Zeche Hannover in Bochum-Hordel
1857 - 1967
Bergwerke Bochum
1967 - 1973
Die Anlage Hannover wurde ab 1853 unter dem Namen Sechs Brüder & Sechs Schwestern gemutet.
Unter diesem Namen wurden auch die ersten Schächte abgeteuft. Es gab allerdings massive Probleme mit Wassereinbrüchen, die letzlich zu einer
Aufgabe führten. Zwar hatte man die beiden Schächte mit Tübbingen ausgebaut und lag damit auf dem technischen Stand. Handwerklich
war nicht sauber gearbeitet worden. Die Tübbingsäule von Schacht 1 war undicht. Die Zuflüsse konnten auch 1866 nicht gestoppt
werden und waren ein Grund für den nachfolgenden Konkurs. Erst mit dem Kauf durch Krupp und die Umbenennung in Hannover
im Jahr 1869 konnte sich der Betrieb kontinuierlich weiter entwickeln. Eine regelmäßige Förderung kam erst 1870 in Gang. Die
Bezeichnung Hannover wurde schon davor alternativ ab 1856 genutzt. Sie leitet sich ab von der Herkunft der ersten Geldgeber
aus Celle (Hannoversche Bergbaugesellschaft). Eine Reihe technischer Neuheiten machten die Anlage zu einer der modernsten
ihrer Zeit.
1877 wurde auf Schacht 1 die erste Koepeförderung (Patent im selben Jahr) eingebaut. Sie entwickelte sich zum heutigen allgemeinen
Standard. 1888 wurde auf Schacht 2 weltweit die erste Turmförderung nach diesem Patent eingerichtet. Das Prinzip ist ein Seil, an
dem zwei Förderkörbe hängen. Das Seil wird nur über eine Treibscheibe bewegt und nicht mehr aufgewickelt. Zur Stabilisierung ist
unter den Körben ein weiteres frei hängendes Seil befestigt, das als Flachseil ausgebildet ist, damit es nicht in Schwingungen
gerät. So entsteht eine Art Endlosschleife. Es folgten 1891 die erste maschinelle Streckenförderung, 1904 der Einsatz von Benzolloks
auf der Anlage Hannover 3/4. 1921 wurden elektrische Grubenlampen eingeführt, 1941 die ersten Hobelstrebe (Beginn des maschinellen Abbaus)
und 1947 die erste Vierseilförderung der Welt im Schacht 2. Die Last wird wie bei einem Flaschenzug auf mehrere Seile verteilt.
Diese können somit dünner sein und die Seilscheiben (ebenso die Fördergerüste) damit kleiner. 1951 wurden zusammen mit Hannibal
die ersten CO-Selbstretter im Ruhrgebiet eingesetzt.
Grubenunglücke blieben selten. 1915 starben sechs Bergleute bei einem Grubenbrand, durch Steinschlag 1916 und einen Streckenbruch 1918
jeweils drei. Eine Sclagwetterexplosion forderte 1939 20 Tote.
1958 wurde die Nachbaranlage Königsgrube und 1959 Hannibal in einen Verbund eingegliedert. Hauptförderschacht wurde
der Schacht Hannover 2. 1967 erfolgte mit der Gründung der Ruhrkohle eine Neuordnung zum Abbau der Restkohlen benachbarter Zechen,
hier die Kohle aus dem Bochumer Norden und dem Herner Süden. Es entstanden die Bergwerke Bochum als Folgebetrieb mit der
imposanten Zahl von anfangs 25 Schächten. Diese wurden bis auf die tatsächlich benötigten sofort stillgelegt.
Die drei Schachtanlagen prägten mit ihren Zechensiedlungen den Grenzbereich Bochum/Wanne-Eickel, besonders das langgestreckte Areal
von der Zeche Königsgrube über die Kokerei Hannover bis zum Zechenkraftwerk. Dazwischen lagen die zahlreichen Kolonien,
die heute einen einzigartigen Überblick von den frühen zeilen- oder reihenartig angelegten aus den 1870er Jahren bis zur Dahlhauser Heide
im Gartenstadtstil geben. Dazu kommen die Zweckbauten aus den 1950er und 1960er Jahren, Brachflächenbebauung und Umbau/Ergänzungen
zwischen 1980 und 2000.
Hannover
Die Schächte 1 und 2 wurden ab 1857 als Doppelmalakoffanlage gebaut. Davon gab es im Ruhrgebiet wegen des hohen
Kapitalbedarfs nur wenige. Sie wurden mit Carl und Christian (später Hermann) bezeichnet. Schacht 2 wurde gleich wegen starker
Wasserzuflüsse gestundet und erst 1865 weiter geteuft und auch die restlichen 18 m des Turms aufgemauert (insgesamt rd. 31 m).
