Hercules/Katharina in Essen Stadtmitte-Ost/Essen-Kray

1856 - 1925/1972


Übersicht Hercules/Katharina



Hercules 1/5
Die erste Förderanlage von Hercules entstand westlich der Essener Innenstadt. Verliehen wurde das Grubenfeld schon 1831. 1838/1839 wurden Versichsbohrungen durchgefüht. Erst 1850 wurde die Zechengesellschaft gegündet 1856 mit dem Abteufen von Schacht 1 begonnen. Die Förderung lag 20 Jahre bei 60000 - 80000 t/a und damit im profitablen Bereich. 1862 wurde der "alte" Wetterschacht (Wilhelm) abgeteuft, der bis 1901 in Betrieb war. Ein weiterer Abbaubereich lag von 1863 bis 1869 beim Schacht Amsterdam.
Trotz der erkennbaren Probleme (Abbau unter städtischer Bebauung und kleine Betriebsfläche) wurde ab 1911 der Schacht 5 neben Schacht 1 abgeteuft. Er war eine der frühen in Stahlfachwerk errichteten Turmförderanlagen. 1914 wurde am Schacht 1 in 912 m Teufe eine neue Sohle angesetzt, für eine Zeche am Rand der Innenstadt sehr tief. Solche Teufen waren damals bei der Neuanlage von Zechen im Nordwesten des Ruhrgebiets wegen des sehr mächtigen Deckgebirges üblich. Bis zur Silllegung im Jahr 1925 lag die Förderung durchschnittlich bei 200000 - 250000 t/a. Nur wenige Jahre konnten über 400000 t/a gefördert werden, maximal 443557 t im Jahr 1904. Bis auf ein Seilfahrtunglück mit vier Toten ereigneten keine größeren Unglücke.
Auch auf Katharina gab es 1929 einen Streckenbrand mit vier Toten und einen Streckenbruch mit drei Toten im Jahr 1962.
Ungewöhnlich war die lange Nutzung von hölzernen Grubenwagen. Sie wurden erst 1889 durch eiserne ersetzt.
Heute ist ein Teil der Betriebsfläche von einer Umspannanlage belegt. Daneben liegen eine Senionerwohnanlage und das Hörsaalzentrum der Hochschule für Oekonomie und Management . Lange erhalten war noch die ehmalige Kohlenwäsche (Abriss etwa 2006), offenbar zuletzt ohne Funktion. [Der großflächige Schriftzug Van Eupen auf der Kohlenwäsche lässt eine Nutzung als Lager der gleichnamigen Umzugsfirma mit Firmensitz in Essen vermuten.] Heute steht hier ein Neubau des Kolping Berufskollegs. Die restliche Fläche soll als Herkules Viertel der Gewerbeansiedlung dienen. Die Schächte sind an den Revisionsdeckeln erkennbar und mit Schildern markiert.

Hercules 2
Mit dem Abteufen von Schacht 2 ab 1889 begann die Verlagerung des Abbaus nach Osten mit der späteren Zeche Katharina. Davor bestand zwischen 1865 und 1869 ein Schacht Amsterdam im gleichnamigen Grubenfeld. Er lag im Bereich der alten Stollenzeche An der Dunau. Es sollten wohl die Kohleflöze erkundet werden. Diese waren dann ähnlich wie bei der westlichen Nachbarzeche Hoffnung und Secretarius Aak enttäuschend. Dies dürfte die Verlagerung des Abbaus in Richtung Essen-Kray beschleunigt haben.
Der Schacht liegt im Grünbereich einer größeren Wohnanlage und ist mit einem Schild markiert. Das Betriebsgelände war sehr klein, da hier keine Förderung bestand.

Hercules 3/6
Der Schacht 3 lag weit östlich von der ersten Anlage. Hier entstand die spätere neue Förderanlage Katharina. Er wurde 1899 abgeteuft und ging 1900 als Förderanlage in Betrieb. 1901 gab es einen Rückschlag. Am 8. Dezember kam es zum Einsturz des 80 m hohen Schornsteins durch Sturm zur Zerstörung der Tagesanlagen. Die Anlage wurde schrittweise ausgebaut. Ab 1904 wurde ein Wetterschacht bis zur 1. Sohle abgeteuft, der vor 1921 aufgegeben wurde. 1914 wurde der Schacht Hercules 2 übernommen und bis 1919 zur Bewetterung genutzt. In diesem Jahr wurde Schacht 6 abgeteuft (als Schacht 4 geplant). Ab 1920 war er Wetterschacht. 1925 wurde er Förderschacht, Schacht 3 Wetterschacht. Die Anlage wurde jetzt als Katharina geführt. Sie konnte trotz Modernisierung nach dem 2. Weltkrieg niemals die Förderleistung ähnlicher Anlagen erreichen, da die in ihren Baufeld anstehenden Kohlenvorräte zu gering waren.
Ab 1953 begann die Modernisierung der Anlage nach Plänen des bekannten Industriearchitekten Fritz Schupp. Die Tagesanlagen wurden komplett umgebaut (einheitlich in Stahlskelett ausgeführt) und der Schacht 3 zur Turmförderanlage ausgebaut. Er wurde 1955 in Schacht Ernst Tengelmann umbenannt, nach dem Betriebsführer der Zeche Hercules (1898 mit erst 28 Jahren berufen). Die Zeche gehörte damals zur Mannesmann AG, ohne die der Umbau wohl kaum stattgefunden hätte. Diese Investition war noch fast zwei Jahrzehnte lang Grundlage für den Weiterbestand. Möglich war er aber nur durch den Abbau der Restkohlen der angrenzenden Zechen, die früher stilllgelegt wurden.
Heute nutzen Gewerbetriebe die noch vorhandenen Gebäude. Auf den durch Abriss nicht weiter nuztbarer Zechenbauten entstandenen Freiflächen haben sich weitere Betriebe angesiedelt. Nur noch die Protegohaube am Schacht 3 und der Deckel der Revisionsöffnung deuten auf die ehemalige Zeche hin.

