Zeche Rheinland - Friedrich Heinrich/Rheinland

1971 bis 1993 - 1993 bis 2002


Übersicht Rheinland


Mit fortschreitender Rationalisierung und dem Auslaufen der Nachbarzechen wurde eine umfassende Neuordnung der bestehenden Anlagen am linken Niederrhein nötig, um die noch anstehenden Kohlenvorräte abzubauen. Das Resultat war das Bergwerk Rheinland. Der Restbetrieb von Rheinpreussen und die eigenständige Anlage Pattberg wurden mit der Zeche Rossenray zusammengelegt. Es entstand das größte Bergwerk Europas. Mit 5.267615 t wurde auch die höchste je im Ruhrbergbau erzielte Jahresförderung erreicht. Dies entspricht etwa der Menge, die um 1860 im gesamten Ruhrgebiet in einem Jahr gefördert wurde. 1981 umfasste die Berechtsame 160 km², wovon 33 im Abbau und 65 stillgelegt waren. Der Name Rheinland war schon einmal von 1919 - 1927 für den Abbaubetrieb der Schächte Rheinpreußen 5/6 benutzt worden vor der Umbenennung in Pattberg.
1995 wurden in einem Höchstleistungsstreb täglich bis zu 12000 t Kohle gefördert. Das allein entspricht der Förderung einer Großzeche. Die Anlage wurde nach ihrer Lage in der Gemarkung Rossenray benannt.


Rossenray 1/2
Schon 1909 begannen erste Vorarbeiten für das Abteufen der Rossenrayschächte durch die Rheinischen Stahlwerke. Der damalige Schachtansatzpunkt lag etwa 600 m nordwestlich von der späteren Anlage genau über einer Störung (Binsheimer Sprung). Die Arbeiten wurden 1911 wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten eingestellt. 1927 kaufte die Frankfurter Gasgesellschaft das Grubenfeld, entwickelte aber keine weiteren Aktivitäten. Angedacht war wohl eine eigene Kohlenbasis für das Gaswerk am neuen Frankfurter Hafen. 1937 fand der Besitzerwechsel zur Friedrich Krupp AG statt. Diese begann mit dem Abteufen. Wegen des 2.Weltkriegs wurden die Arbeiten 1945 eingestellt und 1954 wieder aufgenommen. Trotz der beginnenden Bergbaukrise sollte ein modernes Anschlussbergwerk mit drei Schächten entstehen. Erst 1962 konnte die Zeche Rossenray in Betrieb gehen. Sie erreichte nie ihre volle Leistungfähigkeit, da sie vor einem entsprechenden Ausbau 1970 nach nur acht Jahren Eigenständigkeit im Verbundbergwerk Rheinland aufging.
1997 wurde der Schacht 1 zu einem Multifunktionsschacht umgebaut. Der neue Förderkorb war 3,8 m lang und 1,6 breit. Darin konnten auf zwei Etagen jeweils bis zu 10 m lange Teile hochkant transportiert werden, insgesamt 20 t maximal. Auf der unteren Etage war auch die bis dahin nicht gegebene Personalfahrt (bis zu 30 Personen) möglich. Der im vergleich zu Rossenray ungünstig gelegene Schacht Hörstgen der Zeche Friedrich Heinrich konnte als Materialschacht aufgegeben werden und war danach nur noch Luftschacht.
Über Schacht 2 stand ein dreibeiniges Strebengerüst in Stahlkastenbauweise. Bemerkenswert ist das ungewöhnliche Turmfördergerüst über Schacht 1 aus Stahlbeton. Es hatte die Form eines umgedrehten Kreuzes und war 114 m hoch. Der Turm war längere Zeit mit einer Lichtinstallation ("Yellow Marker" von Mischa Kuball) versehen und bildete den sog. "Westpol" der Landmarken-Kunst, dessen Gegenstück im Osten der Förderturm von Schacht 4 der Zeche Königsborn in Unna bildete. Die Landmarken-Kunst bildet einen Teilbereich der "Route der Industriekultur". Dabei sind die Landmarken auf den Halden die auffälligsten und meistbesuchten. Auf der früheren Haldenfläche wird Kies und Sand aus einem in der Nähe liegenden Baggersee vor dem Verkauf sortiert und gelagert.
1969 wurden 1.096108 t Kohle gefördert. 1966 starben bei einer Schlagwetterexplosion 16 Bergleute.

Rheinberg
Der Schacht Rheinberg wurde als Wetterschacht für das Nordfeld von Rossenray und das Feld Binsheim der Zeche Walsum abgeteuft, aber nicht mehr genutzt. 1993 wurden alle anderen noch betriebenen linksrheinischen Zechenanlagennlagen an das Bergwerk Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort angeschlossen. Der Schacht Rheinberg wurde von der Zeche Walsum auf der rechten Rheinseite übernommen, deren Baufeld hier den Rhein überschritt.
Das einfache Befahrungsgerüst war 2015 noch vorhanden. Größere Betriebsgebäude existierten nicht.

