Hörder Kohlenwerk

1856 - 1925


Übersicht Hörder Kohlenwerk


Der Hörder Bergwerksverein stand in enger Beziehung zur Hermannshütte, aus der sich Hoesch entwickelte. Die Hütte begann 1843 mit ihrer Produktion und entwickelte sich gut. Für die Versorgung mit Kohle und später auch Koks (eigene Kokerei) waren eignene Zechen sinnvoll. Die hütte erwarb von 1854 bis 1856 eine Reihe von bei Brackel und Asseln Grubenfeldern, die 1859 als Hörder Kohlenwerk konsolidiert wurden. 1906 erzielte der Hörder Verein mit 15% Rendite sein bestes Ergebnis und fusionierte mit dem Phoenix, Aktiengesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb zu Duisburg-Ruhrort. Danach wurde über 80% der Förderung ab Betriebe im Konzern geliefert.
Im Grubenfeld wurden die Zechen Schleswig und Holstein abgeteuft, die später zu einer Anlage zusammengefasst wurden. Im Feld stand stellenweise Kohleneisenstein an, der auf der Hermannshütte eingesetzt wurde. Das phosphorhaltige Erz kam mit der Einführung des Bessemerverfahrens ab 1864 nicht mehr zum Einsatz. Von 1891 bis 1897 wurde es wieder für das Thomasverfahren genutzt. Danach waren die Vorräte erschöpft.
1912 wurden die Felder der stillgelegten Zeche Lucas erworben, 1914 kam Neu-Düsseldorf dazu. Ein abgelegener Felderteil wurde 1868 an die Zeche Freiberg verpachtet. Durch die Folgen der Ruhrbesetzung ab 1923 kam es zur Stilllegung von Schleswig. 1928 folgte Holstein.
Beide Zechen waren hochmodern. 1859 wurde hier zum ersten Mal in Ruhrgebiet die Seilfahrt erlaubt. Bis dahin fuhren die Bergleute über Fahrten in die Grube ein. Die Förder- und Aufbereitungfanlagen waren immer auf dem aktuellen technischen Stand. Elektrisches Licht gab es ab 1894, als Antriebsenergie ab 1902 und 1903 begann die Fahrdrahtlokomotivförderung unter Tage.
Es ereigneten sich bis auf Schlagwetterexplosion wenige schwere Unglücke. Zwischen 1861 und 1925 ereigneten sich 23 mit insgesamt 15 Toten, davon sechs 1867 und drei 1892. Beim Abtragen der schwelenden Halde von Schleswig kam es 1924 zu einer Explosion mit elf Toten.


Schleswig

1853 wurde ein Eisenerzgeviertfeld verliehen. Bei Bohrungen wurde 1854 ein Kohleflöz erschlossen und ab 1851 wurden die Schächte 1 und 2 abgeteuft. 1859 begann die regelmäßige Förderung. Sie wurde mit einer Schmalspurbahn zur Hermannshütte nach Hörde (ab 1877 Normalspur) transportiert. Dort wurde sie in der Hüttenkokerei eingesetzt, erwies sich aber als ungeeignet. Von 1873 bis 1874 wurde auf einer eigenen Kokerei die Produktion aufgenommen. Ohne Einsatz von Fettkohle, die zugekauft werden musste konnte nur minderwertiger Koks erzeugt werden. Die Produktion wurde wegen der zu hohen Kosten eingestellt. Von 1880 bis 1886 wurde noch einmal Koks erzeugt. Die Kohle wurde danach weiter als Beimischung in den Koksöfen der Hütte genutzt, für die sie gut geeignet war. Der Abbau von Kohleneisenstein begann 1884.
Um 1860 begann neben der Zeche ein medizinischer Solbadbetrieb. Er war sehr beliebt, da ihn Betriebsangehörige zu günstiegen Preisen nutzen konnten. 1911 wurden mehr als 12000 medizinische Bäder verabreicht, 1921 waren es knapp 25000. Das Bad lief bis zu Stilllegung 1925. Mit der Einstellung der Wasserhaltung endete auch die Soleförderung.
Von den Zechengebäuden ist nur das Pförtnergebäude am Zechentor erhalten. Das Zechengelände ist verwildert.

