Werne in Werne

1899 - 1975


Übersicht Werne


Die Zeche Werne war die erste Zeche nördlich der Lippe. Ihren Namen erhielt sie nach dem gleichnamigen Ackerbürgerstädtchen. Dieses hat sich in der Altstadt mit seiner jahrhundertealten Bausubstanz (viel Fachwerk) seinen ursprünglichen Charakter erhalten und zeigt anschaulich, wie sich die kleinen Städte im östlichen Ruhrgebiet vor der Industrialisierung präsentierten. Erstmal erwähnt wurde Werne schon um das Jahr 800.
Die Zeche lag südlich der heutigen Innenstadt und prägte wegen ihrer relativ kleinen Betriebsflächen das Stadtbild nicht sehr stark. Die Zechenkolonie lag anfangs noch getrennt östlich der Altstadt. Inzwischen sind alle früheren Freiflächen bebaut. Die erhoffte Entwicklung zu einer Großzeche blieb aus, da die Lagerung der Flöze insgeamt stark gestört war. Eine Besserung der angespannten Lage brachte die Übernahme durch den Klöcknerkonzern im Jahr 1923, der mit Rationalisierungen und Mechanisierung die Produktivität deutlich steigerte. Die Probleme mit der Geologie zeigt auch die Förderung, die nur im Jahr vor der Stilllegung über eine Mio. t lag, da man in den "Raubbaumodus" übergehen konnte.
Nach der Stilllegung 1975 wurden die Schächte 3 und 4 von den Zechen Königsborn und Heinrich Robert weiter genutzt.
1903 starben bei einer Schlagwetterexplosion drei Bergleute.


Werne-1/2
1899 begann das Abteufen der Schächte 1 und 2. 1902 konnte die Förderung aufgenommen werden. Doch schnell traten (auch wegen der exponierten Lage) Probleme mit Methan und Wasserzuflüssen auf. 1905 musste das nördliche Grubenfeld wegen Wasserhaltungproblemen abgedämmt werden. Im selben es zu eienm Grubenbrand, dessen Folgen über Tage zu einer Explosion führten (s.u.). Aufgrund der Zerstörung der Ventilatoren und angrenzender Gebäude wurden 1200 der damals 1800 Bergleute entlassen. Erst 1907 konnte der Betrieb wieder anlaufen.
1915 mußte das Westfeld wegen eines Brandes abgedämmt werden. Das Problem der gestörten Lagerverhältnisse und damit verbundener Wassereinbrüche versuchte man mit dem Abbau in größerer Tiefe zu lösen. Die dazu 1910 angesetzte 4. Sohle in 999 m Teufe wurde schon 1922 aufgegeben. Man konzentrierte den Abbau danach auf die 2. Sohle in 730 m Teufe.
Heute sind die meisten nicht für Förderung und Kohleaufbereitung benötigten Zechenbauten noch erhalten und werden gewerblich genutzt. Die 1979 verfüllten Schächte 1 und 2 sind eingezäunt. Am Schacht 1 stehen zwei kleine Protegohauben, die wohl eher als Gasbrunnen für die ehemaligen Luftkanäle und Wagenumläufe im Schachtumfeld gedacht sind. Schacht 2 ist mit einer Tafel markiert. Im Verwaltungsgebäude sitzt die Prof. Dr. Multhaup Industrieliegenschaften GmbH, die das Zechengelände zu einem Gewerbestandort entwickelt. Bis 1992 betrieb die RAG noch die Abteilung Zentrale Dienste, die für die umliegenden Schachtanlagen u.a. Betriebsmittel bereitstellte und Reparaturen/Wartungen durchführte.

Werne-3
Der Schacht 3 in Berkamen-Rünthe wurde ab 1912 geteuft und alle für eine selbständige Anlage nötigen Einrichtungen. Hier waren die Flöze flacher und regelmäßiger gelagert und dazu mächtiger als am Schacht 1/2. Wegen des 1. Weltkriegs verzögerte sich der komplette Ausbau, der erst nach der Angliederung an den Klöcknerkonzern erfolgte. Die Förderung wurde 1915 aufgenommen. Die Weltwirtschaftskrise bedeutete 1930 das Ende des Betriebs. Bis kurz vor dem 2. Weltkrieg blieben nur noch das Fördergerüst mit der Schachthalle stehen. Die noch nutzbaren Gebäude wie die Kohlenwäsche wurden zu Getreidespeichern umgebaut. Von 1946 bis 1960 lebte die Seilfahrt wieder auf, da die Anfahrt unter Tage zu den Abbaubetrieben von hier aus viel kürzer waren als von der Anlage 1/2. Als Wetterschacht blieb Schacht 3 auch nach der Übernahme durch Neu-Monopol in Betrieb. Dazu kam noch die Wasserhaltung für die das alte Föedergerüst durch eine Befahrungsanlage ersetzt wurde. Seit 1935 wurde von hier das Werner Freibad mit Sohle beliefert.
Heute befindet sich im Obergeschoß der Waschkaue das "Begegnungszentrum Schacht III". Das Untergeschoß nutzt eine Behindertenwerkstatt des Ev. Perthes-Werke e.V. in Münster. In der Kohlenwäsche und einem daneben liegenden Werkstattgebäude befinden sich das Silo und Abfüllanlagen eines Futtermittelherstellers. Am Schacht wird das anfallende Methan in einem Blockheizkraftwerk verwertet.

Werne-4
Von 1954 bis 1956 wurde der Schacht 4 abgeteuft. Er hatte ein kleines gemauertes Turmfördergerüst und nur die für die Bewetterung nötigen Einrichtungen. Nach der Stillegung wurden alle Gebäude abgerissen und der Schacht 1980 verfüllt. Nur noch ein Schild mit den Schachtdaten erinnert an den Schacht.

