Im Jahr 1829 wurde die Gewerkschaft Engelsburg gegründet. Die in ihr konsolidierten Stollenzechen bauten schon seit 1739 in der Berechtsame Kohlen ab. Der Name ist wahrscheinlich von der Fluchtburg der Päpste in Rom abgeleitet. Die Vorgänger werden hier kurz beschrieben. Die nach der Kommunalreform 1926 eigentlich in Wattenscheid liegende Zeche wurde mit dem Walzwerk auf Wunsch des Bochumer Vereins abgetrennt und dem Bochumer Stadtteil Weitmar zugeschlagen.
Von 1755 bis 1775 ist ein Betrieb belegt. Wahrscheinlich war dieser eher ein Abgraben der Kohle. Stollen sind nicht bekannt. Am 19. September 1818 gab es die Vereinigung zum Hauptschlüsseler Erbstollen.
Der Stollen wurde vom Norden aus vorgetrieben und sollte seine Funktion zum Ableiten der
Grubenwässer mehrerer Zechen wie üblich nach einigen Jahren aufnehmen. Von 1767 bis 1771 wurde er ohne offizielle Abnahme
mit vollem Risiko in Bochum-Eppendorf aufgefahren und dann aufgegeben, da kein Flöz erreicht wurde. Ab 1776 begann ein
neuer Vortrieb, diesmal weiter nördlich. Nach über 590 m war 1784 noch kein Flöz erreicht und das Vorhaben wurde aufgegeben.
Die Belegschaft bestand 1783 aus einem Steiger und sechs Bergleuten. Mit dieser Belegschaft förderten produktive Stollenzechen
damals einige Tausend Tonnen Kohle jährlich. Sämtliche Spuren sind durch intensive Überbauung verschwunden.
Von 1818 bis 1828 gab es noch zwei Mutungen im Bereich der nun bekannten Flöze ohne weitere Aktivitäten. 1829 folgte
die Konsolidation zu Ver. Engelsburg.
Der Freiherr vom Stein inspizierte als 1787 als Bergdirektor des preußischen Staates den Stollen. Er regte an durch
eine Bohrung den weiteren Verlauf zu erkunden. In einer Karte von 1792 ist das Bohrloch eingezeichnet.
Nach der Mutung am 19. Oktober 1771 begann lm Folgejahr der Stollenvortrieb. Bis 1796 gab es einen einen regulären Betrieb. 1829 folgte die Konsolidation zu Ver. Engelsburg. Bis etwa 1930 war noch eine kleine Halde als Relikt vorhanden.
Der eigentliche Vorgängerbetrieb von Engelsburg hatte ab 1735 einen Stollen im Ahbachtal, der 1740 400 m lang war. Danach wurde der neue tiefere Stollen angesetzt, der insgesamt 800 m lang wurde. Aus ihm wurde aus zahlreichen kleinen Schächten gefördert. Diese haben keine Spuren hinterlassen. Der Bereich des damals siedlungsfreien Grubenfeldes wurde später mit mehreren Bahntrassen überbaut (Köln-Mindener Bahn und Werksbahnen).
Mit der Nachbarzeche Maria Anna und Steinbank bestand eine enge Verbindung, da der Hauptfinanzier
(Bochumer Verein für Bergbau und Gußstahlfabrikation Actien-Gesellschaft) an beiden Zechen beteiligt war.
Bemerkenswert ist der erste Einsatz einer Fahrdrahtlokomotive unter Tage im Ruhrgebiet 1904. Ab 1939 wurden die noch anstehenden
Fettkohlenvorräte der stillgelegten Zeche General abgebaut. Auch in den angrenzenden Feldern von Iduna,
Friederika konnten Restvorräte gewonnen werden. Dazu kam ein Pachtvertrag mit Carolinenglück. Die eigenen
Vorräte waren durch das kleine Grubenfeld auf Dauer zu gering.