Die ersten Gesellschafter hatten sich wie damals oft vorgekommen finanziell übernommen. Erst
Krupp baute die Zeche zu einer
Musterzeche aus, zu der auch die Kolonie Dahlhauser Heide gehörte, die als Gartenstadt angelegt wurde. Diese ist komplett erhalten
und steht unter Denkmalschutz. Das Zechenareal mit der Kokerei reichte bis an die Stadtgrenze Wanne-Eickel und dort schloss sich
direkt die Zeche
Königsgrube an.
Von den Anlagen blieb der Malakoffturm über Schacht 1 mit dem Maschinengebäude erhalten. Er gehört zur Route der Industriekultur,
die originale Dampfmaschine der Förderung von 1892 kann besichtigt werden. Sie ist funktionstüchtig und wird bei Besichtigungen auch
(elektrisch angetrieben) in Betrieb gesetzt. Auf dem Gelände arbeitet ein Verein, der Kulturangebote anbietet und eine Gastronomie
betreibt. Jährlich findet ein Dampfmobilfestival statt, bei dem u.a. Lokomobile und Dampfwalzen präsentiert werden. Im Malakoffturm werden
auch Ausstellungen veranstaltet. Der Umriss von Schacht 2 deutet eine mögliche aber eher unwahrscheinliche Rekonstruktion des
zweiten Malakoffturms an. Der Schacht 5, der ein imposantes zweigeschossiges Doppelstrebengerüst hatte ist mit einer Tafel markiert.
Daneben liegt die "Zeche Knirps". Hier wird Kindern - ausgestattet mit Helm und Bergmannshemd - die Kohleförderung mit Kies
spielerisch näher gebracht (
Zeche Knirps). Als weiteres
Relikt ist das Lüftergebäude am Schacht 1 erhalten. Hier kann die Technik nachvollzogen werden. Der innenliegende Antrieb setzte
die eingehausten Ventilatoren in Umdrehung. Die aus dem Schacht angesaugte Luft wurde durch die trichterartigen Diffusoren ausgeblasen.
An kalten Tagen bildeten sich Dampfschwaden durch die feuchtere und wärmere Luft von unter Tage.
Die Kokereifläche ist komplett renaturiert. Eine nördlich anschließende Rasenfläche wird als Flugplatz für Modellflugzeuge genutzt.
Das Zechengelände ist Teil des Westfälischen Industriemuseum. Die aktuellen Angebote können unter
Zeche Hannover eingesehen werden.
Die Zeche baute ab 1872 Zechensiedlungen. Die zweitgrößte enstand zwischen i.W. zwischen 1902 und 1906 östlich der Zeche. Viele
von den ursprünglich 121 Gebäuden der Eickler Kolonie sind erhalten. Die Fotos unten geben einen Eindruck der Typenvielfalt wieder.
Dazu kamen 1950 vier Fertigteilhäuser. Davon ist eines noch fast original erhalten.
Südlich entstand die größte und eine der bekanntesten Zechensiedlungen im Ruhrgebiet, die Dahlhauser Heide mit 351 Gebäuden (einige
nach dem Krieg). Zwischen 1907 und 1915 entstand eine Gartenstadt mit Schulen, Kindergärten, einem Werkskonsum und einem Kasino.
90 im Krieg zerstörte Doppelhaushälfen wurden wieder nach 1945 wieder aufgebaut. Am 5. Juni 1975 wurde die Siedlung unter Denkmalschutz
gestellt. Von 1977 bis Mitte der 1980er Jahre wurde die Siedlung saniert und dabei der Beamtenhof zu Seniorenwohnungen umgebaut.
Das leicht veränderte Konsumgebäude nutzt heute ein Handwerksbetrieb.
