 1967 nicht mehr benötigten Schächte sind von der Tagesoberfläche bis zur Schachtsohle komplett verfüllt.

Nach der Stilllegung wurden alle Schächte kohäsiv verfüllt, Schacht 4 aufgrund der geringen Teufe zusätzlich mit lockerem Material bis zur Schachtsohle.

Bei der Sanierung Lothringen 4 war es besonders leicht Fotos der Arbeiten aufzunehmen, da der Schachtkopf frei zugänglich ist und der Bauzaun direkt an der Baugrube stand. Normalerweise kommt man nicht so nah an die Baustelle heran. So kann hier eine detaillierte Dokumentation einer Schachtkopftsicherung gezeigt werden. Diese Routinemaßnahme hat wenig mit den weiter südlich auftretenden Tagesbrüchen zu tun. Leider scheint die RAG mit etwas übertriebenen Sicherheitsregeln unnötig für Gerüchte von Gefahren zu sorgen. Die Standsicherheit von Schächten wie Lothringen 4 ist immer gegeben. Wenn wie im Mai 2015 Absackungen der Füllsäule beim Schacht Friedrich Thyssen 4 in Duisburg um 15 m bekannt werden sollte eine kurze Erklärung dazu alle Spekulationen beenden, da leider in der Presse ein oft unglaubliche Ahnungslosigkeit in Bezug auf den Altbergbau herrscht.

Die Sanierungsphasen

Begonnen wurde mit dem Freiräumen der Schachtscheibe und dem Umfeld. Dabei wurde die Fläche für die Ablagerung des ausgebaggerten Materials mit Folien unterlegt, um mögliche Kontaminierungen zu vermeiden. Danach wurde die alte Abdeckplatte entfernt und eine etwa vier Meter tiefe Baugrube ausgehoben. Der gemauerte Schacht wurde bis auf dieses Niveau abgetragen. Für die Erleichterung der weiteren Arbeiten wurde eine Bodenplatte betoniert.
Gleichzeitig erfolgte die Aufstellung eines Baukrans und die Anlieferung der Arbeitsmittel wie ein Befahrungskorb und die Lutte mit dem Bewetterungsgebläse. Bei diesem Schacht waren Ausgasungen nicht zu erwarten, aber die Sicherheit steht immer an erster Stelle.

Lothringen 4
Schachtbereich vor der Sanierung
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Markierung und Revisionsöffnung
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Neu angelegte Zufahrt zum Schacht
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Abdichtungsfolie mit Schotter für die Arbeitsfläche
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Freilegung der Schachtsicherung
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Gut erkennbar ist die Stahlarmierung der alten Abdeckplatte
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Belüftungslutte
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Gebläse für die Belüftung auf der Lutte
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Materialrecycling und dahinter abgelagerter Mutterboden
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Abbruch der oberen Schachtmauerung mit Rohrleitungsrest
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Die Maße der neuen Abdeckung werden erkennbar
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Methanmessgerät
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Aushub, Betontrümmer und en Teil der Verfüllrutsche
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Baugrube kurz vor der Fertigstellung

Die zweite Phase war das Ausbaggern der Füllsäule bis auf etwa 30 Meter. Zur Begutachtung kam dabei immer wieder der Befahrungskorb zum Einsatz und die Belüftungslutte. Neben dem feinkörnigen Füllgut kamen hauptsächlich Spurlatten zu Tage und Rutschenteile aus der Verfüllungsphase. Das Material wurde für die spätere Entsorgung vorsortiert gelagert. Gegen Ende des Ausbaggern wurden die benötigten Einbaumaterialien angeliefert. Dies waren die vormontierten Armierungen wie bei Pfahlgründungen benutzt, die Ringe für den Revisionschacht und das Füllmaterial. Dazu kamen die Armierungseisen zur Stabilisierung.

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Schaufel für das Ausbaggern der Füllsäule
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Ausgebaggertes Füllsäulenmaterial
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Neben dem Bagger ein Rohrstück der Wasserhaltung
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Schachtöffnung nach Abbinden des Fundaments
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Eine weitere Schaufel mit Verfüllmaterial
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Einhängen der Lutte vor einer Schachtbefahrung
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Sicherheitshinweise am Bauzaun
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Bruchstücke der Schachtmauerung
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Spurlatten und Teile der Halterung
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Rechts der Korb für die Befahrungen
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Letzte Spurlatten werden vor dem Betonieren ausgebaut
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Betonröhren für die Revisionsöffnung
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Reste der Schachteinbauten aussortiert
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Fertiges Fundament und Stahlarmierungen für den Einbau

Die dritte Phase war das Verfüllen mit Beton und gleichzeitiges Einziehen der Schachtringe. Die etwa 14 Meter langen Armierungen wurden in zwei Schritten eingebaut.

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Material für die Verfüllung der Revionsröhre
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Armierungseisen und -matten für den Endausbau
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Vorgefertigte Armierungen für den Schacht
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Durch neueste Techik sind nur eine Handvoll Arbeiter nötig
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Betonpumpe in Aktion
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Blick in den Schacht - rechts evtl. Öffnung des Wetterkanals
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Stahlarmierungen und Revisionsröhre mit Füllgut
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Stahlarmierungen und Revisionsröhre mit Füllgut
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Die letzte Armierung wird an den Kran gehängt
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Auch der Kran wird mit Fernsteuerung gelenkt
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"Einfädeln" der letzten Armierung
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Die restlichen Armierungen sind schon stabilisiert
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Verknüpfungstelle Schachtröhre und neue Abdeckplatte
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Das Materiallager leert sich immer mehr
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Abschluss der Schachtröhre
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Erste Vorbarbeiten für die Abdeckplatte
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Reste der Wasserleitung und ihrer Befestigung

Die nächste Phase war die Betonierung der Abdeckplatte. Hier war die Baustelle nicht mehr von einer zu konventinellen zu unterscheiden, auf der ein Betonfundament gegossen wird.

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Das letzte benötigte Armierungsmaterial
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Die Armierungsmatten werden verlegt
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Die Entsorgung der verschiedenen Materialien beginnt
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Die alte Verfüllung wird mit einem Muldenkipper abgefahren ...
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... der eigentlich nur im Ruhrgebiet so möglich ist
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Die Lagerfläche fast wieder wie im Ausgangsstadium

Als Abschluß wurde die mit einer Folie gegen Wurzeln abgesicherte Platte mit Erde überkippt und der obere Teil des Revisionsschachts mit der Nachfüllöffnung aufgesetzt. In einigen Jahren wird nur noch der Deckel und der Baumkreis einen Hinweis auf den Schacht geben, da hier keine Protegohaube nötig ist.

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Einschalung der Abdeckplatte
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Letzte Arbeiten vor dem Gießen der Platte
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Betonpumpe bei ihren letzten Einsatz
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Der Betonguss kurz vor dem Abschluss
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Die oberste Schicht wird geglättet
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Die fertige Platte mit Schutzfolie und Material vor dem Abtransport
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Die Bauleiterin bei der Abnahme der Baustelle
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Abbindephase - das Schalungsmaterial ist abholbereit aufgestapelt
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Die Arbeit ist fast beendet
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Wenige Wochen später ist die Schachtfläche schon verkrautet ...
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... die Revisionsöffnung fast zugewachsen

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