Zeche Ewald in Herten

1872 - 2000


Übersicht Ewald


Die Zeche Ewald war die letzte aktive Zeche in Herten. Die Stadt galt lange als größte Bergbaustadt Europas. Heute versucht sie dieses Image zu ändern in Richtung Zukunftstechnologie. Der Namensgeber der Zeche war der Essener Unternehmer Ewald Hilger, einer der Mitgründer und erster Vorsitzender des Grubenvorstands. Er war auch an der Essener Actienbrauerei, der späteren Stern-Brauerei beteiligt und der Essener Maschinenbau AG Union, die auch Bergbauzulieferer war.
Die Zeche wurde anfangs im Volksmund auch Elend genannt. Wahrscheinlich waren durch die große Teufe (1884 mit 624 m tiefster Schacht im Ruhrgebiet) die Beeinträchtigungen durch Hitze hoch und wurden erst mit dem zweiten Schacht und damit besserer Bewetterung erträglicher. Ungewöhnlich für eine Großzeche war das Fehlen einer eigenen Kokerei. Die zum Verkoken geeignete Kohle ließ sich offenbar sehr gut verkaufen. Da die weit im Norden liegende Anlage Ewald Fortsetzung wohl als Kokereistandort dienen sollte wurde 1913 eine Kokerei in Betrieb genommen, um eine Quote beim Kokssyndikat zu erhalten. Auf Ewald Fortsetzung wäre das zu diesem Zeitpunkt nicht möglich gewesen. Da die Quote auf eigene Anlagen übertragen werden konnte erhielt sie Ewald Fortsetzung und die ab 1914 nicht weiter betriebene Kokerei wurde 1916 dorthin versetzt. Die Förderung von Ewald war immer hoch und lag 1900 knapp unter 1 Mio t/a und danach nur im 2. Weltkrieg darunter. Es wurden auch schon sehr früh (1910) Schüttelrutschen und Förderbänder eingesetzt. Technisch war der Betrieb immer auf neuestem Stand.
Ab 1970 begann der Verbund mit Nachbarzechen. Zunächst wurde das Ostfeld von Graf Bismarck angeschlossen. 1974 folgte die Zeche Recklinghausen. Dazu wurden die Förder- und aufbereitungsanlagen modernisiert. Eine der beiden Anlagen musste schließen. Es traf die Zeche Recklinghausen, da hier die Voraussetungen für einen Umbau ungünstiger waren. 1990 kam die zweite Hertener Zeche Schlägel & Eisen dazu, der Betrieb lief unter Ewald/Schlägel & Eisen. Ab 1997 Bestand noch ein Verbund mit der Zeche Hugo, der aber nur noch das kontrollierte Auslaufen des Gesamtbetriebs darstellte. Das Grubenfeld reichte bis nach Essen und Ewald/Hugo war der größte Förderstandort im Revier mit 4.107433 t Förderung 1998 und 3.782770 t 1999 und 16 bzw. 14 aktiven Schächten. Vergleichsweise förderten 161 Zechen 1894 zusammen 4.073400 t. Die Benennungen deuten auch auf die Abbauschwerpunkte hin, die jeweils überwiegend in den neu angeschlossenen Feldern lagen. Die eigenen Vorräte waren bis auf kleinere Bereiche erschöpft.
Als alle wirtschaftlich gewinnbaren Vorräte abgebaut waren folgte 2000 die Gesamtstilllegung, die ursprünglich für 2002 geplant war. Nach dem Beschluß von 1996, die Kohlesubventionen vorzeitig zu kürzen kam es zu zahlreichen Protesten. Als 1997 die Kohlerunde abgebrochen wurde blockierten die frustrierten Bergleute die an der Zeche vorbeilaufende A2 für mehrere Stunden.
Unglücke mit Toten waren fast nicht zu beklagen. Nur 1923 starben drei Bergleute bei einem Seilriss und 1971 sieben bei einem Strebbruch.