Die Anlage 3/4/6 stand immer im Schatten der Hauptanlage, da für großzügige Erweiterungen der Platz fehlte und sie
mit den westlich angrenzenden Zechen in Konkurrenz stand. Sie lag in Wattenscheid-Günnigfeld. Der Schacht 3 hatte einen leider nicht
erhaltenen architektonisch sehr aufwändig gestalteten Malakoffturm. Schacht 4 wurde wie Schacht 3 ab 1873 abgeteuft, aber wie Schacht
2 gestundet und erst 1899 weiter geteuft. Das Gerüst über Schacht 6 war fast baugleich mit dem von Schacht 5, hatte aber nur drei
Streben, um einen möglichen Schiefstand auszugleichen. Von den Betriebsgebäuden ist fast nichts erhalten. Die Reste nutzten einige
Gewerbebetriebe, von denen der flächenmäßig größte Container für Bauschutt, Abfälle u.ä. vermietet. Er nutzt den Bereich der Schächte
als Lagerplatz. Deren Umfeld hat sich inzwischen zu einem Wäldchen entwickelt, das beim Pfingssturm 2014 stark gelitten hat. Die Schächte
sind nicht eingezäunt und durch Tafeln gekennzeichnet, die auf den Rohrstutzen der Nachfüllöffnungen sitzen. Sie sind während der
Vegetationsphase kaum zu erkennen. Auch der Rest der ehemaligen Betriebsfläche ist weitgehend bewaldet bis auf die ehemalige Kokerei,
die parkartig gestaltet wurde und randlich teilweise mit Wohnhäusern bebaut ist. Diese Gestaltung erfolgt aber erst nachdem beim
Bau Altlasten gefunden wurden, die eine kostenspielige Sanierung nötig machten. Die Gewerbebetriebszufahrt ist noch original mit
einer Fahrbahndecke aus grobem Kopfsteinpflaster erhalten. Dies belegt zum einen die "unverwüstliche" Bauart und gleichzeitig die
nicht vorhandenen Entwicklungsmöglichkeiten der Gewerbeflächen.
Einige ältesten Zechhäuser aus der Zeit von 1886 bis 1890 sind fast original erhalten.
Hannibal
Die Zeche Hannibal wurde ab 1848 in Bochum als eine der ersten angelegt, die den stark wasserführenden
Emschermergel durchteuften. Der Name bezieht sich auf den kathargischen Feldherrn Hannibal, der bei einem Feldzug gegen die Römer
mit Kampfelefanten die Alpen überquerte. Von 1852 - 1875 bestand auch eine geringe Eisensteinförderung aus den sog. Blackband,
einer Anreicherung des Flözes Dickebank mit Kohleneisenstein. Die Ausbeute war gering (insgesamt nur 101053 t) und endete im
Jahr 1875. Der Schacht 1 erhielt 1924 nach einem Umbau ein 65 m hohes Turmfördergerüst in Hammerform, das nur in wenigen Exemplaren
gebaut wurde und eine weithin sichtbare Landmarke darstellte. Ein ähnliches, jedoch massiver ausgeführtes ist auf der Zeche
Minister Stein in Dortmund-Eving erhalten. Nach 1959 ging ein Teil der Förderung unter Tage nach Hannover, ab 1964
dann die gesamte Förderung. Das Fördergerüst wurde beim Abriss durch gezieltes Ansägen geschwächt und danach zwei Stützen
mit aluminothermisch durchgetrennt. Das genutzte Gemisch aus Eisen(III)-oxid- (umgangssprachlich Rost) und Aluminiumgranulat
wird auch zu Verschweissen von Eisenbahnschienen verwendet. Ein auf den Fotos erkennbares Seil sorgte für die gewümscht Fallrichtung.
Unglücke ereigneten sich wenige. 1860 starben drei Bergleute bei einem Absturz im Schacht und 1925 sieben bei einer
Schlagwetterexplosion.
Von den Zechengebäuden ist fast nichts erhalten, bis auf Teile der umgebauten Lohnhalle und Waschkaue. Auf der Betriebsfläche liegt
heute das Hannibal Center mit großen Discountern von Lebensmitteln bis zu Möbeln im eher niedrigpreisigen Segment. Seit einigen
Jahren wird das früher schlichte Erscheinungsbild des Komplexes optisch aufgewertet. Über dem Schacht 1 auf dem Parkplatz steht
eine Protegohaube mit einer Infotafel. Schacht 3 kann nur am Revisionsdeckel erkannt werden und befindet sich direkt vor dem
Eingang zu einem Schuhgeschäft. Auf dem Dach sind die kleinen Protegohauben der Gasdrainage zu sehen.
Die Bergbauvergangenheit zeigt eine "Gedächtnisecke" an der Zufahrt. Dort steht ein Kohlewagen. Daneben befindet sich ein wohl
eizigartiges Fundstück, eine Marscheideplatte. Sie war ein trigonometrischer Punkt für alle Einmessungen im Zusammenhang mit
der Zeche - auch unter Tage. Sie wurde zufällig bei Fundamentarbeiten gefunden.
Etwas weiter nördlich liegt der alte Luftschacht, der auch eine Protegohaube hat. Diese ist bis über die Dachtraufe eines angrenzenden
Baumarkts hochgezogen und hat ein Leitergerüst für Revisionsarbeiten. Daneben liegt ein ganz seltenes Gebäude der frühen Tankstellen.
Es gehörte zu den Krupp-Tankstellen (gebaut 1953/54 und bis 1971 in Betrieb). Sie steht seit dem 9. Juni 1997 unter Denkmalschutz.
