Zeche Sachsen in Hamm-Heessen

1912 - 1976


Übersicht Sachsen


Die Zeche Sachsen war eine der weit nordöstlich schon im Bereich des Münsterlandes gelegenen Anlagen. Sie wurde von der Mansfeldschen Kupferschieferbauenden Gewerkschaft (ab 1921 Mansfeld AG für Bergbau- und Hüttenbetriebe) gegründet. Diese hatte ihren Sitz in Eisleben - daher nannte sie die Zeche Sachsen. Das Dorf Heessen entwickelte sich mit ihr zum heutigen Hammer Stadtteil, der etwas isoliert liegt. Neben der schon betriebenen Zeche Mansfeld in Bochum sollte sie die Koksversorgung für die Erzverhüttung sichern. Die Lage verkürzte auch den Transportweg zum Mansfelder Revier.
Schon beim Abteufen gehörten die Schächte zu den tiefsten im Ruhrgebiet. Der Abbau begann in fast 1000 m Tiefe. Die meisten Zechen im Ruhrgebiet erreichten solche Teufen nie oder erst ab den 1960er Jahren. Dies verteuerte den Betrieb erheblich und verursachte hohe Temperaturen in den Abbaubetrieben. Die hohen Methangaswerte konnten beherrscht werden. 1932 wurde als Folge der Weltwirtschaftskrise die Stilllegung erwogen, aber wegen heftiger Proteste aufgehoben. 1937 starben bei einem Strebbruch vier Bergleute. Der enorme Gebirgsdruck bewirkte auch später weiter Unglücke. 1944 ereignete sich eine schwere Schlagwetterexplosion, bei der 169 Bergleute starben, davon 101 russische Kriegsgefangene. Nach dem Krieg bestanden Pläne, die südlich gelegene Zeche Maximilian anzuschließen. Diese wurden aber verworfen, da die potenziellen Flözpartien überwiegend unbauwürdig waren. Auch die angrenzenden eigenen Feldesteile waren die ersten, die ab 1964 aufgegeben wurden. 1962 starben 31 Bergleute bei einer Schlagwetterexplosion und ein halbes Jahr danach bei einem dadurch verursachten Gebirgsschlag weitere sechs. Danach häuften sich die Unfälle. 1964 riss ein Förderseil (zehn Tote), 1973 starben bei einem Gebirgsschlag neun Bergleute, 1974 bei einem Streckenbruch fünf und bei einem weiteren Gebirgsschlag vier. 1976 folgte die Stilllegung. Beim Verfüllen des Schachts 3 kam es zu einer Schlagwetterexplosion mit drei Toten.


Sachsen

Schsen 1/2/5
Die Förderanlage Sachen 1/2 wurde vom Industriearchitekt Alfred Fischer geplant. Er baute nicht im Stil des Historismus, sondern orientierte sich am Klassizismus. Spätere Bauten entstanden im Stil des Expressionismus. Die Zeche galt als eine der schönsten Industrieanlagen - auf jeden Fall war sie klar gegliedert und optisch ansprechend. Ähnliche Konzepte wendete Fischer im gesamtem Ruhrgebiet um. Ein weiteres erhaltenes Gebäude, in dem alle Funktionen untergebracht waren ist auf der Essener Zeche Königin Elisabeth (Schacht Emil) erhalten. Auf der Zeche Sachsen ist nur die Maschinenhalle erhalten. Als Alfred-Fischer-Halle steht sie seit 1989 unter Denkmalschutz und wird für Veranstaltungen genutzt.
Alle anderen größeren Gebäude wurden abgerissen. Die Schächte 1, 2 und 5 sind eingezäunt und mit Protegohauben versehen. Neben ihnen wird das weiter anfallende Methan in einem Blockheizkraftwerk verwertet. Neben der Maschinenhalle entstand das Ökozentrum NRW, das sich vor allem dem nachhaltigen Bauen widmet. Passend dazu wurde der Crusemannsche Hof in den 1970er Jahren auf das Zechengelände versetzt, da er einem Kraftwerk weichen musste. Er beherbergt die Verwaltung des Zentrums, das auch eine ökologisch orientierte Entwicklung des ehemaligen Zechengeländes anstrebt.
Der Zentralförderschacht Sachsen 5 führte auch die Bezeichnung Konrad Ende. Er war nach 1945 Generaldirektor der Salzgitter AG (die früheren Reichswerke Hermann Göring), zu der die Zeche gehörte.

