Zeche Tremonia in Dortmund-Stadtmitte-West

1856 - 1925 / 1941 -1996


Übersicht Tremonia


Der Zechenname Tremonia ist die latinisierte Bezeichnung von Dortmund. Abgeleitet wurde sie von der erstmals 880 n.Chr. erwähnten Siedlung Throtmani. Durch ihre Lage in der Nähe der Innenstadt und inmitten von Bahn- und Industrieanlagen gab es früh Probleme wegen möglicher Bergschäden. Durch sorgfältigen Versatz ab 1886 konnten diese weitestens vermieden werden, verteuerten aber den Betrieb. Ab 1895 wurde das nördlich angrenzende Feld der Zeche Westphalia übernommen. Wegen der o.a. Umstände und der ungünstigen geologischen Situation kam 1931 die Stillegung. Die Kokerei lief weiter.
Ab 1941 gab es einen Neuanfang als Versuchszeche. Hier wurde insbesondere die Sicherheit im Untertagebetrieb verbessert, z.B. bei kontrollierten Explosionen Steinstaubsperren getestet.
Ab 1886 wurde Pyrit (FeS) abgebaut. Er kam bei der Herstellung von Schwefelsäure zum Einsatz. 1897 endete der Abbau. Er lag bei nur 140 - 250 t/a. Insgesamt wurden rd. 3000 t gefördert.
Vor dem Tiefbau bestanden sehr alte Stollenbetriebe.

Teichmühlenbaum


Tremonia

Tremonia 1/2
Die Schachtanlage Tremonia lag eingezwängt in Bahnanlagen und Industrieanlagen am westlichen Rand der Dortmunder Innenstadt. Die damit fehlende Expansionsmöglichkeit, der teure Bergeversatz unter der Stadt und die geologische Situation führten letzlich zusammen mit der Weltwirtschaftskrise zur Aufgabe der Zeche. Bei etwa 3,5 km Nord-Süd-Ausdehnung des Grubenfeldes liegen 13 Sättel und Mulden vor. Die Flöze sind meist steil gelagert (60 - 80 gon). Es ereigneten sich zahlreiche Schlagwetterexplosionen, allein 21 bis 1914. Glücklicherweise gab es keine Todesopfer, ausser vier im Jahr 1869.
Der Schacht 1 war bis zum Abteufen des Wetterschachts 1872 der einzige der Zeche und mit Förderug, Seilfahrt, Wasserhaltung und Bewetterung mehr als ausgelastet. 1874 soff die Grube ab und 1876 noch einmal von August bis Oktober. 1888 wurde mit dem Abteufen von Schacht 2 begonnen, da Schacht 1 jetzt endgültig nicht mehr betriebssicher war. 1890 brach er zwischen 100 und 140 m Teufe zusammen. Teilweise soff die Zeche ab und der als Wetterschacht dienende Schacht 2 übernahm zeitweise die Förderung. Wie schlecht der Zustand der Schächte war zeigt das Verfüllen des alten Wetterschachts 1891, bevor dieser zu Bruch gehen konnte.
Die beengte Situation verursachte eine ungewöhnliche Lösung für den Transport von Koks zu den Hochöfen der Dortmunder Union und Schlacke von dort für den Bergeversatz. Offensichtlich konnte keine Seilbahn gebaut werden, da die Reichsbahn im der Güterbahnhof Dortmunder Feld keine Masten zuließ. Die ungewöhnliche Lösung war ein Tunnel unter den Bahnanlagen, der bergmännisch vorgetrieben wurde. 1931 kam die Stilllegung wegen der Weltwirtschaftskrise. Die Anlage 1/2 blieb förderfähig, um eine spätere Wiederinbetriebnahme nicht zu verhindern. Bei anderen Anlagen gelang es. Bei Tremonia war dies aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich. Ab 1941 begann trotzdem die neue Erschließung der Zeche. Bis 1996 wurde sie als Versuchszeche betrieben. Die bisherige Versuchszeche Hibernia in Gelsenkirchen konnte nicht weiter genutzt werden, da ihr Grubenfeld ab 1943 an die Nachbarzechen abgegeben wurde. Im Fordergrund der Versuche standen geplante Exlosionen, bei denen die Strecken zu Bruch gingen und wieder neu erstellt wurden ("Aufwältigen"), wobei die Schäden in Bezug zu den Explosionen gesetzt werden konnten. Ab 1975 wurde eine 750 m lange Explosionsstrecke mit einem Querschnitt von 20 qm² gebaut. Zusammen mit der schon bestehenden war sie mit einem Kilometer Länge die weltweit größte Einrichtung ihrer Art. 1997 wurden die Schächte verfüllt und die Fördergerüste abgerissen.
Die Kokerei wurde nach der Stillegung noch mehrfach neu in Betrieb gesetzt, von 1936 - 1945 (Kriegszerstörungen) und 1949 - 1953. Sie war über eine 1860 m lange Seilbahn mit den Höchöfen der Dortmunder Union verbunden. Daneben bestand eine kurze Seilbahn zur Zechenhalde.
Das Betriebsgelände ist nicht zugänglich. Einige Gebäude sind noch erhalten (u.a. die alten Fördermaschinenhäuser) und wurden von der DMT genutzt. Der Wetterkanal und ein Brandschutzstollen blieben weiter für Forschungen und Training von Grubenfeuerwehrleuten in Betrieb. Der Bereich um den Schacht 1 wurde vom angrenzenden Stahlwerk Rothe Erde angepachtet. Der alte Luftschacht lag im Bereich der Zechenhalde, deren Reste in den Tremoniapark integriert sind. Spuren sind nicht erkennbar.

