Zeche Oespel in Dortmund-Kley
1856 - 1962
Die Zeche Oespel enstand aus der Vorgängeranlage Borussia. Ohne das Kohlesyndikat, zu dem Oespel
nicht gehörte wäre Borussia wohl weiter in Betrieb geblieben. Der Name ist die latinisierte Bezeichnung für Preussen, Oespel ist
nach dem Dorf östlich des Zechenareals benannt.
Die Zeche war von vielen Unglücksfällen betroffen (s.u.). Dies lag sicher an der stark gestörten Lagerstätte, doch vor allen an
offensichtlich schlechtem Sicherheitsmanagment und teilweise mangelhafter Arbeit z.B. beim Schachtausbau.
Da im Grubenfeld von Oespel das Karbon nur knapp 20 m unter der Tageoberfläche ansteht ist das Deckgebirge durch Bergsenkungen
sehr stark zerrüttet und kann Merhanausgasungen daher nicht verhindern. Dei stärkerem Gebirge wird das Gas normalerweise zu den
Tagesöffnungen geleitet und kann kontrolliert gesammelt werden. Im Bereich der Wohnbebauung hat dies zu Problemen geführt (s.u.).
Borussia
Unter dem Namen Ver. Borussia begann 1856 das Abteufen von zwei Schächten. Schacht 1 wurde Förderschacht,
im Schacht 2 war die Wasserhaltung untergebracht. Eine Dampfmaschine trieb das Gestänge der Pumpe mit einen Balancier übertage
an. Dies erforderte damals einen eigenen Schacht. Die Förderung begann 1858. Sie blieb relativ niedrig und lag erst
1909 über 200000 Tonnen jährlich. Der Abbau bewegte sich nach Osten. 1877 wurde ein dabei nötiger Wetterschacht abgeteuft.
Von diesem Zeitpunkt an scheint sich der Zustand der Zeche immer weiter verschlechtert zu haben.
1877 starben 15 Bergleute bei einem Grubenbrand, 1883 bei zwei Schlagwetterexplosionen sechs und zwei und 1884 bei einer
Schlagwetterexplosion drei Bergleute. 1888 musste nach einem Grubenbrand eine Abteilung aufgegeben werden, 1889 eine weitere
nach einem Wassereinbruch von übertage. Der inzwischen auch als Förderschacht genutzte Schacht 2 war in einem so schlechten
Zustand, dass die Förderung eingestellt wurde. 1892 wurde der Wetterschacht 3 abgeteuft, da sich der Abbau in das Südfeld
verlagerte. Dort konnte ein Felderteil der Nachbarzeche Kaiser Friedrich abgebaut werden, der für diese Zeche zu weit vom
Förderschacht lag. Dazu wurde das 1890 abgesoffene Südfeld gesümpft. Ende 1893 konnte hier der Abbau beginnen, nachdem im selben
Jahr ein Defekt in der Wasserhaltung das vorübergehende Abdämmen nötig machte. Eine Kokerei und eine Brikettfabrik waren wohl
nur wenige Jahre in Betrieb.
Zwischen 1896 und 1902 gab es Störungen durch das Zubruchgehen von Schacht 2 und dem danach begonnenen Tieferteufen. 1898
forderte eine Schlagwetter-/Kohlenstaubexplosion sieben Tote. 1903 begann das Abteufen von Schacht 4, der eigentlich für eine
neue Förderanlage vorgesehen war. Er lag im Pachtfeld der Gewerkschaft Oespel und wurde nun zurückgegeben, da Borussia
aus Syndikatsgründen für den neuen Schacht keine Förderquote erhalten hätte. Der Schacht bekam im unteren Abschnitt einen so engen
Querschnitt, dass er nur zur Bewetterung taugte.
1905 brannte der Schacht 1 durch eine umgeworfene Öllampe völlig aus, wobei 39 Bergleute starben. Offensichtlich waren unter
Tage die Sicherheitskontrollen äußerst lasch. 1905 wurde die Zeche quasi stillgelegt. Ab 1906 begann mit einer Belegschaft
von 142 Bergleuten das Sümpfen und Wiederaufwältigen der Grubenbaue. Der verbrochene Schacht Borussia 1 wurde abgeworfen, da
er aus Syndikatsgründen keine Förderquotenzuteilung erhielt. Im Schacht Borussia 2 und Oespel 1 begann die Eigenbedarfsförderung.