Bewerkenswert ist die Architektur, die damals mit organischen Formen experimentierte. Das Pendant dazu waren Nierentischen in
den Wohnzimmern. Das nach dem Krieg neu gebaute Gaststättengebäude gegenüber der Zufahrt wurde einige Jahre als Heilpraktikerschule
genutzt uns wird aktuell von einer Fahrschule für LKW genutzt. Große Zechensiedlungen wie bei Hannover baute die Zeche nicht.
Die meisten der kleinen Ensembles sind teilweise erhalten, fallen aber wegen der sie umgebenden ähnlichen Gebäude nicht auf. Sie
sind architektonisch auch eher Durchschnitt. Durch Privatisierung ging zudem der Siedlungscharakter verloren. Nur die
ursprünglich zehn Beamtenhäusern von 1905 neben der Werksgaststätte sind noch als Einheit erhalten. Etwa die Hälfte der Gebäude
wurden so stark beschädigt dass sie nach dem Krieg mit den alten Proportionen neu gebaut wurden.
Neben dem Hannibal Center liegt die gegrünte bis auf einen Rest abgetragene Halde, die daher kaum auffällt.
Auch wenn die Zeche Hannibal völlig verschwunden ist bleibt sie durch eine Fotodokumentation erhalten. Dierekt nach
der Stilllegung am 31. März 1973 begann das Ehepaar Bernd und Hilla Becher mit der fotografischen Dokumentation aller noch
vorhandenen Betriebsanlagen. Sie waren Pioniere bei der Bestandsaufnahme von Fördergerüsten, Hüttenwerken oder Wassertürmen weltweit.
Die heutige Industriekultur besonders im Ruhrgebiet hat sicher eine ihrer Wurzeln in den Arbeiten der Beckers. Der Bildband
"Zeche Hannibal" entstand als Begleitband zu einer Fotoausstellung im Huis Marseille (stifting voor fotografie) in Amsterdam
im Jahr 2000. Im Jahr davor war sie in der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Köln zu sehen. Die Originale wurden vom
Stedelijk Van Abbemuseum in Eindhoven angekauft. Der bei Schirmer/Mosel erschienene Band ist im Buchhandel noch erhältlich.
Der Schacht Hannibal 2 im Herner Stadtteil Eickel hatte einen Malakoffturm, der architektonisch einer der
ansprechendsten des Ruhrgebiets war. Er wurde in einer Nacht- und Nebelaktion abgebrochen, um die beabsichtigte Unterschutzstellung
als Denkmal zu unterlaufen. Ohne ihn ist das ehemalige kleine Betriebsgelände kaum erkennbar. Heute befinden sich hier einige
Gewerbebetriebe unter Nutzung einiger Restgebäude, die fast alle nach Kriegszerstörungen neu gebaut wurden. Der Schacht mit
seiner Protegohaube liegt auf einem Lagerplatz. Seit 1926 wurde der Schacht nur noch zur Bewetterung genutzt. Ab 1935 entstand
auf dem nicht mehr benötigten Teil der Betriebsfläche eine Kohleverflüssigungsanlage zur Treibstoffgewinnung. In den Werkstätten
lief ab 1926 die Ausbildung der Neubergleute für Hannover und Hannibal. Da die Treibstoffwerke im 2.
Weltkrieg bevorzugtes Ziel von Bombenangriffen waren wurde das Zentrum von Herne-Eickel stark zerstört, ebenso die nahe gelegene
Anlage Hannibal 1/3. Heute befinden sich hier chemische Anlagen der zu Evonik gehörenden Degussa. Das ehemalige Maschinenhaus wird als
"Kaisersaal-Eventlocation" mit mit angegliederter Gastronomie von Vereinen und privat z.B. für Hochzeiten gut genutzt.
Am Standort des reinen Wetterschacht Hannibal 4 befand sich ursprünglich eine private Kokerei. Von diesen gab es
ab der Mitte des 19. Jahrhunderts mehrere im Ruhrgebiet. Oft wurden sie von den Zechen der Umgebung übernommen und den Betriebsflächen
angegliedert. Hier traf dies nicht zu. Als 1904 die Kokerei Hannibal 1/3 startete endete der Betrieb. Der Schacht 4 hatte nur
ein Lüftergebäude und einen kleinen Befahrungshaspel, wovon nichts erhalten ist. Die gesamte Fläche (auch die ehemalige Kokerei)
ist unter einer Aufschüttung verschwunden, auf der eine private Reitbahn liegt. In der inneren Grünfläche befand sich bis zur
Sanierung des Schachtkopfs eine Protegohaube. Sie ist seit 2019 nicht mehr vorhanden.