Ewald 1/2/7
Beim Abteufen von Schacht Ewald 1 (nach dem Bergwerksdirektor auch als Hilger bezeichnet) lag der Betrieb völlig isoliert im Emscherbruch. Selbst die erste Zechenkolonie wurde über einen Kilometer weiter nördlich beim damaligen Dorf Herten angelegt. Direkt am Zechengelände entstanden nur wenige Beamtenwohnhäuser. Diese Situation hat sich i.w. bis heute erhalten. Für den nach der Stilllegung entwickelten Gewerbepark ist dies eher positiv, da kein Interessenkonflikt mit Siedlungsflächen besteht. Die schon oben erwähnte Kokerei wurde 1916 abgerissen und zur Zeche Ewald Fortsetzung versetzt. So entfiel die sonst teure Sanierung dieser Fläche. 1910 wurden die damals neuartigen Schüttelrutschen beim Abbau eingesetzt und erste Bandförderanlagen. Dies deutet auf eine sehr früh (im Vergleich zu anderen Zechen) einsetzende Mechanisierung unter Tage hin. So sind auch die hohen Fördermengen zu erklären. Dazu kam eine überwiegend flache bis leicht geneigte Lagerung der Flöze und wenige Störungen im Gebirge. Ab 1927 kamen Schrämmmaschinen zum Einsatz. Ab 1906 wurden alle Anlagen mit der Fertigstellung des Zechenkraftwerks zügig elektifiziert, wodurch Dampf- und Druckluftleitungen eingespart wurden.
Der Schacht 7 wurde erst unter Tage zwischen der 700 m Sohle und der 800 m Sohle abgeteuft. Die Arbeiten ruhten kriegsbedingt von 1944 bis 1948. Ab 1949 wurde dann vom Tage aus der restliche Teil abgeteuft. So konnten die Betriebsabläufe früh auf den neuen Hauptförderschacht ausgerichtet werden. Viele Zechen begannen wesentlich später mit diesen Maßahmen. Dies dürfte bei der Angliederung der Zeche Recklinghhausen eine Rolle gespielt haben. Wichtig war auch die Möglichkeit zusätzliche Verlade- und Aufbereitungsanlagen zu errichten, da es reichlich Flächen dafür gab.
Das Zechengelände teilt die ehemalige Gleistrasse in zwei deutlich unterschiedliche Bereiche. Im Bereich der Schächte war eine Entwicklung zu Dienstleistungen und Veranstaltungsbereichen geplant. Bauten: Malakoffturm von 1888, Heizzentrale aus dem Jahr 1916, Schacht 2 (1928), sowie die Rasenhängebank mit Schacht 7 und das Fördermaschinenhaus Süd (beide 1954). Im Oktober 2009 eröffnete der Theaterunternehmer Christian Stratmann den RevuePalast Ruhr/Mondpalast Mondpalast in der ehemaligen Heizzentrale.
Der Förderverein Europäisches Mountainbike-Zentrum in NRW e.V. hat hier seinen Sitz seit Januar 2006. Das Trainingsgelände liegt direkt vor der Haustür - die Halde Hoheward . Ausser einem Pressefoto mit Bikern der Stadt Herten ist allerdings sonst nichts zu finden. Ausführliche Infos bietet ein Artikel auf halloherne. Mittelpunkt und Wahrzeichen des Landschaftsparks ist die 160 ha große und 152 m ü. NN hohe Halde Hoheward.
Auf der anderen Seite der Geländeachse wurden alle Zechenbauten abgerissen und Erschließungsstraßen angelegt. Hier haben sich Logistikunternehmen angesiedelt. Fast die gesamte Fläche ist inzwischen besetzt. Als besonderer Entwicklungsschwerpunkt wurde das Wasserstoff-Kompetenz-Zentrum Herten H2Herten gegründet. Hier soll eine international arbeitende Einrichtung entstehen, die Anwendungen auf Basis von Wasserstoffbrennzellen entwickelt.