Hercules 4
Der später als Luftschacht genutzte Schacht 4 wurde als Spülschacht abgeteuft. Ohne ihn wäre ein Kohleabbau unter dem daneben liegenden Betrieb Westdeutsche Eisenwerke nicht möglich gewesen. Das Werk wurde ab 1898 betrieben und 1919 mit dem Gießerei-Konzern Buderus verschmolzen. Bis 1971 wurden hier hauptsächlich gusseiserne Badewannen produziert, die mit den preisgünstigen Stahlwannen nicht mehr konkurieren konnten. Der Schacht liegt heute auf einem Firmenparkplatz und ist mit einer Infotafel markiert.

Übersicht Schachtdaten

Schacht Teufbeginn Inbetriebnahme Stilllegung max. Teufe (m) Brikettfabrik
1 (Hercules) 1856 1859 1925 912 1889 - 1925
"alter" Wetterschacht 1863 1863 1901 ca. 73  
Amsterdam 1865 1869 ca. 1901    
2 1889 1894 1919 60  
3 1899 1901 1972 639 1901 - 1972
4 1905 1907 1972 322  
5 1911 1912 1925 725  
6 1919 1922 1972 639  
Centrum 4   ab 1952      
Centrum 6   ab 1952      
Wilhelm   ab 1955      
Emil   ab 1955      
Friedrich Joachim 1   ab 1966      
Hubert 1   ab 1966      
Hubert 2   ab 1966      


maximale Förderung 813026 t 1968
durchschnittlich 500000 -700000 t/a


Die übernommenen Schächte wurden nicht weiter ausgebaut, die bestehenden Anlagen nur so weit wie nötig genutzt. Nur die seit 1928 still liegende Anlage Centrum 4/6 wurde neu ausgerichtet. Hier wurde in 265 m Teufe eine Wasserhaltung zum Schutz der umliegenden Zechen betrieben. Beide Schächte wurden tiefer geteuft und über Schacht 6 ein neues Fördergerüst aufgestellt, damit eine eventuell nötige Seilfahrt möglich war. Die Förderung aus dem Baufeld ging ab 1956 unter Tage zum Schacht Ernst Tengelmann.


Hercules Schacht 1
Hercules Schacht 1 (Detail eines Stahlstichs von 1862)
Hercules Schacht 1
Hercules Schacht 1 m Jahr 1908
Hercules Schacht 1
Hercules Schacht 1 Landabsatz 1908
Hercules Schacht 1
Hercules Schacht 1 im Jahr 2010
Hercules Schacht 1
Hercules Schacht 1 im Jahr 2010
Hercules Schacht 1/5
Hercules Schacht 1/5 1915 mit Turmför- derung auf Schacht 5
Hercules Schacht 1/5
Andere Perspektive, die gut die eingengte Lage der Zeche zeigt
Hercules Schacht 1/5
Hercules Schacht 1/5 Kohlenwäsche und Bürohaus
Hercules Schacht 1/5
Hercules Schacht 1/5 Folgenutzung
Hercules Schacht 1/5
Hercules Schacht 1/5 Kohlenwäsche
Hercules 2
Hercules Schacht 2
Hercules 2
Hercules Schacht 2
Katharina 3/6
Katharina Schacht 3 im Jahr 1913
Katharina 3/6
Katharina Schacht 3 im Jahr 2010
Katharina 3/6
Revisionsöffnung Katharina Schacht 3
Katharina 3/6
Protegohaube Katharina Schacht 3
Katharina 3/6
Katharina 3/6 mit Schacht 6 im Bau
Katharina 3/6
Katharina Schacht 3/6 um 1958
Katharina 4
Katharina Schacht 4 1913
Katharina 4
Katharina Schacht 4 Nachnutzung
Katharina 4
Katharina Schacht 4 Abdeckung
Katharina 4
Katharina Schacht 4 Infotafel
Katharina Wetterschacht
Katharina Wetter- schacht (hinter dem Haus)

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