1931 verursachte ein Wassereinbruch aus dem Feld von General eine fünfmonatige Förderunterbrechung. Nur die schnelle
Unterstützung der Nachbarzechen konnte ein völliges Absaufen verhindern. Dies wäre wahrscheinlich das Ende für Engelsburg
gewesen. Weiter unten gibt es eine Dokumentation dazu.
Bei der Seilfahrt ereignete sich 1927 ein Unglück mit fünf Toten. Weitere werden nicht erwähnt. Für eine Zeche dieser
Größenordnung war der Betrieb ungewöhnlich sicher.
1891 kaufte der Bochumer Verein die Zeche und modernisierte sie umfassend. Ab 1902 wurden über Jahrzehnte gute Gewinne erwirtschaftet.
Als Konzernzeche war der Betrieb durch eine sichere Absatzbasis einfacher als bei einer Zeche, die im freien Wettbewerb stand.
Schacht | Teufbeginn | Betrieb | Stilllegung | max. Teufe (m) | Brikettfabrik/Kokerei |
Maschinenschacht 1 | 1834 | 1835 | 1845 | 54 | |
Maschinenschacht 2 | 1841 | 1842 | 1848 | 50 | |
Hector | 1845 | 1848 | 1867 | 156 | 1847 - max. 1867 (K) |
Wilhelmsbank | 1867 | 1868 | 1878 | ca. 203 (t) | |
Engelsburg 1 | 1873 | 1875 | 1961 | 664 | 1840er - 1884 (K) |
Übelgünne | 1885 | 1886 | 1959 | 664 | |
Engelsburg 2 | 1907 | 1909 | 1961 | 884 | 1898 - 1960 (B) |
Freies Feld | ab 1904 | 1917 | 144 | ||
Engelsburg 3 | 1986 | 1958 | 1961 | 652 |
maximale Förderung 869010 t 1929
durchschnittlich 500000 - 800000 t/a
Die Nachbarzechen von Engelsburg waren alle untereinander durch Querschläge verbunden. So konnten ungünstig anstehende Flözpartien mit Pachtverträgen abgebaut werden. Diese Bereiche wurden nach dem Auskohlen mit einfachen Dämmen vom aktven Grubengebäude abgetrennt um unerwünschte Wetterströme zu vermeiden. Erst mit der Stilllegung wurden starke Dämme gesetzt, die das Übertreten des steigenden Grubenwassers verhinderten. Die Lage der Dämme zeigt das folgenden Profil. Die beiden Dämme rechts sicherten das Standwasser von Maria Anna und Steinbank. Es werden auch die unterschiedlichen Teufen der Sohlen deutlich. Sie sind alle geringer als die von Engelsburg. Im Grundriss der vom Wassereinbruch betroffenen Grubenbaue drang das Wasser im Bereich des nicht mehr zugänglichen Damms in die abgebauten Flözbereiche ein. Der Versatz hatte sich noch nicht stark verdichtet. So konnte das Wasser leicht bis zum Querschlag nach Norden durchsickern und dabei Versatzmaterial ausschwemmen bis es zum schlagartigen Durchbruch kam. Der gesamte Vorgang dürfte sehr langsam über abbaubedingte Risse im Bereich der kleinen Störungen gelaufen sein. Die Dämme waren 1928 sehr sorgfältig gesetzt worden wie die zu den anderen Stillstandsbereichen. Diese hatten alle trotz 50 - 75% höherer Wasserdrücke bis zu 20 Jahre gehalten.
Wasserdämme
Bereich Wassereinbruch
Nach dem Ende des Abbaus der Esskohlen wurde die Verbindungsstrecke mit einem einfachen Damm verschlossen.
Nur ein Rohr blieb offen um einen möglichen Wasseranstieg festzustellen. Anfang März gab es einen Anstieg der Wassermenge. Kurz
danach ging das Wasser auf Normalwerte zurück. Der fünf Meter breite Damm wurde am 11. März zur genaueren Erkundung geöffnet.
In der Nacht von 12. auf den 13. März wurde ein Anstieg von CO2 gemessen. Bei der Erkundung
brach gegen zwei Uhr eine große Menge Wasser ein. Sofort wurden alle Bergleute aus der Grube geholt. So kam es zu keinen
Todesfällen.
