Zeche Alstaden in Oberhausen-Alstaden

1857 - 1972


Übersicht Alstaden


Die nach dem Oberhausener Stadtteil Alstaden benannte Zeche war eine reine Hausbrandzeche, bedingt durch die ungünstige Lage des Grubenfelds am Südrand des flözführenden Karbons. Etwa 2/3 der Flöze waren nicht bauwürdig und die zur Verkokung geeigneten Fettkohlen reichten nicht für eine eigene Kokerei. Daher wurde fast nur Esskohle abgebaut und in Brikettform als Hausbrand vermarktet. Wegen der Randlage blieb der Transport ohne gut ausgebaute Wege zu den Verbrauchern schwierig. Erst mit dem Eisenbahnanschluss verbesserte sich die Situation. Als nach dem 2. Weltkrieg klar wurde, dass Hausbrand keine langfristige Perspektive darstellte, versuchte man eine Fusion mit der nördlicher gelegenen Zeche Concordia. Eine Alternative - Stichwort Randlage - gab es nicht. Die Fusion scheiterte jedoch wegen der hohen Kosten und der dortigen Ausrichtung auf Kokskohle. Der Bau einer neuen Aufbereitung wäre nötig geworden, da nur der Kohlentransport unter Tage Sinn machte. Alstaden wäre nur noch Seilfahrtanlage gewesen. Concordia baute ohnehin ab 1927 die Fettkohle am Nordrand des Grubenfelds ab. Als Ausgleich bekam Alstaden ein Pachtfeld von Concordia mit Esskohlen. Etwa 1955 begann der Abbau von Anthrazitkohle, die ohne Brikettierung gut als Hausbrand abgesetzt werden konnte. So überlebte Alstaden das Zechensterben der 1960er Jahre. Ohne die Übernahme der Zeche durch die finanzstarke Bergwerksgesellschaft Hibernia im Jahr 1904 hätte Alstaden kaum so lange bestanden, da sofort Modernisierungen eingeleitet wurden, die später konsequent weiter liefen.
Eine Episode blieb die Förderung von Sole und das von 1884 bis 1909 betriebene Bad am Schacht 1. Ab 1909 wurde die Sole zum Bad in Mülheim-Raffelsberg geliefert. Damit endete der Badebetrieb.
Bis zum Beginn der Kohleförderung im Jahr 1859 wurde die Zeche unter dem Namen Swalmius geführt. Albert de Gruyter, der aus Venlo stammte und in Duisbrg-Ruhrort als Kaufmann arbeite war der Gründer der Zeche. Der Mädchenname seiner Frau war Swalmius.
Während der Betriebszeit gab es nur zwei Unglücke mit Toten. 1910 starben der technische Direktor und ein Fahrsteiger durch einen Wagenabsturz im Bremsberg und 1932 vier Arbeiter bei einer Pechexplosion in der Brikettfabrik.
Durch die Randlage und die relativ geringe Förderung war Alstaden ein "Familienpütt". Es waren 1000 - 1100 Bergleute tätig mit einigen Ausreißern nach oben, maximal 1545 1920. Mit der stärkeren Mechanisierung sank die Zahl der Beschäftigten bis deutlich unter 1000 in den letzten Betriebsjahren; bei der Stilllegung waren es 650. Eine solche Belegschaft konnte (nach dem Bau erster Zechenhäuser) gut aus den Familien nachwachsen. So entstand weniger Fluktuation wie bei den Großzechen weiter nördlich und man kannte einen Großteil der Kollegen.


 