Königsgrube
Die Magdeburger Bergwerke AG teufte ab 1856 insgesamt vier Schächte ab, die alle nur wenige Meter
auseinander lagen. Von den Anlegern kam der Vorschlag, den damaligen König Friedrich Wilhelm IV. mit dem Namen Königsgrube
zu ehren. Die Schächte Luise und Ernestine wurden als Doppelmalakoffanlage gebaut und erhielten später aufgesetzte eiserne
Fördergerüste. Nach der Modernisierung der Anlage vor dem 2. Weltkrieg wirkte sie bedingt durch die kleine Betriebsfläche sehr
kompakt und beherrschte das Bild des angrenzenden Stadtteils Röhlinghausen. Wegen des Platzmangels gab es auch keine Kokerei.
Problematisch war allerdings die Lage direkt im Zentrum des Ortsteils, was u.a. durch die Schließung der Röhlinghauser Straße,
die mitten durch die Betriebsanlagen lief dokumentiert wird.
Als Ersatz für die wichtige Wegeverbindung diente eine Fußgängerbrücke mit hohen Treppen über den Zechenbahnhof, die typisch für
das Ruhrgebiet den Namen "Asthmabrücke" erhielt. Sie lag im Bereich der oft am Schacht gelagten und ausgasenden Kohle und machte
besonders Bergbauinvaliden zu schaffen. Nach der Umgestaltung der ehemaligen Betriebsfläche zu einem Naherholungsbereich ist
fast keine Spur davon geblieben. 1924 kaufte die Deutsche Erdöl AG die Anlage, die sie bis 1954 betrieb. Wegen der
Ruhrbesetzung 1923 wurde die Förderung eingestellt. Die Eigentümer suchten daher einen Käufer. Die Zeche wurde umfassend
modernisiert und daher trotz starker Kriegsschäden wegen des guten Zustandes unter Tage weiter betrieben. 1954 übernahm
die Krupp AG die Zeche und gliederte sie in den Untertagebetrieb von Hannover 1/2/5 bis 1959 ein. Bis 1956 wurde noch
die Kohlenwäsche betrieben. 1961 wurde Königsgrube als selbständiger Betrieb stillgelegt bis zum Februar 1967 für
Seilfahrt und Materialförderung genutzt.
Eine Besonderheit war der ungewöhnliche Kohlereichtum. Das Grubenfeld war nur 3,1 km² groß, enthielt aber viermal soviel bauwürdige
Kohle pro m² wie im Durchschnitt. Daher wurden nur die mächtigsten Flöze abgebaut und bis in die 1920er Jahre war nicht mal eine
Kohlenwäsche nötig. Bei der Eingliederung in den Betrieb von Hannover führte dies zu der wieder einzigartigen Situation,
dass die Abbaubetriebe 500 m höher lagen. Die Kohlen gelangten über die längste Schüttelrutsche im Ruhrbergbau zur tieferen
Fördersohle. Diese Situation spiegelte sich auch bei den Schächten und Abbaubetrieben wieder, da deren Teufe immer mehrere
100 m geringer war als sonst üblich. Die Zeche war insgesamt höchst profitabel und jahrzehntelang lag die Dividende bei 30%.
Der Rest der ehemaligen Bergehalde ist begrünt und parkartig gestaltet. Die Schächte liegen nördlich davon. Die Protegohauben
auf den Schächten Gustav, Luise und Ernestine wurden 2018 bei der dauerhaften Sicherung abgebaut.
Westlich der Zeche entstand überwigend zwischwn 1904 und 1914 die Königsgruber Kolonie. Viele der Zechenhäuser blieben trotz
der Kriegszerstörungen erhalten und sind denkmalgerecht saniert. In der Fotostrecke finden sich einige Beispiele.
Koepeförderung
Auf Hannover wurde die heute übliche Art der Förderung entwickelt. Sie ist benannt nach dem damaligen
Zechendirektor Koepe, die "Lobbyarbeit" und technische Umsetzung zunächst gegenüber Krupp lag bei seinem Schwager und
Vorgesetzten Steingröver. Koepe veröffentliche seine Erfindung 1878 in der Zeitschrift Glückauf. Er agierte aber so ungeschickt
und teils eigenmächtig, dass er nach schweren Zerwürfnissen 1889 bei Krupp kündigte und danach als freier beratender
Ingenieur bis 1910 in Bochum arbeitete. Ein wichtiger Grund war die Treibscheibe. Es war damals umstritten ob das Gewicht des
Seils und der Förderkörbe genug Reibung brachte um ein Durchrutschen des Seil zu vermeiden. Einige Fördermaschinisten
verweigerten die Mitarbeit bei der Erprobung. Dazu kam ein Streit mit einem Mitarbeiter. Koepe fand die Sicherheitsbedenken
seltsamerweise für unberechtigt und auch die darauf folgende Auseinandersetzung mit seinem Arbeitgeber, der auch zu einer
frühzeitigen Entlassung als Betriebsleiter hätte führen können. Bis zu der späteren Eskalation beim Streik 1888, bei dem er
sehr unsouverän agierte herrschte ein Burgfrieden. Nach einer erneuten demütigenden Befragung kündigte Koepe.