Die ersten Tage traten etwa 100 - 120 m³/min über. Am 16. März waren es noch 45 m³/min. Das Wasser lief durch den Diagonalquerschlag
zu den Schächten und stürzte zu der 220 m tiefer liegenden siebten Sohle ab. Die elektrischen Pumpen der Wasserhaltung fielen
sofort aus. Das dauerhafte Fluten der sechsten Sohle wäre der wirtschaftliche Ruin für Engelsburg gewesen. Am 2. Mai
wurde der höchste Wasserstand mit knapp 17 Metern über der sechsten Sohle gemessen. Nur durch die schnelle Hilfe der Nachbarzechen
sank er danach. Auf Friedlicher Nachbar wurden pro Minute zehn m³ Wasser aus dem Feld Hasenwinkel gezogen. Bis
das Niveau des Durchbruchs erreicht war floss glücklicherweise wenig Wasser über frühere (nun abgedämmte) Strecken in das
Grubenfeld von General.
Wesentlich zum Gelingen der Sümpfung war die fünfte Sohle. Nachdem hier Verbindungen durch alte Blindschächte zur sechsten Sohle
für das Wasser blockiert waren wurden neue Pumpen aufgestellt. Auch im noch offenen Füllort der dritten Sohle wurden zwei
Pumpen für eine Zwischenwasserhaltung bis zum 19. April installiert. Zusammen mit diesen gelang das Sümpfen der tieferen Sohlen.
Wegen der langen Lieferzeiten für neue Pumpen kamen nur gebrauchte Pumpen und Ersatzteile zum Einsatz, die von Nachbarzechen
bereit gestellt wurden. Die Zeche Heinrich in Essen-Überruhr konnte zwei starke Pumpen abgeben. Sie stammten aus der
übernommenen Zeche Johann Deimelsberg. Die nötige Aufarbeitung konnte innerhalb von sechs Tagen (inklusive Bearbeitung
der Pumpenwelle beim Hersteller in Leipzig) beendet werden. Die Pumpen blieben dauerhaft auf der fünften Sohle. Die benötigten
neuen Steigleitungen konnten Prinz Regent (900 m neuwertig von der 1926 stillgelegten Zeche Wiendahlsbank) und
Carl Friedrich (nach der Übernahme durch Prinz Regent im Jahr 1926 nicht mehr benötigt) liefern.
Wegen Platzmangels kam im Schacht 2 eine Pumpenbühne zum Einsatz. Zwei Pumpen mit 2 m³/min und eine mit 5 m³/min konnten
flexibel eingesetzt werden. Es waren kleine Ausführungen der heute üblichen Tauchpumpen. Die Antriebsmotoren kamen von
Carolinenglück und Kaiser Friedrich in Dortmund. Eine weitere Pumpe wurde in einen Blindschacht eingebaut.
Neben der schnellen Beschaffung der Pumpen gab es ein weiteres Problem. Die vorhandenen liefen mit Spannungen von 2 kV, die
neuen mit 5 kV. Dazu wurde ein provisorischer Transformatorenraum eingerichtet. Als Glücksfall erwies sich die erst wenige
Monate zuvor hergestellte 10-kV Leitung vom Kraftwerk Prinz Regent. Es belieferte alle Zechen der Vereinigten Stahlwerke
in Bochum mit Strom. So konnte der Zukauf von Strom bei der VEW vermieden werden. Es wurden lange Zeit bis zu 9000 kW benötigt.
Das Kraftwerk lief daher monatelang mit 95% Kapazität.
Insgesamt wurden von Friedlicher Nachbar und Engelsburg rund sechs Millionen m³ Wasser abgepumpt. Wahrscheinlich
wäre ohne den Verbund der Vereinigten Stahlwerke die Rettungsaktion nicht möglich gewesen. Der weitere Betrieb konnte auch
nur in diesem Verbund laufen, da die entstandenen Kosten nie kompensiert wurden und auch keine Gewinne erzielt erzielt wurden.