Alstaden

Alstaden 1

Der Schacht 1 lag nur wenige Meter über dem Niveau der Ruhr. Schon beim Abteufen gab es eine Unterbrechung durch Hochwasser. Diese Situation blieb über Jahrzehnte bestehen. Sie endete im Jahr 1955 mit dem Bau eines 2,5 m hohen Schutzdeich. Dabei veränderte sich das bisher offene Ruhrufer. Gut erkennbar ist dies bei zwei Zechenhäusern direkt am Deich.
Vom Schacht 1 bestand eine Bahnverbindung zum Oberhausener Bahnhof von 1863 bis Mitte der 1880er Jahre. Sie wurde mit der Fertigstellung von Schacht überflüssig. Heute verläuft auf der Trasse eine Straße. Daneben gab es einen Hafen an der Ruhr, der mit Inbetriebnahme von Schacht 2 seine Funktion verlor. Von hier wurde die Kohle nach Duisburg-Ruhrort verschifft, da dort die Anbindung zum Fernhandel auf dem Rhein möglich war. Beim Deichbau verschwand das Hafenbecken. Die Pferdebahntrasse ist als Weg durch den Ruhrpark erhalten.
Nach der Inbetriebnahme von Schacht 2 war Schacht 1 noch bis 1904 in Betrieb, danach nur weiter als Wetterschacht. Das Schachthaus wurde abgerissen und durch ein kleines Befahrungsgerüst ersetzt. Der Schacht wurde 1965 aufgegeben und anschließend verfüllt. Die Halde wurde ab den 1950er Jahren abgetragen, da starke Bergsenkungen einen Vollversatz unter Tage nötig machten. Dadurch waren auch die Ruhrdeiche gefährdet. Von 1980 bis 1986 wurde der unterste Teil der Halde wegen der hohen Kohleanteile abgetragen. Es gab dagegen Protest, da dieser Bereich schon stark begrünt war. Ab 1988 gestaltete der RVR den Bereich parkähnlich um inklusive Neupflanzungen. Der Haldenrest und weitere Flächen bilden heute den Ruhrpark (erste Ansätze 1911). Nach 1945 war der Park einige Jahre als Grabeland freigegeben. Er hatte damals die Bezeichnung Stielmuspark. 1973 stellte der Bürgerverein einen Kohlenwagen und eine halbe Seilscheibe als Erinnerung an den Bergbau auf. Diese Exponate verwahrlosten langsam wie auch der gesamte Park. Seit 2018 wurde hier tatkräftig saniert und repariert. 2020 war der größte Teil der Arbeiten erledigt.
Einzige erhaltene Gebäude sind das Maschinenhaus und der ehemalige Pferdestall. Das Maschinenhaus ist mittlerweile umgebaut und kann für Veranstaltungen gemietet werden. Der Pferdestall wird in naher Zukunft mit Unterstützung der NRW-Stiftung und dem neu gegründeten Förderverein Zeche Alstaden Oberhausen e.V. ebenfalls umgebaut und kann dann vermietet werden. Ein ursprünglich geplantes Literaturcafé wird es nicht geben. Ende 2020 konnte der Verein genug Geld über eine Spendenkampagne sammeln, um Baumanpflanzungen zu finanzieren.

Alstaden 2/3

Relativ früh konzentrierten sich die Aktivitäten der Zeche am Standort Schacht 2/3, da hier auch die bauwürdigen Flöze anstanden und der Eisenbahnanschluss gegeben war. Ab 1936 war der neue Schacht 3 der Förderschacht, Schacht 2 wurde Seilfahrt- und Materialschacht. Von da an lag die Förderung immer bei etwa 300000 t/a. Ende 1972 wurde die Anlage stillgelegt. Die Brikettfabrik lief am 31. März 1973 aus. Danach wurden alle Anlagen abgerissen und die Schächte verfüllt. Die in der Ruhraue gelegene Halde wurde nach der Stilllegung von der Stadt Oberhausen gekauft und geriet bei Erkundungsbohrungen in Brand. Es entzündete sich Feinkohle, die früher als unbrauchbar abgekippt wurde. Der entstandene Schwelbrand bestand jahrelang. Zum Schutz der Ruhr wurde daher ein Ringdeich um die Halde gelegt, da schädliche Stoffe durch Niederschläge ausgewaschen wurden. Die Halde musste letzlich wegen der Rauchgase abgetragen werden. Auch die an der Halde vorbei laufende A3 wurde immer wieder "eingenebelt". Innnerhalb von elf Jhren wurden 3,5 Mio. t Haldenmaterial abtransportiert, per LKW und Schiff, wobei ein Lastkahn ausbrannte. Heute befindet sich dort ein Feuchtbiotop.
Das ehemalige Zechengelände ist zum größten Teil mit Wohnhäusern überbaut, da wegen der fehlenden Kokerei keine Altlasten anfielen. Start war 1982. Trotz einiger Skeptiker hat sich die neue Siedlung gut entwickelt. Vieles konnte von den Bauherren inEigenleistung erstellt werden. Eine besondere Bebauung ist eine langgezogene Häuserreihe die als "Große Mauer" bezeichnet wurde (ein Projekt des Deutschen Werkbund, ein aus der Reformbewegeung zu Beginn des 20. Jahrhunderts endstandener Zusammenschluss von Künstlern, Architekten und Unternehmern).
Die beiden mit Protegohauben versehenen Schächte waren lange eingezäunt und liegen in einem Grünbereich im Zentrum der Bebauung. Nach der Sanierung der Schachtköpfe im Jahr 2020 sind dort die neuen Hauben frei zugänglich. Die Schachtverfüllung wurde etwa bis 80 m Tiefe entfernt und durch Beton ersetzt. Die Protegohaube neben dem Spielplatz wird eingegrünt damit spielende Kinder nicht versehentlich mit dem Rohr oder den Armaturen zusammenstossen.
Informationen zu aktuellen Ereignissen im Stadtteils bietet ein kostenlos verteiltes Mitteilungsblatt (vierteljährlich) des Bürgerring Oberhausen-Alstaden an.
Die Briketts von Alstaden waren eiförmig mit einer Rille. Sie wurden recht prosaisch bei den Kohlehändlern beworben. Der fünfte Werbesatz ist fast schon Satire, wenn man dabei an Hühnerhaltung denkt. Abgesetzt wurden sie auch in den Niederlanden (s.u.). Der Werbespruch mit den Hühnern (!) lautet: Eierkohlen "Alstaden" sind immer etwas sparsamer!