Holstein

1872 wurde der Schacht 3 für die Wasserhaltung von Schleswig abgeteuft. Dies führte zur Entstehung der Anlage Holstein. Ab 1874 wurde der Schacht 1 abgeteuft, der 1877 die Förderung aufnahm. Relativ früh erhielt er 1892 ein eisernes Fördergerüst. 1894 ging der Wetterschacht in Betrieb. Der Abbau von Kohleneisenstein begann 1891.
Nach der Stilllegung wurden die meisten Betriebsgebäude abgerissen. Restgebäude der Kaue nutzt die freiwillige Feuerwehr. Auch das Gebäude der Markenkontrolle ist erhalten. Der Revisionsdeckel von Schacht 3 liegt in einem kleinen Grünbereich.

Lucas

Die Zeche Lucas sollte ab 1854 angelegt werden. Offenbar wegen Finanzproblemen wurden erst 1882 neue Versuche unternommen, die wieder erfolglos blieben. Im Jahr 1900 wurde das Feld der Nachbarzeche Neu-Düsseldorf erworben. Erst 1904 begann das Abteufen der Schächte Stolberg 1 und 2. 1906 begann die Förderung. Erreicht wurden 11698 t.
Der Betrieb stand unter keinem guten Stern. Die Aufschlüsse waren unbefriedigend. Dazu kamen Unglücksfälle. 1908 starben sechs Bergleute bei einer Schlagwetter-/Kohlenstaubexplosion, 1910 drei bei einem Seilfahrtsunglück. In diesem Jahr wurde die maximale Förderung von 94107 t erreicht.
Bevor die Zeche bessere Ergebnisse erzielen konnte verursachte ein Grubenbrand durch Kohlenselbstentzündung mit nachfolgendem Absaufen der Grubenbaue das Ende der Zeche. Die Betriebsfläche wurde als Lagerplatz der Stahlbaufirma Klönne genutzt, später vom Bauhof der Stadt Dortmund. Heute ist sie in einem Gewerbegebiet aufgegangen, die Schächte wurden mit Betonpfropfen verschlossen.

Neu-Düsseldorf

1857 begann das Abteufen des Förderschachts, Förderbeginn war 1860. Wegen schlechter Aufschlüsse endete schon 1865 der Betrieb. Die Berechtsame kam 1900 zu Lucas. Es existiert eine Ansicht der Zeche mit einem aufwändigem Malakoffturm. Wahrscheinlich war er deutlich schlichter. Die Zeche lag damals weit ausserhalb von Dortmund. Heute befindet sich hier ein dicht bebautes Wohnviertel. Der Name der Zeche könnte sich auf Geldgeber aus Düsseldorf beziehen.

Übersicht Schachtdaten

Schacht Teufbeginn Inbetriebnahme Stilllegung max. Teufe (m) Kokerei
Neu-Düsseldorf 1857 1860 1862 201  
Schleswig 1 1855 1858 1925 559 1873 -1874/1880-1886
Schleswig 2 1855 1858 1925 559  
Schleswig 3 1872 1873 1927 400  
Holstein 1 1874 1877 1928 411  
Holstein 2 1893 1894 1928 521  
Stolberg 1 1904 1905 1911 250  
Stolberg 2 1905 1906 1911 204  


maximale Förderung 627581 1913
durchschnittlich 300000 - 450000 t/a

1887 erreichte die Eisensteinförderung 136200 t. Während der intensiveren Abbauphasen lag sie bei 50000 - 60000 t jährlich.


Freiberg

Freiberg
Die ursprünglich als Freiberg & Augustenshoffnung begonnene Zeche lag Holzwickede-Rausingen. Ein Schurfschein wurde 1850 ausgestellt, Förderbeginn 1861. Nachdem ab 1864 ein Bahngleis zum Bahnhof Holzwickede bestand stieg die Förderung stetig an - von rd. 10000 t auf rd. 80000 t in zwei Jahrzehnten, für die Randlage durchaus zufriedenstellend. Ab 1894 wurde nur noch der Name Freiberg benutzt. 1905 kaufte der Mülheimer Bergwerks-Verein die Zeche und begann im folgenden Jahr mit der Brikettfabrikation.
1912 kaufte die Zeche Lothringen den Betrieb auf, als die Vorräte fast erschöpft waren und sicherte sich die Fördermenge. Damit konnte die Beteiligungsziffer beim Kohlensyndikat auf die eigene übertragen werden, nachdem Freiberg im selben Jahr stillgelegt wurde. 1913 wurden die Schächte verfüllt und fast alle Tageesanlagen abgebrochen.
Die drei Schächte am Förderstandort sind mit einer Werkshalle überbaut. Ein Zechengebäude ist noch erhalten. Der nördliche Luftschacht liegt heute auf den Gelände des Dortmunder Flughafens.

