Die Schachtanlage wurde nach dem preußischen Generalfeldmarschall Graf von Blumenthal benannt. Sie erste
Anlage lag südlich der Innenstadt von Recklinghausen, die zweite direkt neben dem Hauptbahnhof. Der Abbau fand daher von Beginn
an auch unter dem Stadtzentrum statt mit den unvermeidlichen Bergschäden.
Wie bei den Nachbarzechen traten auch bei General Blumenthal Probleme mit Wassereinbrüchen und Methan auf. 1880 stand der
Betrieb sechs Monate nach einem Wassereinbruch still, 1882 nach einem Pumpengestängebruch für einen Monat. In den Anfangsjahren
kam es zu Schlagwetterexplosionen (1883 - sechs Tote, 1884 - 19 Tote, 1893 - 20 Tote, 1896 - 26 Tote). Bei einem Seifahrtunglück
starben 1898 17 Bergleute. Die Sicherheitslage verbesserte sich mit der Übernahme durch die Bergwerksgesellschaft Hibernia AG.
Sie gehörte dem preußischen Staat, der stärker auf die von ihm erlassenen Vorschriften achtete. Zum Teil wurden seine Anlagen als
Polizeizechen bezeichnet. Danach kam es noch beim Abteufen von Schacht 5 1904 zum Absturz der Schachtbühne mit acht Toten, einer
Kohlenstaubexplosion am Leseband mit 12 Toten 1933, einer Schlagwetterexplosion 1937 mit 15 Toten und 1942 einem Grubenbrand mit
sechs Toten. 1966 verfuhr das letzte Grubenpferd im Ruhrgebiet seine letzte Schicht und ging danach in "Rente" auf einen Bauernhof.
Das Grubenfeld hatte mit den nördlichen Reservefeldern eine sehr große Ausdehnung (rd. 55 km²), wodurch der Untertagebetrieb
immer weiter nach Norden wanderte. Allerdings wurde dort keine eigenständige Förderanlage gebaut, da die Haard als größte
zusammenhängende Waldfläche im Ruhrgebiet für die Naherholung Vorrang besaß und als Regenwasserspeicher das Halterner Wasserwerk
versorgt. Nach dem Verbund mit der Nachbaranlage Haard war General Blumenthal 1992 die größte Zeche an der Ruhr
(Grubenfeld jetzt 194 km²).
Danach wuchsen die Probleme durch Bergschäden in der Innenstadt Recklinghausens, die Akzeptanz für den Kohleabbau sank in der
Bevölkerung. Da unter dem weiter nördlich liegenden Halterner Stausee, der die Trinkwasserversorgung des nördlichen Reviers sichert,
Kohleabbau nicht möglich ist kam das Ende im Jahr 2000.
Die Zechenbauten blieben relativ unauffällig, da die Kokereien schon früh stillgelegt wurden und markante Bauten wie Kohlewäsche
und Kraftwerk nach 1965 nicht mehr nötig waren, seitdem die Kohle unter Tage nach Wanne-Eickel zum Schacht Shamrock 11 tranportiert
wurde. Die nötigen Neubauten waren teurer als diese Lösung, da auf Shamrock die ab 1958 erfolgte Modernisierung die Stilllegung
dort nicht verhindern konnte. Beide Zechen gehörten zur Hibernia AG - die hochmoderne Anlage in Herne konnte weiter genutzt
werden.
Ab 1992 erfolgte der Anschluss der Nachbaranlage Haard (umbenannt aus Ewald Fortsetzung),
deren Förderung schon seit 1976 unter Tage übernommen wurde. Wie oben schon erwähnt hatte die Fusion letztendlich keinen Erfolg.
Blumenthal/Haard war mit 4.041129 t Förderung und 6275 Beschäftigten die größte Zeche im Ruhrgebiet. Das Grubenfeld
erreichte 194 km² wobei nur im Bereich der Haard Abbau betrieben wurde. Ein großer Teil war das Reservefeld für einen möglichen
Abbau im Bereich von Olfen. Dafür wurde der übernommene Schacht Haard 1 1999 "eingemottet".