Übersicht Schachtdaten

Schacht Teufbeginn Inbetriebnahme Stilllegung max. Teufe (m)
Rossenray 1 1955 1962 2013 1007
Rossenray 2 1957 1966 2013 892
Rheinpreußen 4 ab 1971   verfüllt 1991  
Rheinpreußen 5 ab 1971   verfüllt 1988  
Rheinpreußen 6 ab 1971   verfüllt 1994  
Rheinpreußen 7 ab 1971   verfüllt 1997  
Rheinpreußen 8 ab 1971   1994 Abgabe an Walsum  
Rheinpreußen 9 ab 1971   1994 Abgabe an Walsum  
Rheinberg 1987 1993 1993 Abgabe an Walsum 1140
Friedrich Heinrich 1 ab 1993   2002 Bergwerk West  
Friedrich Heinrich 2 ab 1993   2002 Bergwerk West  
Friedrich Heinrich 3 ab 1993   2002 Bergwerk West  
Friedrich Heinrich 4 ab 1993   2002 Bergwerk West  


maximale Förderung Rheinland 5.267615 t 1975
durchschnittlich 4 - 5 Mio. t/a
maximale Förderung Friedrich Heinrich/Rheinland 4.174394 t 1993
durchschnittlich 3 - 4 Mio. t/a


Anfang 2020 begannen die Abbrucharbeiten am Schacht Rossenray 1. Hier wird ein vorher noch nicht erprobtes Verfgahren angewendet. Der Schacht hat die Grundmaße von 16 x 23 Metern. Am Boden wurde ein 21 Tonnen schwerer und 6 x 7,5 Meter großer Käfig mit Stahlplattform angefertigt und darin ein 26 t schwerer Meißelbagger fixiet. Ein knapp 600 Tonnen schwerer Raupenkran hiefte den Käfig auf das Dach des Förderturms. Die Belastung wird durch die Befestigung des Käfigs am Kran auf einen minimalen Wert reduziert. Dann erfolgte der schrittweise Rückbau in einer festgelegten Reihenfolge, bei der die Wände um einige Meter „abknabbert“ wurden, bis der Boden der Fördermaschinenhalle auf 87,5 Meter erreicht war. Anschließend wurde die Fördermaschine von dem Raupenkran aus dem Turm gehoben. Danach ging der Abbruch Meter für Meter mit dem hängenden Meißelbagger bis auf die Höhe von 70 Metern weiter. Bis hier befanden sich kaum Einbauten, da nur Platz für die Skipgefäße mit einem Sicherheitsabstand bei möglichem Übertreiben (Überschreiten der vorgesehenen höchsten Position) benötigt wurde. Die Außenwände und Treppenhäuser schaffte der Bagger.
Danach wurde der Rückbau bis zum Boden mit dem normalen Seilbagger und einer Abrissbirne fortgesetzt. Die massivere Bauweise der Kohleaufbereitung (z.B. Kohlebunker) erfordert rabiatere Methoden. Ende 2020 soll der Abriss beendet sein. Danach kann das Gelände wie vorgesehen für Gewerbe- und Logistikbetriebe aufbereitet werden.
Die Abbrucharbeiten dokumentiert eine Fotostrecke, die sukzessive erweitert wird. Die Fotos wurden mir freundlicherweise von Thomas Depta zur Verfügung gestellt. Es wird deutlich wie stark die langsam verschwindende Landmarke für das Umfeld prägend war.


Rossenray 1
Rossenray Schacht 1 "Westkreuz" im Jahr 2015
Rossenray 1
Rossenray Schacht 1 im Jahr 2018
Rossenray 1
Rossenray Schacht 1 im Jahr 2018
Rossenray 2
Rossenray Schacht 2 Jahr 2015
Rossenray 2
Rossenray Schacht 2 Jahr 2019
Rossenray 2
Rossenray Schacht 2 mit Methanverwertung
Rossenray 1/2
Rossenray Schacht 1/2 Jahr 2015
Rossenray 1/2
Rossenray Schacht 1/2 Jahr 2015
Rossenray 1/2
Lagerplatz für Sand und Kies
Rheinberg
Schacht Rheinberg im Jahr 2015
Rheinberg
Schacht Rheinberg Jahr 2015

Abriss Schacht 1 2019/2020

Rossenray 1
Beginn der Arbeiten im Oktober 2019 mit der Abrissbirne
Rossenray 1
Als erstes wird der Riegel der ...
Rossenray 1
... Kohlenaufbereitung "zerdeppert"
Rossenray 1
Noch ist die bisherige Landmarke gut zu erkennen
Rossenray 1
Anfang November ...
Rossenray 1
... ist dieser ...
Rossenray 1
... Turmteil Geschichte
Rossenray 1
Die letzten Teile der Trägerkonstuktion im Dezember
Rossenray 1
Kurz vor Weihnachten steht nur noch der Turm
Rossenray 1
Im Januar 2020 beginnt die "Knabberphase"
Rossenray 1
Die Zange des im Arbeitskäfig fixierten Baggers
Rossenray 1
Der Raupenkran für den täglichen Trans- port auf den Turm
Rossenray 1
Anfang Februar ist die Spitze des Turms nicht mehr intakt
Rossenray 1
Nach und nach ...
Rossenray 1
... die Seitenwände ...
Rossenray 1
... von oben zerlegt
Rossenray 1
Der anfallende Schrott wird bis erstmal zwischengelagert
Rossenray 1
Anfang April ist die Ebene der Förder- maschine erreicht
Rossenray 1
Die Seitenwände ...
Rossenray 1
... werden rundherum
Rossenray 1
... zu Schutt zerlegt.
Rossenray 1
Am 4. April steht noch eine Ecke
Rossenray 1
Bis kurz vor Ostern ...
Rossenray 1
... ändert sich optisch wenig
Rossenray 1
Massive Betonteile wurden am Stück abgebaut
Rossenray 1
Es wurde eine riesige Menge an Armie- rungsstahl verbaut
Rossenray 1
Mitte April ist die Fördermaschinenebene fast verschwunden
Rossenray 1
Die Landmarke schrumpft weiter