Schönau
Nach der Übernahme des Grubenfelds der stillgelegten Zeche Louise 1918 begann wieder ein stärkerer Abbau im Südfeld. Zur besseren Bewetterung teufte die Zeche ab 1926 den Schacht Schönau ab. Er lag knapp ausserhalb des eigenen Grubenfelds und war nur von 1928 bis 1931 in Betrieb. Die Schachtabdeckung liegt am Rand einer Kleingartenanlage. Ein einzelnes Wohnhaus ist möglicherweise ein Relikt des Luftschachts, da sicher eine längere Betriebsdauer geplant war.

Westphalia

Westphalia
Die Zeche Westphalia (latinisierte Bezeichnung für Westfalen) war die Keimzelle der späteren Zeche Kaiserstuhl. Sie lag zwischen der Innenstadt von Dortmund und dem westlich angrenzenden Industriegebiet und nahm 1860 den Betrieb auf. Von 1846 bis 1852 wurden zahlreiche Grubenfelder gemutet, die u.a. auch mit Kaiserstuhl bennant waren. Das Abteufen der Schächte 1 (Förderung) und des damals üblichen Wasserhaltungsschacht gestaltete sich schwierig. Beide wurden ab 1853 bzw. 1854 abgeteuft und schon damals begannen Probleme mit starken Wasserzuflüssen. 1858 wurde erstmals Kohle gefördert. Der reguläre Abbau begann 1860 mit dem Eisenbahnanschluss. Er dauerte kaum fünf Jahre. 1865 traten Risse im Mauerwerk von Schacht 1 auf. Er soff ab und wurde gesümpft. 1868 soff der Schacht erneutab, dann wieder 1869. Nach einem Pumpenschaden 1871 soff er wieder ab. Bis 1890 lief dann ein regelmäßiger Betrieb, bei dem offenbar der Schachtsicherheitspfeiler nicht ausreichend war. An der Grenze zum Karbon geriet der Schacht 1 in Schiefstellung und bis 1892 gab es nur Reparaturarbeiten. Bis 1894 wurde danach noch Restabbau betrieben, da die Zukunftsperspektiven ungünstig waren. Das Abbauverbot unter dem Stadtgebiet von Dortmund im Jahr 1895 bedeutete das Ende der Zeche. Der Schacht 1 wurde verfüllt. Schacht 2 blieb offen. Er wurde mit einem Teil des Grubenfelds von der Zeche Tremonia angepachtet. Ab 1915 kaufte Tremonia das Teilfeld und baute Schacht 2 zum Wetterschacht aus. Der Betrieb verlagerte sich zuletzt zum nördlicher gelegenen Schacht 3, der später als Kaiserstuhl eine selbständige Zeche wurde. Der abgedeckte Schacht 2 ging ab 1917 als Luftschacht für Tremonia wieder in Betrieb genommen. Für den Transport von Bergematerial wurde der Schacht umgebaut und erhielt eine Turmförderanlage. Die kaum genutzte Anlage wurde 1929 abgebaut und am Schacht Erin 3 in Castrop-Rauxel wieder aufgebaut.
Neben den ständigen Problemen mit Wassereinbrüchen kam es zu mehreren Schlagwetterexplosionen (1878 - vier Tote, 1880 - vier Tote, 1882 - fünf Tote).
Alle Betriebsgebäude sind abgerissen bis auf die ehemalige Waschkaue. Das Gebäude wurde 1924 als Waschkaue und Betriebsgebäude, später als Bürogebäude der Westfälischen Wohnstätten AG und als Verwaltungssitz der Deutschen Edelstahlwerke genutzt. Nach der Besetzung durch Student*innen der Fachhochschule für Design befindet sich hier das selbstverwaltete Künstlerhaus Dortmund. Auf früheren der Betriebsfläche westlich davon entstand ab den 1990er Jahren ein Gewerbegebiet. Vorher war es mit Anlagen der Rheinstahl Union Brückenbau AG überbaut. In dem verwilderten Bereich an der Westfaliastraße liegen beide Schächte in einem Grünstreifen. Der Schachtdeckel von Schacht 1 ist erkennbar, Schacht 2 falls vorhanden im inzwischen kaum zugänglichen zugewucherten Bereich zu finden.