Das Prinzip der Koepeförderung ist eine Art Seilschleife mit Antrieb über eine Treibscheibe. Dabei wird des Förderseil nicht mehr
wie vorher aufgewickelt. Bei den anfängliches Flachseilen aus Sisal- und Hanffasern geschau dies mit einer Bobine bei der das
Seil wie auf einer Spule aufgewickelt wurde. Nach der Zulassung von Drahtseilen geschah dies mit Hilfe einer Trommel oder einer
Spindel. Beides war relativ umständlich. Mit größerer Teufe erreichten die Trommeln und Spindeln absurde Ausmasse. Dies kann
am Foto vom Abbruch des Schachts 3 der Zeche Gneisenau nachvollzogen werden. Hier waren zwei Dampfmaschinen zum Antrieb
installiert. Die Fördereile wurden auf der Trommel in der Mitte aufgewicklelt. Der Schacht war mit etwa 440 m nicht besondes
tief. Auf der relativ großen Trommel war für etwa 40 Wicklungen von geschätzt etwas über zehn Metern Platz. Damit wäre bei
einem Tieferteufen eine neue größere Trommel benötigt worden. Dies zeigt klar die Grenzen dieses Wickelbetriebs auf. Beim
neuen Prinzip entfielen diese Nachteile. Zur Stabilisierung der Förderkörbe wird ein Unterseil zwischen beiden eingehängt.
Um ein Pendeln zu vermeiden sind diese als Flachseile ausgebildet und daher versteift. Es ist auch nur noch der Platz für
die Treibscheibe und ihren Antrieb nötig. Zudem sind platzsparende Turmförderanlagen möglich.
Die renovierte Dampfmaschine von Schacht 1 wird regelmäßig elektrisch angetrieben in Betrieb genommen und ist ein
Publikumsmagnet. Ein Film Dampfmaschine zeigt sie
in Funktion. Besucher können sie hautnah erleben (Vorführung).
Übersicht Schachtdaten
Schacht |
Teufbeginn |
Betrieb |
Stilllegung |
max. Teufe (m) |
Kokerei |
Hannover 1 |
1857 |
1863 |
1973 |
739 |
1893 - 1973 |
Hannover 2 |
1857 |
1869 |
1973 |
1045 |
|
Hannover 3 |
1873 |
1880 |
1973 |
749 |
1880 - 1931 |
Hannover 4 |
1873 |
1899 |
1954 |
749 |
|
Hannover 5 |
1905 |
1908 |
1973 |
739 |
1880 - 1931 |
Hannover 6 |
1920 |
1929 |
1973 |
951 |
|
Hannibal 1 |
1848 |
1854 |
1973 |
976 |
1904 - 1945 |
Hannibal W |
1863 |
1868 |
1910 |
290 |
|
Hannibal 2 |
1872 |
1875 |
1973 |
615 |
|
Hannibal 3 |
1901 |
1903 |
1973 |
950 |
|
Hannibal 4 |
1914 |
1916 |
1973 |
750 |
|
Königsgrube 1 (Ernestine) |
1856 |
1863 |
1973 |
673 |
|
Königsgrube 2 (Louise) |
1856 |
1863 |
1969 |
673 |
|
Königsgrube 3 |
1888 |
1891 |
1938 |
541 |
|
Königsgrube 4 (Gustav) |
1903 |
1904 |
1971 |
673 |
|
maximale Förderung 1.771326 t 1965 (Hannover)
durchschnittlich 600000 - 900000 t/a
maximale Förderung 1.060654 t 1937 (Hannibal)
durchschnittlich 700000 - 900000 t/a
maximale Förderung 611232 t 1942 (Königsgrube)
durchschnittlich 400000 - 600000 t/a
Die Bergwerke Bochum bestanden von 1967 bis 1973. Die Förderung aus dem Baufeld Mont Cenis
gelangte unter Tage zum Schacht Constantin 2a und von dort nach Hannover 1/2/5. Der Schacht Mont Cenis 1 wurde noch bis
1283 m tiefer geteuft. Das Baufeld hatte zu dieser Zeit die tiefste Hauptfördersohle im Ruhrgebiet, da man hier in die
tieferen Flöze der Essener Mulde abbaute. Die steil gelagerten Flöze bedingten mehrere Unfälle. 1967 und 1970 starben
jeweils vier Bergleute beim Abrutschen eines Strebförderers und 1971 bei einem Strebbruch durch den hohen Gebirgsdruck
weitere sechs.