Die folgenden Bilder zeigen u.a. die Arbeitsweise beim Abbruch. Neben dem Baggerführer im Arbeitskorb ist immer ein zweites Team vorhanden. Es benutzt einen Fahrkorb, der auch bei Nachverfüllarbeiten an Schachtköpfen eingesetzt wird. Deshalb ist er überdacht falls trotz aller Vorsicht ein Gegenstand in die bis etwa auf 30 m Teufe ausgeräumte Schachtröhre fällt. Offensichtlich ist auch eine Berieselung mit Wasser bei starker Staubentwicklung vorgesehen.
Die an der Kante des Turm erkennbare Leiste gehörte als Westpol zu der Lichtinszenierung (gelbe Lichtbänder an den Kanten der Gebäude) von Mischa Kuball. Der Ostpol war der Schacht 4 von Königsborn in Bönen. Zu den Installationen insgesamt gibt es mehr Infos auf Landmarken bei Wikipedia.


Rossenray 1
Der Antrieb der Fördermaschine - nur noch Schrott
Rossenray 1
Schrotthaufen mit Abbruchmeissel und Knabberzange
Rossenray 1
Arbeit des Baggers auf der "Turmspitze"
Rossenray 1
Arbeit des Baggers auf der "Turmspitze"
Rossenray 1
Arbeit des Baggers auf der "Turmspitze"
Rossenray 1
Das eingesetzte Material sauber auufgereiht
Rossenray 1
Gegen Maiende kommt die Abrissbirne zum Einsatz
Rossenray 1
Meissel ...
Rossenray 1
... Knabberzange ...
Rossenray 1
... und Bagger gehen in den Ruhestand
Rossenray 1
Mit dem Erreichen der Aufbereitung wird der Schrottberg größer
Rossenray 1
Zum letzten mal ist die saubere Abrisskante zu sehen
Rossenray 1
Die oberste Ebene der Kohleaufbereitung ist erreicht
Rossenray 1
Der nicht mehr benötigte Kran wird abtransportiert
Rossenray 1
Im Juni wird nur noch mit der Abrissbirne gearbeitet
Rossenray 1
Jetzt wird das Innenleben des Turms sichtbar
Rossenray 1
Der Bagger hätte hier kaum etwas bewirken können
Rossenray 1
Verleichsweise schneller Abrissfortschritt
Rossenray 1
Bis Ende ...
Rossenray 1
... Juni ...
Rossenray 1
... ist die ...
Rossenray 1
... die Ebene des ...
Rossenray 1
... des ehemaligen Querriegels erreicht
Rossenray 1
Anfang Juli ist sind wieder ein paar Meter "weggeballert"
Rossenray 1
Es ist deutlich erkennbar ...
Rossenray 1
... warum hier die Abrissbirne eingesetzt wird
Rossenray 1
Mitte Juli ist nur noch ein Torso vorhanden
Rossenray 1
Die Reste der Skip- entladestelle liegen jetzt frei
Rossenray 1
Die frühere Landmarke ist fast verschwunden
Rossenray 1
Gesondert gelagerte Teile, evtl. verwertbar?
Rossenray 1
Fast surreale Technikreste
Rossenray 1
Garantie für die Hand- entrostung ist schon lange abgelaufen
Rossenray 1
Der Schrotthaufen wächst jetzt deutlich
Rossenray 1
Ende Juli ist ...
Rossenray 1
... die Abrissbirne ...
Rossenray 1
... noch immer im Ein- satz, letzte Reste des Führungsgerüsts
Rossenray 1
Die frühere Landmarke überragt gerade noch die Baumkronen
Rossenray 1
Der Spalt im Beton markiert ...
Rossenray 1
... das Ende der Arbeit mit der Anrissbirne
Rossenray 1
Anfang August steht nur noch ein Stumpf
Rossenray 1
Die großen Schrotteile werden für den Transport zerlegt
Rossenray 1
Mitte August ...
Rossenray 1
... steht nur noch ...
Rossenray 1
... ein Wandrest
Rossenray 1
Aus dem Schutthaufen ragt der Rest der Führungsgerüsts
Rossenray 1
Die frühere Landmarke existiert nicht mehr
Rossenray 1
Eine Woche später ist nur noch ein Schutthaufen übrig
Rossenray 1
Das war's.

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