Bei zwei Steinschlägen im Oktober 1906 starben jeweils drei Bergleute. 1908 wurde Der Schacht Borussia 1 verfüllt. Danach kam
die Förderung wieder in Gang, reichte aber nicht für einen rentablen Betrieb. 1911 erfolgte die Übernahme durch Oespel.
Oespel
Im Prinzip war die Zeche Oespel der Nachfolgebetrieb von Borussia. Der Teufbeginn von Schacht Oespel 1 war
1903, die Betriebsaufnahme im Jahr 1906. Es wurden anfangs nur Kohlen aus dem Feld Borussia gefördert (Grund: Kohlesyndikat, s.o.).
Für den Abbau im Feld Oespel ab 1907 wurde ein neuer Wetterschacht 2 abgeteuft, der später auch Seilfahrt- und Materialschacht war.
Während der Neuausrichtung starben drei Bergleute beim Ausbrechen der Schachtwandung von Schacht 1.
Bei der völligen Übernahme von Borussia im Jahr 1911 wurden die Schächte umbenannt (Borussia 2 zu Oespel 2, Wetterschacht zu Oespel 3).
Es gab eine neue Brikettfabrik und die Kokerei von Borussia ging wieder in Betrieb. Die Zeche entwickelte sich zu einem mittelgroßen
Betrieb. Das Umfeld war bis in die 1960er Jahre ländlich geprägt und es gab keinen größeren Betrieb neben der Zeche. Sie wurde
in der Kohlenkrise ab 1958 als eine der ersten stillgelegt, da die geologischen Verhältnisse keinen rentablen Betrieb zuließen.
Der Kokereibetrieb wurde 1961 eingestellt, die Förderung Ende September 1962.
1906 starben sechs Bergleute bei einem Bruch im Schacht 2.
Heute ist das Zechengelände Teil eines Gewerbegebiets. Einige Gebäude sind erhalten und werden weiter genutzt. Über den Schächten
von Borussia im Bereich von Parkplätzen stehen Protegohauben. Schacht Oespel 1 liegt ohne Haube etwas versteckt auf einem Firmenparkplatz.
Eine weitere Protegohaube steht am ehemaligen Bergeschacht. Dort wurde über Tage Haldenmaterial für den Versatz zerkleinert und in die
Grubenbaue verbracht. Er reichte sicher nur bis zur ersten Sohle mit einer Teufe von 63 Metern. Im Bereich des früheren Holzlagers
und der Halde hat sich ein schwedisches Möbelhaus etabliert. Zwei Methangasbrunnen auf dem Parkplatz sammeln das noch immer austretende
Gas, das aus dem durch den sehr oberflächennahen Abbau zerütteten Gebirge stammt. Die beiden kleinen Zechenkolonien sind überwiegend
erhalten.
Es existierten weitere Schächte im Bereich des Ortskerns von Oespel. Der Wetterschacht 5 war nur 30 m (tonnlägig) tief. Der Schacht 6
ist in einem Luftbild von 1951 gut zu erkennen. Er war wohl einziehender Luftschacht, da kein Lüfter (nur bei Ausziehschächten)
erkennbar ist. Ein weiterer nicht genau bekannter Schacht lag am Ortsrand.
Der alte Luftschacht 2 von Borussia südlich des Ortskerns wurde 1911 in Oespel 3 umbenannt und für Seil- und Materialförderung
genutztausgebaut. Um den Schacht herum entstand eine größere Zechensiedlung, die nach der Stilllegung privatisiert wurde. Der Ursprung
ist noch erkennbar. Am Schacht selbst kam eine Bungalowbebauung dazu. Dieser befindet sich nicht zugänglich im Gartenbereich
eines Hauses. 2005 wurde die Schachtabdeckung saniert.
Etwas südlicher lagen zwei Wetterschächte. Beide waren seiger (senkrecht) 40m / 50m tief und darunter tonnlägig im Flöz je 10 m bzw.