-
- Fassadeniss von 1856
-
- Hannover 1/2 im Jahr 1905
-
- Hannover 1/2/5 im Jahr 1908
-
- Hannover 1/2/5 Panorama im Jahr 1924
-
- Hannover 1/2/5 in den 1930er Jahren
-
- Hannover 1/2/5 im Jahr 1943
-
- Hannover 1/2/5 im Jahr 1958
-
- Hannover 1/2/5 im Jahr 1958
-
- Hannover 1/2/5 im Jahr 1960
-
- Schacht 2 und 5 im Jahr 1978 mit Kraftwerk
-
- Schacht Hannover 1/2/5 kurz vor dem Abriss
-
- Lüftergebäude
-
- Dampfmaschine für den Lüfterantrieb
-
- Dampfmaschine für den Lüfterantrieb
-
- Kolben der Dampf- maschine
-
- Eingehauster Ventilator
-
- Hannover Schacht 1 vor der Renovierung
-
- Hannover Schacht 1 vor der Renovierung
-
- Hannover Schacht 1 von Schacht 5 aus gesehen
-
- Hannover Schacht 1 mit Grubenschuhen
-
- Fassadendetail
-
- Fassadendetail
-
- Hannover Schacht 1 Rückseite
-
- Fassadendetail der Rückseite
-
- Ventilator mit Diffusor, vorne die Protegohaube
-
- Entwurfskizze der Koepeförderung
-
- Riss der Koepeförderung im Schacht Hannover 1
-
- Aktulles Prinzip der Koepeförderung
-
- Seiltrommel am Schacht 3 der Zeche Gneisenau
-
- Hannover Schacht 2 Abrissbeginn im Jahr 1938
-
- Hannover Schacht 2 Abriss - als Sicherung nur Fangseile
-
- Hannover Schacht 2 Montage der Turmförderung
-
- Sprengung Hannover Schacht 2
-
- Hannover Schacht 2
-
- Hannover Schacht 2 Infotafel
-
- Hannover Schacht 5 im Jahr 1978
-
- Hannover Schacht 5 mit Nachfüllrohr
-
- Hannover Schacht 5
-
- Zeche Knirps
-
- Zeche Knirps
-
- Schacht Hannover 3 im Jahr 1975
-
- Schacht Hannover 3 im Jahr 1975
-
- Schacht Hannover 3 und 6 im Jahr 1974
-
- Schacht Hannover 3 Jahr 2014
-
- Schacht Hannover 3 Jahr 2014
-
- Schacht Hannover 4 im Jahr 2005
-
- Schacht Hannover 4 Jahr 2005 Jahr 2005
-
- Schacht Hannover 4 Jahr 2005
-
- Schacht Hannover 4 Jahr 2014
-
- Schacht Hannover 6 Jahr 2005
-
- Schacht Hannover 6 Jahr 2005
-
- Schacht Hannover 6 Jahr 2005
-
- Schacht Hannover 6 Jahr 2014
-
- Schacht Hannover 6 Jahr 2014
-
- Siedlung Dahlhauser Heide aus der Luft im Jahr 1926
-
- Siedlung Dahlhauser Heide aus der Luft im Jahr 1992
-
- Siedlung Dahlhauser Heide - typische Häuser
-
- Siedlung Dahlhauser Heide
-
- Siedlung Dahlhauser Heide
-
- Siedlung Dahlhauser Heide Beamtenhof
-
- Eickeler Kolonie
-
- Eickeler Kolonie
-
- Eickeler Kolonie
-
- Beamterhäuser der Eickeler Kolonie
-
- Beamterhäuser der Eickeler Kolonie
-
- Beamterhäuser der Eickeler Kolonie
-
- Beamterhäuser der Eickeler Kolonie
-
- Eickeler Kolonie
-
- Eickeler Kolonie
-
- Eickeler Kolonie
-
- Private Umbauten in der Eickeler Kolonie
-
- Private Umbauten in der Eickeler Kolonie
-
- Eickeler Kolonie erhalte- nes Fertigteilhaus zwischen umgebauten
-
- Natürlich fehlt auch das obligatorische Büdchen nicht
-
- Siedlung Günnigfeld mit Häusern vom Ende des 19. Jahrhunderts
-
- Siedlung Günnigfeld mit Häusern vom Ende des 19. Jahrhunderts
-
- Siedlung Günnigfeld mit Häusern vom Ende des 19. Jahrhunderts
-
- Siedlung Günnigfeld mit Häusern vom Ende des 19. Jahrhunderts