Übersicht Schachtdaten

Schacht Teufbeginn Inbetriebnahme Stilllegung max. Teufe (m) Brikettfabrik
1 (Clemens) 1856 1861 1912 249 1906 - 1912
Wetterschacht Nord 1868 1871 1912 127  
Bergeschacht vor 1890 vor 1890 1912 40  
Wetterschacht Mark 1891 1892 1912 40  


maximale Förderung 132299 1910
durchschnittlich 80000 - 110000 t/a


Hermannshütte

Die Hermannshütte war der Motor für die Industrialisierung im Raum Hörde und die Entwicklung des heutigen Dortmunder Stadtteils. Der Iserlohner Fabrikant Hermann Diedrich Piepenstock wollte das elterliche Unternehmen (Fabrikation von Stecknadeln und Haken) ausweiten. Er baute ein Walzwerk (1828) und die erste Weißblechfabrik Westfalens (1835). Ab 1841 begann er in Hörde eine Eisenhütte zu errichten, die Hermannshütte. Vorbild war England, wo Stahl produziert und im selben Unternehmen weiterverarbeiten wurde. Als erstes wurde ein Puddelwerk bebaut, damals der technische Standard bei der Stahlerzeugung. Das Roheisen wurde u.a. aus Belgien bezogen. 1849 kam der entscheidende Impuls zur Erweiterung der Anlagen. Um Hörde und in anderen Bereichen des Ruhrgebiets wurde das "Blackband" entdeckt. Der Begriff stammt aus England, wo die mit Eisenerz angereicherten Flözpartien schon länger bekannt waren (übrigens dieselben Flöze wie im Ruhrgebiet). Dies führte ab 1853 zum Bau von Hochöfen westlich der Hütte. Das Erz kam aus Zechen im Umfeld und zum ersten Mal wurden die Rohstoffe (Koks, Erz, Zuschläge) aus der Nachbarschaft eingesetzt. Die Hochofenanlage galt damals als eine der besten in Deutschland."

Hermannshütte 1860 Hermnnshütte 1860 Hermannshütte Plan Hermnnshütte Plan Hermannshütte 1908 Hermnnshütte 1908

1846 wurde die Hermannshütte aus den Piepenstockschen Betrieben ausgegliedert. 1852 erhielt man die Konzession für eine Aktiengesellschaft, bei der die Hermannshütte zentraler Bestandteil des neu gegründeten Hörder Bergwerks- und Hütten-Vereins wurde. Später entstand daraus der Hoesch-Konzern. Die Hütte blieb immer auf dem modernsten Stand, vor allem bei der Stahlerzeugung. 1864 führte sie als zweites Unternehmen das Bessemerverfahren ein. Bei der Umstellung auf das Thomasverfahren ab 1880 war die Hütte zusammen mit den Rheinischen Stahlwerken die erste bei der Einführung. Zeitweilig war sie Spitzenreiter in Europa bei den Kapazitäten. Ab 1882 wurde auch das Siemens-Martin-Verfahren eingeführt, das die Verwertung von Schrott ermöglichte. 1887 war der für den Schiffbau hergestellte SM-Stahl weltweit gefragt. Trotz der üblichen Konjunkturkrisen war die Hütte bis zur Eingliederung in den Phoenix der Wirtschaftmotor für die Stadt Hörde.


Schleswig
Zeche Schleswig 1/2 um 1866 mit den ersten Koksöfen
Schleswig
Zeche Schleswig 1/2 im Jahr 1912
Schleswig
Zeche Schleswig Pförtnerhaus im Jahr 2005
Schleswig
Zeche Schleswig Gelände im Jahr 2005
Schleswig
Zeche Schleswig Gelände im Jahr 2005
Holstein
Zeche Holstein 1/2 im Jahr 1908
Holstein
Zeche Holstein 1/2 im Jahr 1911
Holstein
Zeche Holstein 1/2 im Jahr 1912
Holstein
Zeche Holstein Schacht 3 im Jahr 2005
Holstein
Zeche Holstein Schacht 3 im Jahr 2005
Holstein
Zeche Holstein Rest- gebäude im Jahr 2005
Neu Düsseldorf
Zeche Neu Düsseldorf im Jahr 1860
Neu Düsseldorf
Verwaltungsgebäude am Standort Zeche Neu Düsseldorf
Neu Düsseldorf
Fassadendetail

zur Auswahl