Bis 1994 wurde noch im Schacht Ewald Fortsetzung 3 gefördert. Der Seilfahrtschacht Ewald Fortsetzung 2 wurde danach verfüllt. Alle
anderen Schächte wurden 1999 aufgegeben und danach verfüllt. Im Jahr 2000 wurde eine 5,5 km lange Verbindungstrecke nach
Auguste Victoria aufgefahren. Mit dem Verbund Auguste Victoria/Blumenthal endete der Betrieb. Danach wurden die
Blumenthalschächte verfüllt. Das Baufeld Haltern wurde ab 2002 von Auguste Victoria weiter genutzt.
Schacht | Teufbeginn | Inbetriebnahme | Stilllegung | max. Teufe (m) | Kokerei |
1 | 1873 | 1878 | 1983 | 918 | 1889 - ca. 1920 |
2 | 1899 | 1892 | 2001 | 918 | |
3 | 1895 | 1897 | 2001 | 1013 | |
4 | 1898 | 1900 | 2001 | 915 | 1904 - 1929 |
5 | 1904 | 1905 | 1928 | 608 | 1912 - ca. 1927 |
6 (Harz) | 1908 | 1912 | 2001 | 1283 | 1912 - ca. 1927 |
7 | 1940 | 1944 | 2001 | 665 | |
8 | 1964 | 1967 | 2001 | 1129 | |
Shamrock 11 | ab 1967 | 2001 | 772 | ||
Haltern 1 | 1980 | 1984 | 1999 | 1135 | |
Haltern 2 | 1981 | 1984 | 1999 | 1112 |
maximale Förderung 2.602249 t 1982, im Verbund 3.537107 t 1995
durchschnittlich 800000 - 1,4 Mio. t/a, nach dem Verbund 2,2 - 2.5 Mio. t/a
Schon beim Stollenbergbau wurden Pferde eingesetzt. Sie zogen Kohlewagen zum Stollenmundloch. Das war aber die
Ausnahme, da es nur bei großen Stollenquerschnitt möglich war. Üblicherweise wurde mit Schubkarren gearbeitet (bei den frühen
Zechen, die meist nur kurze Stollen hatten. Später (etwa ab 1800) gab es Schiebewege mit Schienen, die teilweise vom Bergamt
angeordnet wurden (u.a. wegen größerer Effektivität). Bei den Tiefbauzechen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Einsatz
von Pferden immer wichtiger. Bei der damaligen Abbautechnik in meist steiler Lagerung wurde die Kohle von Schleppern transportiert.
Sie schoben einen Kohlewagen aus den Ladestellen im Flöz zum Schacht. Solange die Wege nicht zu lang wurden war dieser Transport
mit "Schleppern" wirtschaftlich, mit längeren Förderwegen galt dies nicht mehr. In den Hauptstrecken übernahmen Pferde den
Transport. Die Schlepper brachten auf kurzen Wegen die Kohlewagen zu Sammelpunkten an denen Kohlezüge zusammengestellt wurden,
die dann mit Pferden zum Füllort am Schacht gezogen wurden. Die meisten Pferde wurden etwa ab 1900 allmählich durch Grubenlokomotiven
ersetzt. So führte eine Elektromotivförderung aud der Zeche Gneisenau im Jahr 1905 zu einer Reduktion der Grubenpferde von 86
auf zwölf.
Abhängig von der Größe des Grubenfelds und der Geologie kammen einige Dutzend bis Hunderte von Pferden zum Einsatz. Es gab unter
Tage Pferdeställe. Normalerweise hatte jedes Pferd einen Pferdejungen (konnte auch älter sein) mit dem es zusammen arbeitete.
Daher wurden die Pferde überwiegend gut behandelt. Sie hatten auch immer wieder "Urlaub". Sie kamen oft am Wochenenden (geringere
Förderung) auf die Weide. Dieses Vorgehen hatte auch andere Gründe als reine Tierliebe.