-
- Hannibal 1/3 in den 1930er Jahren
-
- Hannibal 1/3 im Jahr 1942
-
- Hannibal 1/3 im Jahr 1958
-
- Hannibal Schacht 1 kurz vor dem Abriss im Jahr 1974
-
- Hannibal Schacht 1 kurz vor dem Abriss im Jahr 1974
-
- Hannibal Schacht 1 Abriss im Jahr 1974
-
- Hannibal Schacht 1 im Jahr 2004
-
- Hannibal Schacht 1 Infotafel
-
- Hannibal Schacht 1 im Jahr 2014
-
- Hannibal Schacht 1 im Jahr 2014
-
- Hannibal Schacht 3 im Jahr 2022
-
- Hannibal Schacht 3 im Jahr 2005 Revisionsöffnung
-
- Hannibal Schacht 3 im Jahr 2005 Revisionsöffnung
-
- Hannibal Schacht 3 im Jahr 2005 Revisionsöffnung
-
- Hannibal Schacht 3 im Jahr 2022 Entgasung
-
- Hannibal 1/3 Zufahrt im Jahr 2014
-
- Hannibal 1/3 Info Geschichte
-
- Hannibal 1/3 Markscheideplatte
-
- Hannibal 1/3 Kohlewagen
-
- Beamtensiedlung im Jahr 2014
-
- Gaststätte zur Zeit des Leerstands
-
- Krupp-Tankstelle
-
- Krupp-Tankstelle
-
- Schacht Hannibal 2 im Jahr 1881
-
- Schacht Hannibal 2 in den 1920er Jahren
-
- Schacht Hannibal 2 im Jahr 1978
-
- Schacht Hannibal 2 im Jahr 2006
-
- Schacht Hannibal 2 im Jahr 2006
-
- Schacht Hannibal 2 im Jahr 2006
-
- Schacht Hannibal 4 in den 1960er Jahren
-
- Schacht Hannibal 4 im Jahr 2005
-
- Schacht Hannibal 4 im Jahr 2005
-
- Hannibal Wetterschacht vor Neubau Baumarkt
-
- Hannibal Wetterschacht vor Neubau Baumarkt
-
- Hochgezogene Protegohaube im Jahr 2014
-
- Hochgezogene Protegohaube im Jahr 2014
-
- Gasleitung aus dem Schacht
-
- Hannibal Wetterschacht Revisionsöffnung
-
- Zeche Königsgrube im Jahr 1880
-
- Königsgrube im Jahr 1958
-
- Königsgrube im Jahr 1963
-
- Schachtbereich im Jahr 2018
-
- Schachtbereich im Jahr 2018
-
- Königsgrube Schacht Ernestine im Jahr 2003
-
- Königsgrube Schacht Ernestine im Jahr 2018
-
- Königsgrube Schacht Ernestine im Jahr 2018
-
- Königsgrube Schacht Ernestine im Jahr 2018
-
- Königsgrube Schacht Ernestine im Jahr 2018
-
- Königsgrube Schacht Ernestine im Jahr 2018
-
- Königsgrube Schacht Gustav im Jahr 2018
-
- Königsgrube Schacht Gustav im Jahr 2018
-
- Königsgrube Schacht Gustav im Jahr 2018
-
- Königsgrube Schacht Gustav im Jahr 2018
-
- Königsgrube Schacht Gustav im Jahr 2018
-
- Königsgrube Schacht Gustav im Jahr 2018
-
- Königsgrube Schacht Gustav im Jahr 2018
-
- Königsgrube Schacht Luise im Jahr 2018
-
- Königsgrube Schacht Luise im Jahr 2018
-
- Königsgrube Schacht Luise im Jahr 2018
-
- Königsgrube Schacht Luise im Jahr 2018
-
- Königsgrube Schacht Wetterschacht im Jahr 2018
-
- Königsgrube Schacht Wetterschacht im Jahr 2018
-
- Königsgrube Schacht Wetterschacht im Jahr 2018
-
- Königsgrube Schacht Wetterschacht im Jahr 2018
-
- Häuser an der Königsgruber Straße
-
- Häuser an der Königsgruber Straße
-
- Häuser an der Königsgruber Straße
-
- Königsgruber Kolonie
-
- Königsgrube Kolonie
-
- Königsgrube Kolonie
-
- Königsgrube Kolonie
-
- Königsgrube Kolonie
-
- Königsgrube Kolonie
-
- Königsgrube Kolonie
zur Auswahl