Sachsen 3
Der Schacht Sachsen 3 wurde ab 1937 abgeteuft, aber durch Materialknappheit im Krieg 1940 gestundet. Das Weiterteufen bis zur Endteufe erfolgte 1953/54. Nach der Stilllegung wurde des Betriebsgelände abgeräumt und verwilderte danach. Der nordöstliche Bereich ist etwa ab 1981 bei der Erweiterung einer Wohnsiedlung überbaut. Es scheint keine weitere Nutzung geplant zu sein, da der Restbereich langsam zuwächst.

Sachsen 4
Für den Abbau im Südostfeld wurde der Schacht Sachsen 4 abgeteuft, der im Kurpark Bad Hamm lag. Dort befand sich ein mit Sole betriebenes Heilbad. Von 1882 bis zum Versiegen der Quelle 1955 war Hamm Badekurort. Der Schacht blieb daher unauffällig und hatte nur ein kleines Befahrungsgerüst. Heute liegen hier Sportplätze, dazwischen in einem Waldstück der eingezäunte Schacht. Er ist an den Rohrstutzen der Revisions- und Nachfüllöffnungen erkennbar.
Ab 1930 bestand am Park ein Knappschaftkrankenhaus. Es spezialisierte sich auf Solebehandlungen. Es wurde 1984 geschlossen, da eine Umorientierung den weggebrochenen Geschäftbereich nicht wettmachen konnte. Zudem waren viele der Behandelten aktive Bergleute. Seit 2009 erinnert ein Gradierwerk an die Soletherapie. Zum Park und den heute bestehenden Behandlungsmöglichkeiten gibt es einen ausfühlichen Artikel in der Wikipedia Bad Hamm.