Übersicht Schachtdaten

Schacht Teufbeginn Inbetriebnahme Stilllegung max. Teufe (m) Brikettfabrik
1 1855 1859 1904 510  
2 1873 1875 1972 648 1904 -1973
3 1924 1933 1972 648  


maximale Förderung 382174 t 1970
durchschnittlich 200000 - 300000 t/a


Durch die Lage von Alstaden in der alten Herrschaft Broich fielen Abgaben an die Grafen an. Diese vom Regalrecht stammende Regelung stellte eine finanzielle Belastung dar, da sie 10 % der Förderung ausmachte. Davon profitierten die Landgrafen von Hessen-Darmstadt, denen die Herrschaft Broich gehörte. Normalerweise gingen die Zehntrechte durch Verkauf an den preussischen Staat. Hier gab es 1845 wegen fehlender Erben und zögerlichem Verhalten von König Friedrich Wilhelm IV eine Besonderheit. Die Mülheimer Kaufleute Max Troost und Heinrich Coupienne kauften den Zehnten und verlangten von den betroffenen Zechen nach längerem Streit 5 - 5 1/2 % der Bruttoeinnahmen. Der Betrag wurde in Form von Kohle eingefordert. Dieser Zustand konnte erst mit der Unternehmensänderung im Jahr 1869 zur Alstadener Actien-Gesellschaft für Bergbau beendet werden, die eine bessere finanzielle Basis hatte. 1871 kaufte sie sich mit 435000 Talern von der Zehntpflicht frei.


Alstaden 1
Schachthaus von Schacht Alstaden 1 in den 1860er Jahren
Alstaden 1
Alstaden 1 in den 1950er Jahren
Alstaden 1
Zugang Alstaden 1 im Jahr 1913
Alstaden 1
Zugang Alstaden 1 im Jahr 1913
Alstaden 1
Zufahrt Schacht 1 im Jahr 2013
Alstaden 1
Reste von Schacht 1 im Jahr 2014
Alstaden 1
Umbauarbeiten am Schacht 1 im Jahr 2016

Umbauarbeiten am Schacht 1 im Jahr 2016
Alstaden 1
Zechentor mit Baustellenschild im Jahr 2016

Baustellenschild
Alstaden 1
Buarbeiten am Schacht 1 im Jahr 2016

Bauarbeiten am Schacht 1 im Jahr 2016
Alstaden 1
Bauzustand im Jahr 2020 Pferdestall

Bauzustand im Jahr 2020 Maschinenhaus
Alstaden 1
Halde Alstaden 1 im Jahr 2015
Alstaden 1
Zechenmauer Alstaden 1 im Jahr 2015
Alstaden 1
Plan deHalde im Jahr 2013, etwas in die Jahre gekommen
Alstaden 1
Kohlewagen als Denkmal ...
Alstaden 1
... und Seilscheibe im Jahr 2015
Alstaden 1
Infotafel am Kohlewagen
Alstaden 1
Infotafel an der Seilscheibe
Alstaden 2/3
Schacht Alstaden 2 um 1955 mit Landabsatz
Alstaden 2/3
Schacht Alstaden 2 um 1955 von der anderen Seite
Alstaden 2/3
Schacht Alstaden 2 im Jahr 2015
Alstaden 2/3
Schacht Alstaden 2 im Jahr 2015
Alstaden 2/3
Schacht Alstaden 2 im Jahr 2020
Alstaden 2/3
Schacht Alstaden 3 im Jahr 1958
Alstaden 2/3
Schacht Alstaden 3 im Jahr 2015
Alstaden 2/3
Schacht Alstaden 3 im Jahr 2015
Alstaden 2/3
Schacht Alstaden 3 im Jahr 2015
Alstaden 1
Schacht Alstaden 3 im Jahr 2020
Alstaden 1
Alstaden 2/3 im Jahr 1955
Alstaden 1
Alstaden 2/3 im Jahr 1958 mit dem neuen Deich
Alstaden 2/3
Neubebauung auf dem Zechengelände
Alstaden 2/3
Neubebauung auf dem Zechengelände
Alstaden 2/3
Zugang von der Behrensstraße zum Park an den Schächten
Alstaden 2/3
Hhäuser der Zechensiedlung im Jahr 2015
Alstaden 2/3
Ältere Zechenhäuser am Schutzdeich im Jahr 2015
Alstaden 2/3
Zugewachsene Trasse des Anschlussgleises im Jahr 2015
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Werbung für Eierbriketts (Handel)
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Werbung aus Enschede: Sind immer etwas sparsamer!

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