Zum größten Teil gehörten die in der Frühzeit des industriellen Bergbaus eingesetzten Pferde nicht den Zechen, sondern Firmen, die
die Pferde an die Zechen vermieteten. Eine eigene Haltung auf den Zechen war nur in Ausnahmen möglich. Da je nach
Konjunktur auch mal zusätzliche Pferde nötig waren wollten es sich die Zechen mit den
Haudereien nicht verscherzen und achteten auf eine gute Behandlung der Tiere.
Futter, Geschirre und Decken übernahmen die Haudereien. Die Zechen stellten Betreuer, Ställe unter Tage und Hufbeschlag. Das Pferd
erhielt dafür wie ein Bergmann einen Schicht- oder Leistungslohn.
[Haudereien entsprachen heutigen Speditionen. Sie überhahmen Transporte aller Art. Einige spezialisierten sich auf Kutschen. Dies
hat sich bis heute erhalten. Etwas obskur war die Praxis einiger Betriebe im Bergischen Land. Sie hatten Leichenwagen mir
austauschbarem Firmenschild je nach Einsatzort. Die meisten Haudereien verschwanden mit der Motorisierung.]
Diese Pferde wurden als die treuen Helfer der Bergleute bezeichnet und über und unter Tage als "Lokomotiven" im Material- und
Kohlentransport eingesetzt. Sie hatten wie die Bergleute Schutzhelme in Form von Lederkappen. Ihr Einsatz beschränkte sich
auf die Hauptstrecken mit dem stärksten Wetterstrom. Ein Pferd benötigt mindestens fünf mal soviel Sauerstoff wie ein Mensch.
Die Pferdeställe befanden sich daher auch in Schachtnähe wo die Luft (Frischwetter)am besten war. Als Nebeneffekt kamen auch
Katzen nach untertage. Im dem Pferdefutter versteckt waren Mäuse die schnell zur Plage wurden. Die Bergleute hängten deshalb ihre
Stullenpakete mit Draht an höheren Balken auf, um sie vor den Nagern zu schützen.
Von der Firma Bischoff aus Gelsenkirchen, die als größte Firma für den Verleih von über 6000 Grubenpferden auf dem europäischen
Kontinent galt, wurde in Oberdahlhausen (Bochum) an der Straße Polterberg über viele Jahre hinweg eine Niederlassung (Verwalterstelle)
für Grubenpferde unterhalten. Zu sehen sind heute hier auf dem Grundstück des ehemaligen Verwalterhauses und der Stallanlagen
nur noch einige stark verwitterte und überwachsene Fundamente und Mauerwerksreste der ehemaligen Pferdeställe, die vor 1875
erbaut wurden. Gegenüber den Stallanlagen am Polterberg lag die „Piärrewiesche“ (Pferdewiese), die noch als Grünfläche
erhalten ist. Hier wurden die Grubenpferde in der Zeit des frühen Stollenbergbaus und später beim Tiefbau nach der Schicht zu
"Erholungsurlauben" auf die Weide getrieben. Kranke oder verletzte Pferde kamen hier auch in "Kur", um gesund gepflegt zu werden.
Heute erinnert ein Schild am Bergbauwanderwg Dahlhausen daran
Infotadel 16.
Ob Tobias wirklich das letzte Grubenpferd war ist nicht ganz sicher. Er hatte auf jeden Fall das größte Presseecho. Bis zu seinem
Tod 1970 lebte der Wallach auf einem Bauernhof. Seit 1995 erinnert ein Modell des Tieres im Anschauungsbergwerk des Deutschen
Bergbaumuseums in Bochum an ihn als das Grubenpferd. Als letztes Grubenpferd im Ruhrbergbau und in Deutschland verließ
wohl der Schimmel-Wallach Seppel zwei Monate nach Tobias die Bochumer Zeche Lothringen, ohne mediale Beteiligung. Seppel erhielt
sein Gnadenbrot in Lüdinghausen.