Maximilian

Maximilian
Die Zeche Maximilian in Hamm-Braam-Werries schien bei ihrer Errichtung eine gute Zukunft zu haben. Der Kohlevorrat wurde auf 200 Mio. t geschätzt, überwiegend Kokskohle - sicher überhöht. Der Investor, die Oberpfälzische Eisenwerksgesellschaft Maximilianshütte in Sulzbach-Rosenberg wollte sich ihre Koksversorgung sichern. Um die Jahrhundertwende bestand ein Kokssyndikat, das Preise und Absatz kontrollierte. Die bisher noch nicht erschlossenen Kohlen im Hammer Bereich boten die Möglichkeit, das Syndikat zu umgehen. Hier lag auch das Problem der neuen Zeche. Sie wurde wie die Hütte nach dem bayrischen König Maximilian II. benannt.
1902 begann das Abteufen der Schächte 1 und 2. Diese trafen im Deckgebirge auf starke Solezuflüsse, wodurch die Schächte mehrfach fast absoffen. Bei der Ausrichtung der ersten Grubenbaue starben 1909 vier Bergleute bei einem Gasausbruch, der 100 t pulverisierte Kohle in den südlichen Querschlag schleuderte. Von 1908 bis 1912 gab es insgesamt zwölf Ausbrüche. 1913 begann die regelmäßige Förderung. Neue Wassereinbrüche führten 1914 zum Absaufen der Zeche, da viele Bergleute zum Kriegsdienst einberufen wurden. Auch die Lieferung von Ersatzteilen für die Pumpen (aus England) wurde unmöglich. Die Eisenbahn transportierte nur noch Soldaten und Kriegsgerät. Für die Gemeinde Werries endeten alle Hoffnungen, die an die Zeche geknüft waren. Etwa 2500 Bergleute verloren ihren Arbeitsplatz.
Die abgedeckten Schächte blieben offen, da eine spätere Nutzung nicht ausgeschlossen wurde. 1943 wurden die Tagesanlagen endgültig aufgegeben. Vorher waren u.a. die Waschkaue als Werkstatt und Lager, die Kohlewäschesilos als Getreidespeicher genutzt. Die Verwaltung war von 1922 bis 1932 Schulgebäude für zwei Klassen. Heute befindet sich dort ein Bürgeramt der Stadt Hamm. Von 1952 bis 1953 nutzten die englischen Truppen das Zechengelände als Panzerübungsgelände.
Die bis zum Jahr 1968 verwilderte Brachfläche sollte zum neuen Zentrum der Gemeinde Werries werden. Bis auf die Sprengung von zwei Kohlebunkern geschah nichts. Nach der Eingemeindung nach Hamm begannen Planungen für die erste Landesgartenschau in NRW auf der inzwischen durch Sukzession zu einem wichtigen Biotop gewordenen Fläche. 1984 fand die Schau statt. Erhaltene Zechenreste wurden intergriert, die ehemalige Kohlenwäsche zum "Glaselefant" umgebaut. Der Maximilianpark ist heute ein beliebtes Ausflugsziel. Der Standort von Schacht 2 ist mit einer Platte im Pflaster markiert. Der Park ist das Ergenis der ersten Renaturierung eines Zechengeländes in Deutschland.
1920 startete mit dem Abteufen der Schächte 3 und 4 ein neuer Versuch, die Zeche zu reaktivieren. Etwa 1,4 km nördlich sollte ein neuer Förderbetrieb entstehen. Wegen Geldmangels scheiterte das Vorhaben schon ein Jahr später. 1922 wurde das Abteufen komplett eingestellt. Am Abteufplatz befinden sich Fundamentreste der Abteufgerüste und der Schachtausmauerung, die von Sträuchern und Gehölzen überwuchert sind. Die Zechenbahntrasse wird heute auf einem Teilstück (Hamm-Schmehausen bis Lippborg-Heintrop, 3,7 km) von der Museumseisenbahn Hamm genutzt. Im Park betriben die Hammer Modell- und Gartenbahn Freunde eine Dampfmodellbahn.

Bayern
1913 entstand durch Teilung des Grubenfelds ein separates Feld Bayern. In Hamm-Werries wurde 1942 mit dem Abteufen des gleichnamigen Schachts begonnen. Geplant war eine selbständige Zeche, wohl mit der Hoffnung die Kohlen im Maximilianfeld zu erschließen. Wegen des Kriegs wurde bei der Wasserhaltung gespart. Daher konnten die Zuflüsse von 3 m³/min bei 639 m Teufe nicht bewältigt werden und der Schacht soff 1944 ab. Das Grubenfeld kam nach 1945 zur Zeche Sachsen. Eine Nutzung des Schachts kam nicht mehr zustande. Heute steht hier eine Protegohaube über dem Schacht. Das angrenzende Gelände nutzt ein Reitstall.

Übersicht Schachtdaten

Schacht Teufbeginn Inbetriebnahme Stilllegung max. Teufe (m) Kokerei
Sachsen 1 1912 1914 1976 1196 1926 - 1972
Sachsen 2 1912 1914 1976 1111  
Sachsen 3 1937 1940 1976 1200  
Sachsen 4 1954 1956 1976 1182  
Sachsen 5 (Konrad Ende) 1958 1965 1976 1261  
Maximilian 1 1902 1913 1914 793 1913 - 1914
Maximilian 2 1902 1913 1914 793  
Maximilian 3 1920   1921 70  
Maximilian 4 1920   1921 40  
Bayern 1942   1944 639  


maximale Förderung 1.217051 t 1963
durchschnittlich 900000 - 1 Mio. t/a


Die verbliebenen Kohlevorräte im Maximilianfeld wurden ab 1992 von der Zeche Westfalen abgebaut. Ihre Stilllegung erfolgte damit einige Jahre später, da im eigenen Grubenfeld die profitablen Flöze längst abgebaut waren.