Explosionsunglück 1906

Explosion 1906

Explosion 1906
Wegen offensichtlichen Problemen in der neuen Elektrozentrale kam es 1906 zu einer Explosion. Ihre Folgen wurden durch die durchaus moderne Zentrale vergrößert. Üblich waren mehrere kleine Hallen. Auslöser war ein Grubenbrand am 26. November im östliche Feld, der nur durch ein Brandmauern abgedämmt werden konnte. Irgendwann erlosch ein solcher Brand. Der Grubenlüfter am ausziehenden Schacht wurde ausgeschaltet, da der natürliche Wetterzug für das nun deutlich kleinere Baufeld ausreichte. Die Schachtklappen wurden dazu geöffnet. 700 Bergleute verloren ihren Arbeitsplatz. Auch die im Aufbau befindliche Kokerei war bedroht, da die Versorgung mit Kokskohle auszufallen drohte.
Am 5. Dezember entschloss man sich zum Öffnen der Dämme. Der Wetterstrom sollte dabei sofort voll wieder einsetzen. Ein allmähliches Hochfahren wurde wegen des möglichweise entstehenden explosiven Luft-Methan-Gemischs verworfen. Erst wenn der Ventilator wieder voll arbeitete sollten die Schachtklappen geschlossen werden. Die Zugangstüren im Keller der Maschinenhalle waren wie üblich verschlossen. Sicherheitshalben waren alle Glühbirnen in Schachtnähe entfernt worden. Zunächst gab es eine Störung beim Anlaufen des Ventilators, da eine Klemme nicht richtig angezogen war. Wie vorgesehen wurden die Klappen im Ventilator langsam geöffnet und die Schachtklappen nach der vollen Leistungaufnahme des Motors geschlossen. Nach weniger als zwei Minuten zertstörte eine Explosion beide Ventilatoren. Der in der Maschinenhalle arbeitende Elektroingenieur bemerkte nur eine Staubwolke und stellte einen neben dem Ventilator stehenden Kompressor ab. Gleichzeitig ging eine 1000 PS starke Dampfmaschine als Antrieb für einen Drehstromdynamo durch, wobei das Schwungrad zerbrach und weitere Zerstörungen bewirkte, unter anderem am Hallendach und den Wänden. Hier hatte ein Trümmerteil den mechanischen Fliehkraftregler getroffen, der dadurch ausfiel und die Drehzahl stetig zunahm. Trümmerteile gingen auf dem Zechengelände nieder und verursachten kleinere Schäden. Durch herunterfallende Dachteile wurden einige Maschinen stark beschädigt. Zufällig wurde niemand verletzt. Die Ursache der Explosion blieb unklar. Weder konnte eine Methangasexplosion unter Tage oder im Schacht nachgewiesen werde, da alle üblichen Hinweise fehlten, noch Funkenschlag oder mechanische Probleme am Motor des Ventilators. Einzig unstrittig war eine Explosion über Tage, die bis zu 450 m Tiefe die meisten Einbauten im Schacht zerstörte. Die Druckwelle kam eindeutig von oben. Es gab nur sieben leicht Verletzte und einen Schwerverletzten.
Der beiden Pläne zeigen die Zerstörungen an der Maschinenhalle und die Fundstellen der Trümmerteile. Bei den Fotos sind einige Hinweise zu den Schäden eingefügt.

Übersicht Schachtdaten

Schacht Teufbeginn Inbetriebnahme Stilllegung max. Teufe (m) Kokerei
1 1899 1902 1975 730 1905 -1930
2 1899 1902 1975 850  
3 1912 1915 1975 975  
4 1954 1959 1975 789  


maximale Förderung 1.113302 t 1974
durchschnittlich 700000 - 900000 t/a


Der Zechenhafen lag in der Nähe von Schacht 3 am Datteln-Hamm-Kanal. Hier befindet sich heute die Marina Rünthe mit 286 Liegeplätzen, eine bei Freizeitskippern beliebte Anlegestelle.


Werne 1/2
Zeche Werne 1/2 um 1915, vorne die Ziegelei
Werne 1
Werne Schacht 1 im Jahr 2012
Werne 2
Werne Schacht 2 im Jahr 2012
Werne 2
Werne Schacht 2 im Jahr 2012
Werne 2
Schacht 2 im Jahr 2012
Ehemalige Zechenverwaltung
Ehemalige Verwaltung der Zeche Werne im Jahr 2012
Ehemalige Zechenverwaltung
Ehemalige Verwaltung der Zeche Werne im Jahr 2012
Ehemalige Zechenverwaltung
Ehemalige Verwaltung der Zeche Werne im Jahr 2012
Fördermaschinenhäuser
Fördermaschinenhallen der Zeche Werne im Jahr 2012
Fördermaschinenhäuser
Fördermaschinenhallen und Lokschuppen rechts
Schacht 3 1950
Zeche Werne Schacht 3 um das Jahr 1950
Schacht 3 Waschkaue
Kulturzentrum in der Waschkaue am Schacht 3
Kohlenwäsche
Kohlenwäsche Werne 3 im Jahr 2012 mit Methanverwertung
Methanverwertung
Detailansicht Methanverwertung
Kohlenwäsche
Einzäunung der Anlage
Methanverwertung
Zusätzliche Protegohaube neben der Methanverwertung
Schacht 4 1960
Zeche Werne Schacht 4 um das Jahr 1960
Werne 1/2
Zerstörte Lüfterhalle 1906
Werne 1/2
Zerstörte Dampfmaschine und Drehstromgenerator

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