Ewald 3/4/6
Das Grubenfeld von Ewald reichte im Norden bis in den Gelsenkirchener Staddtteil Resse. Für den Abbau wurde hier die Anlage Ewald 3/4 abgeteuft. Sie war im Wesentlichen ein Nebenstandort für die Seilfahrt. Nach der Stilllegung wurde die Fläche frei geräumt. Nur ein kleiner Bereich ist noch frei. Den Rest belegen ein Lebensmitteldiscounter, ein Mietgaragenanbieter und ein KFZ-Händler mit Werkstatt.
Am Schacht 4 befand sich eine zentrale Gasabsaugung für den gesamten Grubenbau. 1970 war sie bei Inbetriebnahme die größte im Ruhrbergbau. Ein kleines Kraftwerk erzeugte Strom, der ins öffenliche Netz einspeist wurde. Heute steht hier eine Protegohaube. Die fast surrealistisch wirkende Gasabsaugung ist schon länger demontiert. Schacht 3 ist an einem Rohrstutzen erkennbar. Er wurde auch Schürenberg genannt, wohl nach dem Essener Bauunternehmer Johann Wilhelm Schürenberg, der an Zechenbauten beteiligt war. Der Schacht 4 wurde nach dem Mitgründer der Zeche, dem Essener Bankier Carl von Waldthausen benannt. Die Anlage bewirkte mit ihrer Zechensiedlung die Entwicklung von Resse vom Dorf zu einem relativ isolierten Stadtteil mit den heute nötigen Nahversorgungseinrichtungen.

Ewald 5
Der Schacht Ewald 5 wurde für die Bewetterung des Nordostfelds abgeteuft. Es gab anfangs einen Gleisanschluss. Dieser wurde ab 1928 nötig, als hier während des Umbaus der Schächte 1 und 2 die Kohle gefördert wurde. Später war der Schacht wichtig für die Bewetterung im Verbund. Er wurde dazu tiefer geteuft. Das Fördergerüst wurde mehrfach umgebaut.
Das Zechentorhaus wird gewerblich genutzt. Ein Betriebsgebäude ist ohne aktuelle Nutzung erhalten. Das Betriebsgelände dient als Lagerplatz für Aushub und Material eines Betonsteinwerks. Über dem Schacht steht eine Protegohaube. Auf der Bahntrasse verläuft heute ein Radweg.

Emschermulde 1
Der ehemalige Schacht Graf Bismarck 10 wurde ab 1972 wieder aufgewältigt und als Schacht Emschermulde 1 an den Untertagebetrieb angeschlossen. Damit konnten die noch anstehende Kohle im Ostfeld von Graf Bismarck abgebaut werden. Er wurde nach der Übernahme des Schachts Emschermulde 2 1992 aufgegeben. Neben der Funktion als Wetterschacht fand ab 1979 Seilfahrt und Materialförderung statt. Das Abteufgerüst war zu einer einfachen Turmförderanlage umgebaut worden. Ohne das Bismarckteilfeld wäre Ewald wahrscheinlich an die Zeche Recklinghausen angeschlossen worden.

Hugo Ost
Noch vor der Übernahme der Zeche Hugo wurde von dieser der Schacht Hugo Ost übernommen und das dazu gehörende Abbaufeld, das an die Felder der Zeche Ewald direkt angrenzte. Hier befindet sich heute eine Methanabsaugung mit Blockheizkraftwerk.

Übersicht Schachtdaten

Schacht Teufbeginn Inbetriebnahme Stilllegung max. Teufe (m) Kokerei
1 (Hilger) 1872 1876 1998 743 1913 - 1914
2 (Hagedorn) 1888 1892 2000 800  
3 (Schürenberg) 1895 1897 1996 800  
4 (Waldthausen) 1895 1897 2000 1250  
5 1907 1908 1996 937  
6 1911 1912 1996 1250  
7 1940/1949 1955 2000 1000  
Recklinghausen I/1 ab 1974   1988    
Recklinghausen I/2 ab 1974   1977    
Recklinghausen II/1 ab 1974   1990    
Recklinghausen II/2 ab 1974   1990    
Recklinghausen II/3 ab 1974   1977    
Recklinghausen II/4 ab 1974   1990    
Emschermulde 1 ab 1976   1996 1176  
Hugo Ost ab 1984   2000    
Emschermulde 2 ab 1992   2000    


maximale Förderung 4.329853 t 1990
durchschnittlich 1,2 - 2 Mio. t/a
im Verbund 3 - 4 Mio. t/a


Nach den Übernahmen wurden alle nicht benötigten Schächte verfüllt, es blieben nur Schächte für Frischwetter, Seilfahrt und Materialförderung offen.


