Zeche Friedrich der Große in Herne-Holthausen
1870 - 1978
Die Zeche ist nach dem preußischen König Friederich II. benannt. Schon 1855 war das Grubenfeld gemutet worden.
Es war mit knapp 9 km³ für die damaligen Verhältnisse riesig. Durch die zu diesem Zeitpunkt einsetzende Produktionsbeschränkungen
in der deutschen Eisenindustrie verzögerte sich das Abteufen von Schacht 1 bis 1870. Die Anfangsjahre waren schwierig, da 1876
ein Grubenbrand zum kontrollierten Fluten der Fördersohle führte. Nach dem Sümpfen legte ein Wassereinbruch die Zeche bis Anfang
1877 lahm. 1880 kam es aus demselben Grund zu zwei Monaten Stillstand. Das Oberbergamt forderte daher einen zweiten Schacht
als Rettungsweg. Er wurde zunächst 1887 durch einen Querschlag zur Nachbarzeche Mont Cenis hergestellt, mit der ab 1973 ein
Verbund bestand. Dort war die Situation identisch. Erst 1887 konnte zum ersten mal ein Gewinn ausgeschüttet werden. Danach
entwickelte sich der Betrieb relativ gut. Die drei eigenständigen Anlagen wurden 1930 zusammengefasst und die Anlage 3/4 zur
Förderanlage ausgebaut.
Die erste Schachtanlage entstand weit ab vom damaligen Dorf Herne lag und ihre Anbindung an die bestehende Verkehrsinfrastruktur
war unzureichend. Erst 1875 entstand der Anschluss an die Eisenbahn. Die Anbindung an den Rhein-Herne-Kanal 1897 durch einen
Stichkanal verbesserte diese Situation grundlegend, obwohl das Betriebsgelände damit in zwei Teile getrennt wurde.
Friedrich der Große war die erste Zeche in Herne, die nicht mit ausländischem Kapital entstand. Alle anderen hatten französische,
belgische und irische Investoren. Im Volksmund wurde die Zeche Piepenfritz genannt.
Bei Schlagwetterexplosionen starben 1898 drei und 1918 26 Bergleute. 1944 forderte ein Bombentreffer auf die Waschkaue 100 Opfer.
Das Betriebsgelände der Schachtanlage 1/2 war relativ klein und wurde ab 1897 zusätzlich durch einen Stichkanal
des neu angelegten Rhein-Herne-Kanals geteilt. Der Hafen verbesserte die Absatzmöglichkeiten erheblich, da der Transport per
Schiff der kostengünstigste ist. Der Stichkanal wurde 1937 ausser Betrieb genommen und später zugeschüttet. Heute verläuft
dort die A42. 1967 wurde der Betrieb eingestellt, da der Verbund mit der Anlage Mont-Cenis eingeleitet wurde. Schacht 2 wurde
im selben Jahr verfüllt. 1978 erfolgte der Abriss des Fördergerüstes von Schacht 1, der 1970 verfüllt wurde. Heute bestehen
einige Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe auf dem etwas verwahrlosten Betriebsgelände. Beide Schächte sind an den Protegohauben zu
erkennen. Die von Schacht 1 wurde bis über das Dach der daneben stehenden Halle hochgezogen, die von Schacht 2 liegt etwas versteckt
auf dem Lagerplatz einer Baufirma.
Die Kokerei wurde 1886 von der Firma Dr. C. Otto gebaut. Diese konnte sie zwölf Jahre lang nutzen, bevor sie in Eigentum der
Zeche wurde. Solche Verträge waren üblich. Die Zechen konnten Kapital in den Abbau stecken und hatten einen Abnehmer für die
Kokskohle. Auch waren bei der Übernahme mögliche "Kinderkrankheiten" ausgebügelt.
Die Schachtanlage 3/4/6 konnte großzügig mit der dazu gehörigen Siedlung geplant werden und hatte von Anfang
an einen Hafen. Als 1966 der Schacht 6 in Betrieb ging wurde auch der gesamte Zechenbetrieb hier konzentriert. Aber auch diese
Maßnahme konnte die Zeche nicht retten. Die Fusion mit der Zeche Mont-Cenis in Herne-Sodingen bestand auch nur noch von 1972
bis 1978. Danach wurde der Restabbau von Bochum aus durch die Zeche Hannover durchgeführt. Die Investition in die Turmförderanlage
von Schacht 6 hat sich nicht mehr ausgezahlt.
Nach der Stilllegung entstand auf dem komplett abgeräumten Gelände ein Gewerbergebiet mit mehreren Zentrallagern, u.a. eines
Lebensmittelkonzerns. Die Schächte 3 und 4 liegen im Grünstreifen einer Erschließungsstraße und haben beide Protegohauben. Am
Standort von Schacht 6 besteht ein Betrieb, der Flüssiggas vertreibt. Daher befinden sich hier zwei Protegohauben, die zusätzlich
mehrere Meter hoch sind, um Risiken bei einem möglichen Gasaustritt zu minimieren.
Das Fördergerüst von Schacht 3 steht heute auf der Museumszeche Zollern 2/4, da es fast baugleich mit dem dort abgerissenen
über Schacht 4 war.
Schacht 5 lag zwischen der Emscher und dem Rhein-Herne-Kanal und wurde nötig, weil im nördlichen Abbaufeld
sehr hohe Temperaturen auftraten. Kurze Zeit bestand eine eigene Förderung - ansonsten diente der Schacht nur der Bewetterung.
Alle Tagesanlagen sind verschwunden und ein Gewerbebetrieb nutzt die Fläche, die nicht zugänglich ist und zudem fast festungsartig
gesichert.
Übersicht Schachtdaten
Schacht |
Teufbeginn |
Inbetriebnahme |
Stilllegung |
max. Teufe (m) |
Kokerei |
1 |
1870 |
1874 |
1967 |
802 |
1886 - 1930 |
2 |
1890 |
1893 |
1966 |
633 |
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3 |
1902 |
1907 |
1978 |
538 |
1907 - 1974 |
4 |
1903 |
1907 |
1978 |
538 |
|
5 |
1913 |
1915 |
1978 |
790 |
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6 |
1962 |
1967 |
1978 |
799 |
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Mont Cenis 1 |
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ab 1973 |
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Mont Cenis 2 |
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ab 1973 |
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Mont Cenis 3 |
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ab 1973 |
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Lothringen 6 |
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ab 1973 |
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maximale Förderung 2.162206 t 1974
durchschnittlich 1 - 1,5 Mio. t/a
Die Übernahme der Zeche Mont Cenis erfolgte von den Bergwerken Bochum, die im Raum Bochum die Restkohlen
der nördlichen Zechen abbauten und schon vor der Stilllegung das weit vom Förderschacht entfernte Baufeld abgaben. Der Schacht
Lothringen 6 war für die Bewetterung des sehr weitläufigen Grubenfeldes vom Eschweiler Bergwerksverein angepachtet. Die Zeche
Lothringen war schon seit 1967 nicht mehr in Betrieb.
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- Friedrich der Große Schacht 1
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- Friedrich der Große Schacht 1
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- Friedrich der Große Schacht 2
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- Friedrich der Große Schacht 2
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- Friedrich der Große Schacht 1/2 1958
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- Friedrich der Große Schacht 3
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- Friedrich der Große Schacht 4
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- Friedrich der Große Schacht 3/4 1958
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- Friedrich der Große Schacht 3/4 1958 mit Zechenhafen
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- Friedrich der Große Schacht 5
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- Friedrich der Große Schacht 5
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- Friedrich der Große Schacht 6
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- Friedrich der Große Schacht 6 1878
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