20 m. Sie könnten aus der ersten Betriebsphase von Borussia stammen.
Nachkriegsbergbau
Es gab zwei sehr unterschiedliche Kleinzechen. Eine als Vertreter der Kleinstbetrieb, die oft nur ein einfaches
Dreibeingerüst mit einer Umlenkrolle für das Förderseil hatten. Die andere hatte mehrere Betriebsgebäude und Kohlebunker.
Östlich vom Schacht 6 lag die Nachkriegszeche Im weißen Feld. Inbetriebnahme war 1961. Von Jul1 1962 bis März 1963 ruhte
der Betrieb. Die Keinstzeche mit zwei Beschäftigten förderte nur 369 bis 387 t/a. Stilllegung war Ende Mai 1964. 1963 gab es eine
Schlagwetterverpuffung, ein Hinweis auf die gestörte Lagerstätte im Bereich der Zeche Oespel. Die tonnlägigen Schächte
waren 80 m (Förderung) und 50 m (Wetter) tief. Spuren sind nicht vorhanden.
Die Zeche Justus lag südwestlich im Grünzug der Dünnebecke. Der Betrieb lief von 1956 bis 1967. Mit 52 bis 83 Beschäftigten
wurden 20000 - 25000 t/a gefördert. Maximal waren es 1964 15779 t. Die Betriebsfläche wurde renaturiert und wird landwirtschaftlich
genutzt.
Übersicht Schachtdaten
Schacht |
Teufbeginn |
Betrieb |
Stilllegung |
max. Teufe (m) |
Kokerei/Brikettfabrik |
Borussia 1 |
1856 |
1858 |
1905 |
580 |
1879 - 1961 (K) |
Borussia 2 (Oespel 2) |
1856 |
1858 |
1962 |
578 |
1894 - ca. 1896 (B) |
W2 (Oespel 3) |
1877 |
1877 |
1962 |
479 |
|
W3 (Oespeler LS) |
1862 |
1862 |
1906 |
479 |
|
Borussia 4 (Ospel 1) |
1903 |
1906 |
1962 |
578 |
|
maximale Förderung Borussia 210199 t 1909
durchschnittlich 150000 t/a
maximale Förderung Oespel 630261 t 1938
durchschnittlich 300000 - 400000 t/a
Der starke Methananteil in der Lagerstätte zeigt sich nicht nur an den Protegohauben über den Schächten.
Neben den Gasbrunnen auf dem IKEA-Parkplatz gibt es eine weitere Protegohaube an einem etwa 2010 gebauten Wohnhaus an der
Overhoffstraße. Hier scheint noch soviel Gas auszuströmen, dass eine Drainage gefährliche Konzentrationen in den Kellerräumen
verhindert. Ausgasungen können bei einem plötzlichem starken Abfall des Luftdrucks auftreten. Dies wurde etwa ab 1890 systematisch
durch eine Schlagwetterkommission in Preußen untersucht und bestätigt.
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- Oespel Schacht 1/2 im Jahr 1935
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- Oespel Schacht 1/2 im Jahr 1958
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- Ansicht 1958 im ländlichen Umfeld
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- Oespel Schacht 1 im Jahr 2008
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- Oespel Schacht 1 im Jahr 2008
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- Oespel Schacht 2 im Jahr 2005
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- Oespel Schacht 2 im Jahr 2005
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- Oespel Schacht 2 im Jahr 2008
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- Oespel Bergeschacht im Jahr 2008
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- Oespel Bergeschacht im Jahr 2008
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- Oespel Gasbrunnen im Jahr 2008
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- Oespel Gasbrunnen im Jahr 2008
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- Oespel Gasbrunnen im Jahr 2008
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- Oespel Gasbrunnen im Jahr 2008
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- Oespel Restgebäude und Neubauten im Jahr 2015
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- Oespel Restgebäude und Neubauten im Jahr 2015
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- Protegohaube an der Overhoffstraße im Jahr 2012
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- Protegohaube an der Overhoffstraße im Jahr 2012
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- Oespel Schacht 3 im Jahr 1935
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- Oespel (6) Luftschacht im Jahr 1951 im Luftbild
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- Kleinzeche Justus mit Kohlebunkern
zur Auswahl