Ewald 1/2/7
Ewald 1/2 Luftbild von 1929
Ewald 1/2/7
Ewald 1/2/7 Zechbahnhof
Ewald 1/2/7
Ewald Schacht 1 im Jahr 2004 noch mit Einbauten
Ewald 1/2/7
Ewald Schacht 1 im Jahr 2004 noch mit Einbauten
Ewald 1/2/7
Ewald Schacht 1 im Jahr 2004 noch mit Einbauten
Ewald 1/2/7
Ewald Schacht 1 im Jahr 2004 Detailansicht
Ewald 1/2/7
Ewald Schacht 1 im Jahr 2011, dahinter Schacht 2
Ewald 1/2/7
Ewald Schacht 1 im Jahr 2012 nach Entkernung
Ewald 1/2/7
Ewald Schacht 1 Innenraum
Ewald 1/2/7
Ewald Schacht 1 Innenraum
Ewald 1/2/7
Ewald Schacht 1 Innenraum
Ewald 1/2/7
Ewald Schacht 2 im Jahr 2011
Ewald 1/2/7
Ewald Schacht 2 im Jahr 2011
Ewald 1/2/7
Ewald Schacht 2 Hängebank
Ewald 1/2/7
Ewald Schacht 2 Gas- leitung zur Protegohaube
Ewald 1/2/7
Schachtkoordinaten
Ewald 1/2/7
Schacht Ewald 7 im Jahr 2011
Ewald 1/2/7
Schacht Ewald 7 im Jahr 2011
Ewald 1/2/7
Schacht Ewald 7 im Jahr 2011
Ewald 1/2/7
Schacht Ewald 7 im Jahr 2011
Ewald 1/2/7
Schacht Ewald 7 Hängebank
Ewald 1/2/7
Wassersammelbecken
Ewald 1/2/7
Blockheizkraftwerk
Ewald 1/2/7
Folgenutzung, in der Mitte der "Mondpalast"
Ewald 1/2/7
Ehemalige Waschkaue
Ewald 1/2/7
Reste früherer Leitungsnetze

Ewald 3/4/6
Ewald 3/4 im Jahr 1909
Ewald 3/4/6
Ewald 3/4 vor dem zweiten Weltkrieg
Ewald 3/4/6
Schacht Ewald 3 im Jahr 2005
Ewald 3/4/6
Schacht Ewald 3 im Jahr 2011
Ewald 3/4/6
Schacht Ewald 3 im Jahr 2011
Ewald 3/4/6
Schacht Ewald 4 1920er Jahre mit Nebenförderung
Ewald 3/4/6
Schacht Ewald 4 um 1970 mit Befahrungsanlage
Ewald 3/4/6
Schacht Ewald 3/4 um 1990
Ewald 3/4/6
Schacht Ewald 4 im Jahr 2005 mit Gasabsaugung
Ewald 3/4/6
Schacht Ewald 4 im Jahr 2005 mit Gasabsaugung
Ewald 3/4/6
Schacht Ewald 4 im Jahr 2005
Ewald 3/4/6
Schacht Ewald 4 im Jahr 2011
Ewald 3/4/6
Schacht Ewald 4 im Jahr 2011
Ewald 3/4/6
Schacht Ewald 4 im Jahr 2011
Ewald 3/4/6
Schacht Ewald 6 beim Tieferteufen
Ewald 3/4/6
Schacht Ewald 6 in der 1990er Jahren
Ewald 3/4/6
Schacht Ewald 6 in der 1990er Jahren
Ewald 3/4/6
Schacht Ewald 6 im Jahr 2011
Ewald 3/4/6
Schacht Ewald 6 im Jahr 2011
Ewald 3/4/6
Schacht Ewald 6 im Jahr 2011
Ewald 5
Schacht Ewald 5 im Jahr 2011
Ewald 5
Schacht Ewald 5 im Jahr 2011
Ewald 5
Schacht Ewald 5 im Jahr 2005
Ewald 5
Schacht Ewald 5 im Jahr 2005
Ewald 5
Schacht Ewald 5 im Jahr 2011
Emschermulde 1
Abteufgerüst von Emschermulde 1
Emschermulde 1
Turmgerüst von Emschermulde 1

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