Übersicht Schachtdaten

Schacht Teufbeginn Inbetriebnahme Stilllegung max. Teufe (m) Kokerei
Tremonia 1 1856 1861 1996 686 1881 - 1953
Wetterschacht 1869 1876 1891 50  
Tremonia 2 1888 1891 1996 520  
Schönau 1926 1928 1931 127  
Westphalia 1 1853 1860 1895 405 1862 - 1895
Westphalia 2 1854 1860 1931 321  


maximale Förderung Tremonia 426840 1929
durchschnittlich 200000 - 330000 t/a

maximale Förderung Westphalia 151245 1890
durchschnittlich 100000 - 140000 t/a


Die Zeche Tremonia hatte nur sehr wenige Bergarbeiterwohnungen. Die meisten lagen in der 1920/21 gebauten Siedlung Am Mühlenberg direkt neben der Emscher. Im Volksmund hieß sie "Negerdorf", da wohl ein Teil der Belegschaft die vorhandene Waschkaue nicht nutzte und "schwarz" nach Hause ging. Später wohnten hier auch Bergleute der Versuchsgrube. Die wesentlich ältere Siedlung an der Tremoniastraße (vor 1873) sollte in den 1980er Jahren wegen der herunter gekommenen Bausubstanz abgerissen werden. Besetzter aus der alternativen Szene verhinderten dies und setzten die Privatisierung durch. Heute ist die Gebäudezeile die älteste erhaltene Atbeitersiedlung in Dortmund. Im Umfeld hat sich eine eine ruhige Wohnsiedlung entwickelt, die teilweise Zechenkolonieelemente aufgegriffen hat. Auf dem südlich von Tremonia angrenzendem Haldenbereich bestand nach 1931 lange ein Lager der Dortmunder Brückenbau Union. Diese Fläche ist randlich mit Wohnhäusern bebaut, der größte Teil zum Tremoniapark umgestaltet.


Tremonia 1/2
Tremonia Mutungen
Tremonia 1/2
Tremonia 1/2 um 1913
Tremonia 1/2
Tremonia 1/2 um 1923 nach dem Umbau
Tremonia 1/2
Tremonia 1/2 um 1923 Kokereiseite
Tremonia 1/2
Tremonia Schacht 1 in den 1940er Jahren
Tremonia 1/2
Tremonia Schacht 1 in den 1940er Jahren
Tremonia 1/2
Tremonia Landabsatz
Tremonia 1/2
Tremonia Versuchsgrube um 1950
Tremonia 1/2
Tremonia Schacht 1 im Jahr 1968
Tremonia 1/2
Tremonia Schacht 2 im Jahr 1968
Tremonia 1/2
Tremonia Maschinenhaus von Schacht 1 im Jahr 2014
Tremonia 1/2
Tremonia Maschinenhaus Schacht 2 im Jahr 2014
Tremonia 1/2
Tremonia Brandschutzanlagen im Jahr 2014
Tremonia Siedlung
Tremoniasiedlung vor der Sanierung
Tremonia Siedlung
Tremoniasiedlung (rechts historischer Teil) im Jahr 2014
Tremoniapark
Tremoniapark im Jahr 2014
Tremonia Schönau
Tremonia Schacht Schönau im Jahr 2014

Westphalia 1/2
Westphalia 1/2 nach einem historischen Stich
Westphalia 1/2
Westphalia 1/2 in den 1920er Jahren
Westphalia 1/2
Westphalia Schacht 2 vor dem Bau der Turmförderanlage
Westphalia 1/2
Westphalia 1/2 Schachtbereich im Jahr 2005
Westphalia 1
Westphalia Schacht 1 Revisionsdeckel im Jahr 2011
Westphalia 2
Westphalia Schacht 1 Revisionsdeckel im Jahr 2014
Westphalia 1
Westphalia Schacht 1 Revisionsdeckel im Jahr 2014
Westphalia 1/2
Westphalia 1/2 Schachtbereich im Jahr 2014
Westphalia 1/2
Westphalia 1/2 Schachtbereich im Jahr 2015
Westphalia 2
Westphalia Schacht 1 Revisionsdeckel im Jahr 2023
Westphalia 2
Westphalia Schacht 1 Revisionsdeckel im Jahr 2023
Westphalia 2
Westphalia Schacht 1 Revisionsdeckel im Jahr 2023
Westphalia 2
Hammerkopfturm von Schacht Westphalia 2 am Schacht Erin 3
Westphalia Kaue
Künstlerhaus Dortmund (Ehemalige Verwaltung/Kaue)
Westphalia Kaue
Künstlerhaus Dortmund (Ehemalige Verwaltung/Kaue)

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