Sachsen 1
Sachsen Schacht 1 im Jahr 1910 beim Bau der Schachthalle
Sachsen 1/2/5
Sachsen 1/2 im Jahr 1925
Sachsen 1/2/5
Sachsen 1/2 im Jahr 1925
Sachsen 1/2/5
Sachsen 1/2 im Jahr 1925
Sachsen 1/2/5
Zechenkraftwerk Sachsen im Jahr 1925
Sachsen 1/2/5
Großzüge Schmiede der Zeche im Jahr 1925
Sachsen 1/2/5
Sachsen 1/2/5 in den 1950er Jahren mit Teufgerüst Schacht 5
Sachsen 1/2/5
Sachsen 1/2/5 kurz vor der Stilllegung 1975
Sachsen 1
Sachsen Schacht 1 im Jahr 2015
Sachsen 1
Sachsen Schacht 1 im Jahr 2015
Sachsen 2
Sachsen Schacht 2 im Jahr 2015
Sachsen 2
Sachsen Schacht 2 im Jahr 2015
Sachsen 3
Sachsen Schacht 3 in den 1970er Jahren
Sachsen 3
Sachsen Schacht 3 im Jahr 1976
Sachsen 4
Sachsen Schacht 4 in den 1970er Jahren mit Haspelraum
Sachsen 4
Sachsen Schacht 4 in den 1970er Jahren als "Miniförderanlage"
Sachsen 4
Sachsen Schacht 4 im Jahr 2015
Sachsen 4
Sachsen Schacht 4 Einzäunung im Jahr 2015
Sachsen 4
Sachsen Schacht 4 Revisionsöffnung im Jahr 2015
Sachsen 5
Sachsen Schacht 5 im Jahr 2015
Sachsen 5
Sachsen Schacht 5 im Jahr 2015
Sachsen 1/2/5
Ökozentrum NRW Verwaltung im Jahr 2015
Sachsen 1/2/5
Alfred-Fischer-Halle im Jahr 2015
Sachsen 1/2/5
Ökozentrum NRW Seminargebäude im Jahr 2015
Sachsen 1/2/5
Alfred-Fischer-Halle im Jahr 2015
Bayern
Schacht Bayern im Jahr 2015
Bayern
Schacht Bayern im Jahr 2015
Bayern
Protegohaube Schacht Bayern im Jahr 2015
Maximilian
Zeche im Jahr 1905 beim Abteufen, rechts Schacht 1
Maximilian
Maximilian 1 im Jahr 1905 mit Gerüst im Bau
Maximilian
Zeche Maximilian 1/2 im Jahr 1910
Maximilian
Schachthalle Maximilian Schacht 2 1910 im Bau
Maximilian
Ruine am Schacht Maximilian 2 bei den Umbauarbeiten
Maximilian
Ruine am Schacht Maximilian 2 bei den Umbauarbeiten
Maximilian
Arbeiten an der Schachtscheibe von Schacht Maximilian 2
Maximilian
Arbeiten an der Schachtscheibe von Schacht Maximilian 2
Maximilian
Schachtmarkierung Maximilian Schacht 2
Maximilian
Fundamentreste am Teufplatz Maximilian 3/4 im Jahr 2015
Maximilian
Fundamentreste am Teufplatz Maximilian 3/4 im Jahr 2015
Maximilian
Fundamentreste am Teufplatz Maximilian 3/4 im Jahr 2015
Maximilian
Fundamentreste am Teufplatz Maximilian 3/4 im Jahr 2015
Maximilian
Fundamentreste am Teufplatz Maximilian 3/4 im Jahr 2015
Maximilian
Fundamentreste am Teufplatz Maximilian 3/4 im Jahr 2015
Maximilian
Fundamentreste am Teufplatz Maximilian 3/4 im Jahr 2015

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