Vor dem Tiefbau bestanden eine Reihe von Stollen im Bereich des Grubenfelds. Diese hatten schon die
Bezeichnung Wiesche. Die früheste Nennung ist ein "Kohlberg" von 1781 (In der Wieschen) und bezieht sich wohl auf eine
Flurbezeichnung zwischen den heutigen Straßen Buggenbrecht und Gracht, wo sich Wiesen und Weiden lagen.
1822 wurde der Wiescher Tiefer Stolln angesetzt. Er ist der im Niveau tiefste aller Stollen im Ruhrgebiet (+31 m NN), da er
am westlichen Rand des nicht überdeckten Karbons liegt. Der Vortrieb wurde schon früh gestundet und nur noch 1825 der Bereich
des Stollenmundlochs ausgemauert. Dieses lag nahe der Friedrich Wilhelms-Hütte und ist heute überbaut. Der Stollen sollte
das Wasser der weiter östlich gelegenen Zechen abführen. Ab 1828 wurde er als Wiescher Erbstollen weiter vorgetrieben.
Er löste ab 1837 die Zechen Kinderberg, Leybank und Wiesche. Bei 2379 m ab Mundloch hatte er den Schacht Friedrich von Wiesche
erreicht. Bis 1839 soll der Stollen noch bis auf Essener Gebiet vorgetrieben worden sein. Dies erscheint unwahrscheinlich, da
die in neun Jahren erreichte Länge innerhalb von nur zwei Jahren erreicht worden wäre und auch dann noch nicht bis Essen gereicht
hätte. Danach endete der Vortrieb und 1857 war die Verleihung erloschen.
Als Broicher Erbstollen wurde ab 1862 ein Teilstück bis 1869 wieder aufgewältigt. Bei 2100 m endete diese Phase im selben Jahr.
Genutzt wurde der Stollen hauptsächlich zum Eisensteinabbau durch die Erzgrube Eisenstein. Kohle fiel als Nebenprodukt an (1866
938 t und 1867 unter 50 t). Nach dieser Betriebsphase wurde der Stollen nicht mehr genutzt, weil diese Technik überholt war. Das
Grubenwasser wurde jetzt mit Hilfe von Dampfmaschinen gehoben.
Die Zeche Wiesche arbeitete ab 1730 mit den Nachbarzechen Kinderberg, Leybank, Schökenbank und Sellerbecker Stollen zeitweise
bei Förderung und Streckenvortrieb zusammen. Ab 1809 wurde 13 Jahren nach der neuen Belehnung
der Tiefbau aufgenommen. Dieser scheint gut angelaufen zu sein. 1828 war die Zeche mit 130 t/Tag die größte im Ruhrgebiet und
gehörte für einige Jahre zu den Großzechen. Sie entwickelte sich danach zu einer mittelgroßen Zeche unter der Übernahme
kleinerer Betriebe. 1909 wurde das Grubenfeld der Zeche Sellerbeck übernommen, 1931 die Zeche Humboldt. Die Selbständigkeit endete
1952 mit dem Verbund zu Rosenblumendelle/Wiesche.
Während der Betriebszeit kam es wiederholt zu Wassereinbrüchen, wobei die 8. Sohle ab 1888 für zwei Jahre absoff. Es ereigneten sich
einige größere Unglücke. 1860 ertranken drei Bergleute bei einem Standwassereinbruch, 1895 starben drei Bergleute bei einer
Schlagwetterexplosion, 1914 vier beim Absturz eines Förderkorbs und drei 1937 durch giftige Gase.
Von 1851 bis 1898 wurde nach einer Konsolidation der Betrieb als Vereinigte Wiesche geführt. Die (bekannten) beteiligten kleinen
Zechen waren:
Wahrscheinlich schon im 18. Jahrhundert zeitweiliger Abbau. Nach 1851 wurde noch etwa ein Jahrzehnt über der Stollensohle Kohle gewonnen, wozu 1861 ein acht Meter tiefer Schacht geteuft wurde. Für die Zeit danach fehlen Belege.
Von 1731 bis 1820 bestand ein Betrieb, der bis zu 38 Beschäftigte hatte (1811/1813). Ob diese alle produktiv tätig waren erscheint fraglich. Möglichweise waren viele bei der Wasserförderung mit Handpumpen eingesetzt, da in Mülheim der Abbau im Unterwerk stark verbreitet war.
Auch dieser Stollenbetrieb bestand schon im 17. Jahrhundert als Dickebängsken. 1814 kam es zur Konsolidation mit vielen kleinen Betrieben zu Leybank. Bis 1841 lief ein Betrieb. 1844 wurde ein Längenfeld verliehen, in dem bis zu einer Länge von ca. zwei km hauptsächlich das Flöz Dickebank abgebaut wurde. Da im Flöz auch Kohleneisenstein auftrat wurden Erz und Kohle aus zwei getrennten Schächten gefördert. Da der Förderstollen schnell verbrach erfolgte die Förderung eine Zeit lang aus kleinen Haspelschächten. 1851 kam es zur Konsolidation mit der Zeche Wiesche.
Die an der Konsolidation beteiligten Stollenzechen waren:
Wahrscheinlich im 18. Jahrhundert zeitweiliger Betrieb - keine Belege bekannt.
Im 18. Jahrhundert zeitweiliger Betrieb und wieder ab 1839.
Im 18. Jahrhundert zeitweiliger Betrieb. Ab 1810 wurden einige Schächte geteuft und mit sechs bis 17 Bergleuten gearbeitet. Bis 1826 lief dieser sehr unregelmäßig. Danach lag der Stollen still.
Wird 1839 erwähnt und war wohl ab 1846 in Betrieb.
Die Zeche übernahm 1846 den Schacht Vereinigung von Wiesche. Von 1851 bis etwa 1875 baute sie mit Hilfe des Schachts die Vorräte über der Stollensohle ab. Die Restberechtsame ging 1896 auf Wiesche über. Der Schacht hatte auch die Bezeichnung "Alter Schacht".
Schacht | Teufbeginn | Inbetriebnahme | Stilllegung | max. Teufe (m) | Brikettfabrik |
Friedrich | 1809 | 1811 | 1880 | 207 | |
Wilhelmine | 1814 | 1816 | vor 1870 | 136 | |
Schacht 1 (Emilie) | 1828 | 1830 | 1960 | 551 | 1861 - 1953 |
Vereinigung | 1842 | 1842 | 1879 | 132 | |
Leybank | ab 1851 | 1880 | |||
W 3 (Velau) | 1870 | 1870 | 1924 | 55 | |
W 4 | 1895 | 1895 | 1924 | 44 t + 600 | |
Schacht 2 | 1896 | 1898 | 1960 | 774 | |
W Nord | 1901 | 1901 | |||
Christian | ab 1909 | 1949 | |||
Franz | ab 1931 |
maximale Förderung 519118 t 1934 (mit Humboldt)
durchschnittlich 200000 - 330000 t/a
Der Wetterschacht 4 wurde im oberen Teil tonnlägig (schräg) abgeteuft und ab 44 m weitere 600 m im
Flöz (Abhauen) verlängert. Die Seigerteufe (Senkrechte) war somit geringer. Als weitere Wetterschächte wurden der Schacht
Christian von Sellerbeck und der Schacht Franz von Humboldt übernommen.
Wegen der überalterten Betriebsanlagen (vor allem unter Tage) hatte die Zeche bis zur Modernisierung durch den MBV in der
Bevölkerung den Beinamen "Elend".